Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 10/2000  
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Herbstfreude

Ein wunderschöner September liegt hinter uns. Sicherlich haben viele Menschen die wahre „Pilzschwemme” bemerkt und bei erholsamen Waldspaziergängen auch noch nebenbei reichlich Pilze gefunden.

In unseren Gärten hängen in diesem Jahr die Apfelbäume zum Brechen voll. Wer noch alte Apfelbäume als Hochstamm hat, erntet dieses Jahr wirklich zentnerweise Äpfel. Also: essen, essen, essen! Äpfel schmecken paradiesisch gut, das wussten schon Adam und Eva. Ungespritzte Äpfel aus dem eigenen Garten oder vom Biobauern schmecken am besten.

Früher galt Obst als wenig Nahrhaft, es sei nur Wasser darin. Obst wurde als Zierde auf Obstschalen dekoriert und Maler machten die wunderbarsten Stillleben mit Obst und Blumen. Später wurde dann der Vitamin C-Gehalt hervorgehoben, wobei Äpfel diesbezüglich nur ein Mittelmaß bieten. Inzwischen sind die bioaktiven Substanzen in aller Munde. Biophenole heißen die Substanzen, die für uns so wertvoll sind. Für die Gartenfrüchte gilt generell: Sie sind besser im Vorbeugen als im Heilen. Seit festgestellt wurde, dass im Labor hergestelltes Vitamin C keinen Apfel und keine Orange ersetzen kann, interessiert man sich mehr für die Begleitstoffe, die Biophenole.

Jede Pflanze, ob Obst, Gemüse oder Getreide, hat sie. Manche Früchte speichern fünfmal so viele von ihnen, wie Gemüse. Die meisten Biophenole vertragen Hitze unbeschadet, sie stecken also sogar noch im Apfelkompott oder im Gelee.

Ein Apfel täglich - und dein Doktor hungert unsäglich! Die ist ein alter Spruch, aber brandaktuell.

Apfel essen beruhigt den Magen, hilft bei Durchfall und bei Verstopfung. Äpfel essenstärkt die Abwehr gegen Viren und schützt vor Erkältungen. In den Apfel beißen schützt vor Karies und zahnfleischbluten. Sogar Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerte werden positiv beeinflusst. Sie entlasten die Galle, Leber und Nieren. Äpfel beruhigen die Nerven und fördern die Konzentration, kurbeln den Stoffwechsel an und putzen die Blutgefäße. Äpfel reichlich genossen beugt Herzinfarkt vor, lindert Rheuma und Gicht und entschärft Krebs auslösende Stoffe. Wer einen Apfelbaum gepflanzt hat, und das sollte jeder Gartenbesitzer unbedingt tun, kann seiner Familie sehr viel Gesundheit bieten und schmackhafte Speisen zubereiten.

Alle Jahre wieder freue ich mich über die schöne Herbstfärbung der Sträucher und Bäume. Wundersamer Weise passen die Herbststauden mit ihren warmen Rosa-, Violett- und Blautönen genau richtig dazu. Plötzlich welken die Funkien, glühen im reinsten Gold, daneben die Kissenastern in kräftigem Lila und in Weinrot. Viele hundert kleine Myrthenaster Blütchen im hellsten Blau mischen sich unter die Blütenstengel der rosafarbenen Herbstanemone. Alle Herbstblüten werden von Schmetterlingen, Bienen, Schwebfliegen und Hummeln besucht. An anderer Stelle leuchtet das Laub des Kuchenbaums (Cercidiphyllum) in gelborange. Sein absterbendes Laub duftet nach süßem, frisch gebackenem Kuchen. Daneben der rotrindige Hartriegel, der sein Laub bereits abgeworfen hat. So leuchten seine Zweige wie rot lackiert. Eine Pflanze, die mich jedes Jahr aufs neue begeistert, ist die Fetthenne. Ihre Blüten werden erst im Frühjahr abgeschnitten, denn im Winter schmücken sie noch in ihrem dunklen Braun die Rabatte. Diese Sorte heißt Herbstfreude, der Name passt sehr gut, finde ich.

