Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 11/2000  
November 2000 Home  |  Archiv  |  Impressum


Geschichten aus dem Müggelwald

Zoff mit den Wildschweinen

Zeichnung: Claudi aus der Tongrube
„Ich bin ein Kampfhund, ich bin ein Kampfhund!” Familie Wildschwein machte ihren alltäglichen Spaziergang durch den Müggelwald. „Vater, hörst du, was die Kinder da singen? Wer hat ihnen diesen Unsinn beigebracht?”, fragte die Wildschweinmutter besorgt ihren Mann.

„Nun reg dich nicht auf, wir kriegen das schon wieder in die Reihe. Ich habe für heute Abend ein Treffen auf der großen Wiese organisiert. Ich hoffe, es werden viele Tiere kommen. Dann werden wir darüber sprechen und überlegen, was zu tun ist.”

Mutter Wildschwein war erst einmal beruhigt. Sie versuchte den Spaziergang mit der Familie zu genießen.

„Ich bin ein Kampfhund, ich bin ein Kampfhund”, sangen fröhlich die Wildschweinkinder. „Hört endlich auf”, schrie die Wildschweinmutter, „ich kann es nicht mehr hören. Ihr seid Wildschweine, Tiere des Waldes, und keine Hunde.”

Am Abend wurde es sehr unruhig im Müggelwald. Viele Tiere waren unterwegs. Der verabredete Treffpunkt, die große Wiese, war schon gerammelt voll.

Es waren alle da. Die Vögel, die Käfer, Füchse, Eichhörnchen, Hasen und Igel, die Wildschweine und sogar die Wildgänse, die hier ihre Rast machten vor dem großen Flug in den Süden.

„Ich habe vom Fuchs gehört”, begann der Wildschweinvater seine Rede, „dass die Menschen aus dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes, die Wildschweine nicht mehr haben wollen. Sie sagen, wir verwüsten ihre Gärten, wir bereichern uns an ihren Mülltonnen und wir würden die Menschen bedrohen. Sie haben Angst vor uns. Sie sagen, wir sollen verschwinden. Ich fange gleich an zu heulen, weil ich riesig traurig bin. Wo sollen wir denn hin? Der Wald ist unser Zuhause. Wir haben immer schon hier gelebt. Ich habe lange darüber nachgedacht, aber vielleicht will man uns sogar töten?”

Es war ganz still auf der Wiese.

Plötzlich rief ein Marder: „Also erst einmal möchte ich wissen, woher ihr diese Nachricht habt, dass ihr verschwinden sollt?”

„Es war der Fuchs, der hat es von den Menschen gehört, als sie sich unterhielten. Sie haben auch noch etwas von Kampfhunden gesagt. Wir wären auch so eine Plage die man bekämpfen müsse.”

„Was sind denn Kampfhunde”, riefen die Tiere, „leben die auch im Wald?”

„Nein, Kampfhunde sind Tiere, die die Menschen gezüchtet haben”, sagte der Fuchs, „sie werden von den Menschen zum Kampf benutzt und sie töten manchmal auch Menschen.”

„Na, das ist ja eine Frechheit”, schrieen die Tiere, „wie kann man Wildschweine mit Kampfhunden vergleichen. Wir haben noch nie gehört, dass ein Wildschwein einen Menschen getötet hat.” „Unmöglich - Frechheit - mir reichts!!!” Alle Tiere brüllten durcheinander.

„So, nun beruhigt euch erst einmal. Was wollen wir also machen?”, fragte der Wildschweinvater. Die Tiere überlegten, dann machten sie Vorschläge.

„Wir könnten eine Konferenz machen.” „Wir könnten eine Kommission bilden.” „Wir könnten einen Appell an die Menschen richten.” „Wir könnten Gesetze erlassen.”

„Gut”, sagte der Wildschweinvater, „wir werden darüber nachdenken. Im Januar treffen wir uns wieder. Bis dahin haben wir viel zu tun. Ihr wisst ja, worum es geht.”

„Ja”, schrieen die Tiere, „wir wollen in Ruhe und Frieden zusammen mit den Menschen in unserem Müggelwald leben.” „Ob die Menschen das wohl auch wollen”, fragte sich eine kleine Ameise und machte sich auf den Heimweg. Ingrid Zweiniger

Viele weitere Geschichten und Märchen aus dem Müggelwald und für Müggelkinder im Überblick finden Sie im Archiv des Müggelheimer Boten!

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