Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 01/2001  
Januar 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Nachrichten aus Gosen

Backofen soll an alte Zeiten erinnern

Der Startschuss für die Sanierung der alten Schule an der Eichwalder Straße ist gefallen. Seit Anfang Dezember wird an dem Haus gewerkelt. Fertig sein soll es bereits im Mai.

Während im Dachgeschoss zwei attraktive Wohnungen entstehen, soll im Erdgeschoss eine kleine Heimatstube eingerichtet werden. „Dort wird die Geschichte unseres Ortes beschrieben. Aber das Haus wird auch Tagungsort des Gosener Heimatvereins sein”, sagt Bürgermeister Horst Buch. Er will das gesamte Gelände wieder attraktiv machen.

Repro eines historischen Fotos von einem Backofen in Gosen.
Den Höhepunkt der Sanierung plant er für das Ortsjubiläums im kommenden Jahr. Wenn Gosen im Jahr 2002 auf eine 250-jährige Geschichte zurückblicken kann, soll auch einer der einst an jedem Straßenende stehenden Backöfen wieder aufgebaut sein - auf dem Grundstück der alten Schule.

In den „Gosener Dorfgeschichten”, herausgegeben vom Heimatverein Gosen, steht beschrieben: „Die Haupttransportmittel waren lange Zeit kleine Handwagen und Holzkarren, weil man sie auf schmalen Wegen benutzen konnte. Ging es auf schwieriger Strecke mal bergan, so mussten von vorne ein bis zwei Leute mit Hilfe von Stricken kräftig ziehen. Vor allem musste sehr viel Reisig auf den Gehöften angefahren und geschichtet werden, weil die Backöfen, die am Ende jeder Straße standen, nur mit gut ausgetrocknetem Kiefernreisig angeheizt wurden. Die ersten Bäckereien entstanden wohl erst Ende des 19. Jahrhunderts. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde viel in den Öfen gebacken, zumeist Brot. Leider steht heute kein einziger Backofen mehr. Zu den Festtagen war etliche Tage vorher immer Hochbetrieb, denn jeder wollte noch rechtzeitig viel Kuchen backen und auch den Festtags- oder Weihnachtsschmaus braten.

In der Vorweihnachtszeit war die Luft erfüllt vom Geruch frischgebackenen Kuchens und große, wohlschmeckende und weithin duftende Brotlaibe verließen von vier Uhr morgens bis in die späten Abendstunden die Backöfen am Ende jeder der vier Straßen des Kreuzdorfes Gosen. Die Backöfen gehörten zu keinem Gehöft, sondern dem ganzen Dorf. Die Gosener Frauen benutzten dem alten Brauch folgend diese Backöfen. Vor Festtagen, wenn Hochkonjunktur war, entschied das Los über die Reihenfolge beim Backen. Gemeinsam und fröhlich arbeiteten die jeweils bestimmten Parteien an den Backöfen miteinander und ein herrlicher Duft zog über das Dorf, wenn in Gosen zur Vorweihnachtszeit gebacken wurde.”

Der Heimatverein will mit seinen Gosener Dorfgeschichten Interessantes, Alltägliches, Wissens- und Bewahrenswertes aus Vergangenheit und Gegenwart Gosens allen Interessierten mitteilen. Bis zur 250-Jahr-Feier soll ein kleiner Sammelband mit Gosener Geschichten fertiggestellt sein. Die Dorfgeschichten bekommt man für einen geringen Unkostenbeitrag beim Heimatverein oder in der Gemeindeverwaltung. sip

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