Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 11/2000  
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Jäger blasen wieder zur Hatz

Hubertustag, der Feiertag der Grünröcke

Herbstzeit - Jagdzeit. Wenn sich das Laub langsam verfärbt, beginnt die Zeit der großen Jagd auf Schwarz- und Rehwild und auf Meister Reineke. Alljährlich am 3. November huldigen die Jäger ihrem Schutzpatron, dem heiligen Hubertus. Rund um dieses Datum herum gibt es viele Jagden und Feiern der Grün berockten - immer umrahmt von Klang der Jagdhörner, gewürzt mit viel Jägerlatein und einem kräftigen Schluck Kräuterschnaps.

Lang, lang ists her, dass der Heilige Hubertus in die Annalen der Geschichte einging - etwa 1300 Jahre. Doch den Jägern ist er nach wie vor lebendig. Hubertus lebte einst am Hofe des fränkischen Königs Theoderich III., wurde Bischof von Maastricht und Lüttich und war ein leidenschaftlicher Jäger. Zumindest bis zu dem Tag, als bei der Pirsch vor ihm plötzlich ein Hirsch auftauchte, der ein leuchtendes Kreuz zwischen den Geweihstangen trug. Von nun an ließ er die Jagd sein und tat nur noch Gutes. Die Begegnung mit dem Hirsch war Auslöser für das noch heute geltende Jagdrecht: Danach gilt, die Jagd nie wild und zügellos, sondern waidgerecht auszuüben.

Anlässlich des Hubertustages blasen die Jagdhornbläser wieder in ihre Hörner. Foto: Jacobius
„Die Jagd dient heutzutage nicht mehr nur dem gesellschaftlichen Ansehen. Die Achtung vor der Kreatur steht im Vordergrund. Da es heute kaum noch Regulatoren bei den großen Waldtieren gibt, müssen die Menschen einfach eingreifen”, erklärt Klaus Pogrzeba, Leiter des Forstamtes Friedrichshagen. Gerade die Wildschweine seien in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem Problem geworden. Auch durch die Nähe zur Stadt. „Dadurch haben sie immer genug zu Fressen, auch im härtesten Winter, durch den der Bestand ansonsten reguliert wurde”, meint der Waidmann. Rund 300 Schwarzkittel wurden in seinem Bereich rund um den Großen Müggelsee im vergangenen Jagdjahr zur Strecke gebracht. 110 Wildschweine wurde zusätzlich noch auf der Straße erlegt - von Autos.

Pogrzeba kann nicht verstehen, dass die sogenannten Tierschützer zwar gegen die Jagd wettern, aber kein Konzept anböten, wie Natur und Tierwelt in Einklang zu bringen sind ohne Regulatoren. Seiner Meinung nach betreiben Jäger aktiven Naturschutz. Sie ernten nicht nur den Fleischüberschuss in der Natur, sondern sorgen auch dafür, dass sich die Schäden in Wald und Flur in Grenzen halten. Vor allem Rehwild sorgt durch Verbiss (Anknabbern) an jungen Bäumen und Sträuchern für große Schäden. „An den Schäden am Baumnachwuchs erkennen die Revierförster, ob ein Überschuss an Rehwild vorhanden ist oder nicht. Danach bemisst sich die Abschusszahl”, weiß er. Rund 60 Rehe wurden von den Waidmännern im zurückliegenden Jagdjahr im Forstamt Friedrichshagen geschossen, 40 zusätzlich von Autos zur Strecke gebracht. Dies sei genau die richtige Zahl. Denn den jetzigen Bestand an Rehwild würde der Wald problemlos verkraften. Beim Schwarzwild sei immer noch ein Überschuss vorhanden, so Pogrzeba. Hier müsste mehr geschossen werden.

Im Moment darf ohnehin fast alles geschossen werden, bis auf Rehböcke, die bis zum 1. Mai Schonzeit haben. Wenn die Jäger etwas zur Strecke gebracht haben, zeigen sie es voller Stolz. Nicht nur in natura, sondern auch in Form eines an den Lodenhut gehefteten Zweiges, den „Bruch”. 25 Jäger sind rund um den Großen Müggelsee unterwegs. Normalerweise jeder für sich, vor allem dann, wenn der Vollmond gutes Büchsenlicht gibt. Aber zu besonderen Anlässen, wie dem Hubertustag, gehen auch mal alle gemeinsam auf Jagd - mit zünftigem Zusammenkommen vorher und nachher.

Übrigens wird das geschossene Fleisch auch verkauft, in erster Linie an Restaurants und den Einzelhandel. Zurzeit sind die Fleischkammern allerdings fast leer, weil die Saison gerade erst eröffnet wurde. Außerdem gibt es in den Revierförstereien auch Kaminholz, Tannengrün oder den Kratzbaum für die Katze zu kaufen. Revierförster sind auch Ansprechpartner bei Reiterlaubnissen, Waldführungen, Genehmigungen für Veranstaltungen und Filmarbeiten. Um noch publikumsfreundlicher zu werden, haben alle Revierförstereien und Forstämter jetzt die wöchentliche Sprechstunde auf nachmittags verlegt. Jeden Dienstag von 14 bis 18 Uhr stehen die Förster Interessierten zur Verfügung. sip

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