An einer Stelle des Gartens habe ich einige Sämlinge der wilden Balsmine stehen lasen. Sie blühen mit ihren Frauenschuh-ähnlichen Blüten bereits seit Wochen. Gerne beobachte ich, wie die Hummeln sich in die Blüten zwängen. Bei leisester Berührung springen die Samenkapseln auf und viele Samen werden herausgeschleudert. So wird garantiert, dass im nächsten Jahr wieder viele Balsaminen wachsen.

In den milden Herbsttagen macht die Gartenarbeit so richtig Spaß. Für geplante Gartenumgestaltungen oder Neubepflanzungen ist jetzt die richtige Zeit. Wer seine Gartenzäune dicht hat, kann in Vorfreude auf eine farb- und artenreiche Frühlingsblumenrabatte, jede Menge Schneeglöckchen, Krokusse, Tulpen und Narzissen in der Erde verstecken, wie ich sage. Besser ist natürlich, die Pflanzstelle zu markieren, dann sind die Blumenzwiebeln nur gesteckt - nicht versteckt.

Bevor die Gartenschläuche zusammengerollt in den Schuppen kommen, nicht vergessen, vorher die wintergrünen Gehölze wie Koniferen, Rhododendren, Azaleen, Buxus, Ilex, auch Efeu und Immergrün gründlich zu wässern, damit sie im Winter nicht vertrocknen.

Ich habe in meinem sehr dicht bepflanzten Garten drei Igelunterschlupfe eingerichtet. Etwa Anfang Juli konnte ich eine „Igelhochzeit” beobachten. Erst Anfang September habe ich durch einen Zufall die Igelmutter mit zwei Jungen gefunden. Seitdem füttere ich sie regelmäßig, weil die Jungen noch sehr winzig waren. Das Näpfchen stelle ich dicht vor den Unterschlupf, zwischen 18 und 19 Uhr, weil Igel nachtaktiv sind. Manchmal beobachte ich, wie sie schmatzend fressen. Dass Igel Äpfel fressen, ja dieses sogar auf dem Rücken aufgespießt in ihren Unterschlupf tragen, ist ein Märchen. Wer also meint, im Garten liegen jetzt genügend Äpfel, da können die Igel sich satt fressen, ist im Irrtum. Igel fressen Insekten wie Schnecken, Würmer, Käfer, Spinnen und Mehlwürmer. Allerdings sind Schnecken und Regenwürmer leider Überträger von Lungen- und Darmwurm. Werden Igel in Pflege genommen, werden sie nicht nur entfloht, sondern auch gegen den Saug - und den Lungenwurm geimpft. Richtiges Aufbau- und Unterstützungsfutter für Igel ist eine reichhaltige Futtermischung aus gekochtem Geflügel oder Rindfleisch, etwas gekochtem Ei, etwas Quark, etwa Hunde- oder Katzendosenfutter, auch Gräten freier Fisch (roh, gekocht, ungesalzen). Als Beigabe eignet sich süßes Obst wie zerkleinerte Bananen oder Weintrauben aber auch ungeschwefelte Rosinen, kleingehackte Nüsse, wenige Brekkies. Als Ballaststoffe mischt man Hundegemüseflocken oder rohe Haferflocken unter. Zum Schluss pro Tier ein Tropfen Multivitamin und eine halbe Zerdrückte Tablette Calcipot.

Verboten sind: gesalzene und gewürzte Speisen, Süßigkeiten, Kuchen, Pudding, Speisereste, rohe Eier, Innereien, rohes Schweinefleisch und Milch. Milch führt zu Durchfall und Darmentzündung. Bitte nur Wasser zum Trinken hinstellen.

Für die Igel gibt es also ein richtiges Menü und der Aufwand ist groß. Aber wer ein richtiger Tierfreund ist, der macht das gerne für die Meckis!!!

Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten!

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