Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 11/2000  
November 2000 Home  |  Archiv  |  Impressum


„Ich bin in Athen dabei”

Bronzejunge Lars Kober wieder aus Sydney zurück

Erwartet hat er nicht viel, aber doch wohl ein Fünkchen Hoffnung gehegt. Letztlich hat er den Sprung aufs Siegertreppchen geschafft und kam mit einer Bronzemedaille nach Hause. Lars Kober, der Müggelheimer Kanute, belegte bei den Olympischen Spielen in Sydney den dritten Platz im Canadier-Zweier auf der 1000-Meter-Strecke.

Bescheiden ist er, großen Rummel um seine Person will er gar nicht haben. Dennoch steht ihm der Stolz ins Gesicht geschrieben, wenn er von Sydney redet. Dreimal war er in diesem Jahr in Australien, um sich auf Olympia vorzubereiten - jeweils sechs Wochen lang. Das Trainingslager der 20-köpfigen Kanu-Nationalmannschaft lag direkt am Strand. Trainiert wurde aber auf einem nahe gelegenen, stillen Bergsee. „Es war neben dem jährlichen Trainingslager in St. Moritz das Schönste, das wir je hatten“, ist der 23-Jährige noch immer begeistert.

Das Medaillentrio vom Sportclub Berlin-Grünau: Stefan Ulm holt Gold im K4, ebenso wie das „Goldmädel” Birgit Fischer, Lars Kober holte Bronze im C2 (von Links). Foto: Winkelmann
„Alle sagen, es sei von der Organisation und der Stimmung her die beste Olympiade überhaupt gewesen. Das wird nicht mehr zu erreichen sein“, sagt Kober wehmütig. Er hat die Australier als unheimlich sportbegeistert kennengelernt. Wildfremde Menschen haben ihn auf der Straße begrüßt und Glück für die Wettkämpfe gewünscht. „Das war schon ein tolles Gefühl”, schwärmt er immer noch.

Nach dem Ausscheiden des Favoriten Lutz Liwowski im Einer durch Fehlstart, ging er mit seinem Partner Stefan Uteß ins Rennen. Angst vor einem ähnlichen Fauxpas hätten sie nicht gehabt, aber hochkonzentriert seien sie gewesen, damit ihnen das nicht auch passiere. „Am Start denkt man eigentlich an gar nichts mehr. Da ist nur die volle Konzentration angesagt. Die Aufregung ist in den Stunden davor riesig. Wenn ich erst einmal auf dem Wasser bin, bin ich wieder ruhig“, sagt der Kanute.

Mit nur 14 Hundertstel Sekunden verschlugen Kober und Uteß das russische Team auf den vierten Platz und holten sich Bronze. Ihr Trick: „Wir fahren die ganze Zeit ein gleichmäßiges Tempo, während die anderen volle Pulle loslegen und am Ende völlig abfallen.“ Während viele Menschen bangten, war für ihn völlig klar, dass sie sich noch weit nach vorne paddeln würden.

Im Anschluss an die Olympischen Spiele machte Kober erst einmal zwei Wochen Urlaub in Australien. Auch jetzt, wohlbehalten wieder in Müggelheim, macht der 23-Jährige noch Urlaub - zumindest vom Training. Sein Können muss er Mitte November erst einmal auf anderem Gebiet unter Beweis stellen. Dann stehen die Abschlussprüfungen für sein Fernstudium zum „Sport- und Tourismusmanager“ an.

„Für den regelmäßigen Besuch einer Universität hätte ich keine Zeit. Aber ein Fernstudium kann ich machen, egal, wo ich auf der Welt bin”, sagt er. Da auch ein richtiger Beruf zur Zeit nicht in Frage kommt, ist er, wie viele andere deutsche Spitzensportler, Angestellter in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. So kann er regelmäßig trainieren und ist trotzdem nicht mittellos.

20 bis 25 Stunden trainiert Kober pro Woche. Im Sommer überwiegend auf dem Wasser, im Winter beim Laufen, Radfahren und Skilanglaufen. Nach seiner Prüfung will er auch langsam wieder anfangen, mit einer Stunde Training pro Tag. „Das Problem ist, dass der Kopf erst einmal wieder frei werden muss von dem ganzen Erlebten”, sagt er.

Die schönste Paddelstrecke ist für den Kanuten nach wie vor die Große Krampe. Das Gewässer, auf dem er einst als achtjähriger Steppke angefangen hat. 1987 stieg er bereits auf den Canadier um. Was er den jungen Kanuten rät, die vielleicht auch einmal hoch hinaus wollen: regelmäßig trainieren, Spaß am Sport haben und ihn richtig lieben, so dass man ihn auch richtig ausleben kann. Etwa mit 14 Jahren, meint er, sei es an der Zeit professioneller zu werden und richtig ausgebildete Trainer zu haben. Das war auch der Zeitpunkt, an dem er nach Grünau gewechselt ist.

Der junge Mann, der erst seit drei Jahren mit seinen Eltern in Müggelheim wohnt, ist dennoch mit unserem Ort eng verwachsen. Schon als Kind kam er regelmäßig vom Allende-Viertel zum Training hierher. Und noch heute liebt er die Mischung aus Wald, Wasser und der Nähe zur Stadt. Diese Verbundenheit will er auch nicht lösen. Was auch daran zu sehen ist, dass er gerade mächtig am Bauen ist. Im Weg E entsteht sein Haus, das er hofft, Ende des Jahres fertig zu haben. Übrigens: Auch in Australien hat sich der Kanute regelmäßig über seinen Heimatort informiert. Via Internet klickte er sich in den Müggelheimer Boten. „Ist schon witzig, wenn man im heißen Australien von den Wildschweinsorgen der Müggelheimer liest“, schmunzelt er.

Für Hobbys bleibt dem sympathischen jungen Mann kaum noch Zeit. Prüfung, Hausbau und bald wieder das tägliche Training sind Herausforderung genug. Generell schwärmt er aber für alles, was irgendwie mit Wasser und Natur zu tun hat.

Und was ist mit Olympia 2004 in Athen? „Ich bin auf jeden Fall wieder dabei!“ sip

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