Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 11/2000  
November 2000 Home  |  Archiv  |  Impressum



Peu à peu wird der alte Schornstein abgeknabbert. Doch der will nicht so richtig, windet sich - und gerät immer wieder in arge Schräglage. Fotos: Jacobius

Spannung und Aufregung um Supermarkt-Baustelle

Er wackelte, wankte und wackelte und - fiel dennoch nicht um. Der Abriss des alten Schornsteins hinter dem Supermarkt entwickelte sich zum reinsten Krimi. Immer wieder kam der lange Lulatsch ins Wanken, als der Abrissbagger ihn mit dem Betonkneifer stückchenweise kürzen wollte. Wie ein gefräßiges Dinosauriermaul sah der Kneifer aus, als er sich mühsam seinen Weg über die aufgeschüttete Rampe bahnte.

Der Start-Zeitpunkt musste ständig wieder verschoben werden, weil der Greifarm noch nicht an das oberste Gelände des Turmes herankam und die Rampe weiter aufgeschüttet werden musste. Als es schließlich reichte, geriet der ganze Turm immer wieder in solche Schräglage, das so manche Augen der angrenzenden Ladenbesitzer sich vor Entsetzen weiteten. Doch es ging alles gut. Inzwischen ist von dem Schandfleck nichts mehr übrig. Schornstein, Mauer und Heizhaus sind Opfer des gefräßigen Abriss-Dinosauriers geworden.

Doch nicht alle freuen sich über die Bauarbeiten. Ladenbesitzer vom Müggelhof klagen beispielsweise über die fehlenden Parkplätze. „Es sieht für uns sehr böse aus, es kommen kaum noch Kunden zu uns. Wenn sie sehen, sie können nicht parken, düsen sie einfach weiter“, klagt Hilmar Krüger von „Uhren, Schmuck, Geschenke Krüger”. Im September hätten sie bereits 50 Prozent weniger Umsatz als normalerweise gemacht. Der Oktober sehe noch schlimmer aus. Er und seine Frau sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Jetzt wollen sie mit dem Hausverwalter Brumm & Rott über mögliche Mietnachlässe verhandeln.

Für Supermarkt-Inhaber Patrick Leher ist das ein notwendiges Übel. „Der Parkplatz ist schon immer mein Gelände gewesen, dass die anderen mitbenutzt haben. Wenn ich ihn jetzt nicht in das Bauvorhaben einbeziehe, kann das gesamte Areal nicht vernünftig saniert werden”, erläutert er. Außerdem könne er nicht verstehen, warum dann nicht wenigstens die Ladenbesitzer und deren Angestellte ihre Wagen woanders parken, um den wenigen Platz wenigstens den Kunden zur Verfügung stellen zu können. Dennoch macht er sowohl Kunden als auch Ladenbesitzern Hoffnung. Der neue Parkplatz solle noch vor dem Frost etwa Mitte November fertig gestellt sein, er müsse nur noch planiert und gepflastert werden. Dann könne ein Teil des neuen Parkplatzes auch sofort genutzt werden.

Doch auch die fußläufigen Senioren haben es momentan nicht leicht, was die Versorgung mit Lebensmitteln anbelangt. Immer wieder gibt es Beschwerden über das geringe Angebot in der Notverkaufsstelle von Superspar. Und auch darüber, dass etliche Sachen überhaupt nicht nötig wären, weil es sie bereits in anderen Läden gebe. „Wir haben bestimmte Dinge schon nachgelistet und zusätzlich ins Sortiment aufgenommen”, sagt Leher. Alles könne er leider nicht anbieten, aber wenn es für einzelne Produkte eine große Nachfrage gebe, könne er sie noch mit ins Sortiment aufnehmen. „Wenn ich aber nichts weiß, kann ich nichts machen”, bedauert er die schlechte Nutzung seines Kunden-Briefkastens. Jeder könne auch seinen Verkäuferinnen Bescheid sagen. Nur den Lieferservice kann er zurzeit nicht anbieten, aber der käme wieder, wenn der neue Laden wieder eröffnet sei. „Aber wir können einen Lieferservice vermitteln, der auch das volle Sortiment im Angebot hat”, bietet er an.

Apropos Eröffnung. Das Datum 31. Januar auf dem Bauschild führt die Müggelheimer in die Irre. An diesem Tag soll lediglich der Laden vom Bauträger übergeben werden, sofern alles glattgeht und zu früher Frost keinen Strich durch die Zeitplanung macht. „Aber dann brauchen wir noch mindestens 14 Tage, um den Laden einzurichten”, sagt Leher. sip

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