Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 01/2001  
Januar 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Serie für den Natur- und Gartenfreund

Unser wasserreiches Müggelland

Können Sie sich bei einem Winterspaziergang in unserer schönen, grün bewaldeten und mit vielen verschiedenen Gewässern abwechslungsreich gestalteten Müggellandschaft vorstellen, wie sie entstanden und geprägt wurde?

Wie die Müggelberge entstanden, der einsame Teufelssee, die Seenkette, oder die Sanddünen?

Es kann schon sein, dass es Ihnen schwer fällt. Denken Sie sich mal alle Bäume, alle Straßen, alle Häuser und Gärten, alles Leben weg. In Gedanken sehen Sie eine Urlandschaft, welche nach dem Abtauen der ungeheuren Eismassen überwiegend aus Sanden, Kiesen, Granitsteinen und vielen Wasserläufen, Tümpeln und Seen bestand. Nur zögerlich, von Süden kommend, siedelten sich wieder die ersten niederen Pflanzen, später Gräser, Büsche und Bäume an.

 
Der letzte Zeitabschnitt des Tertiärs ( Pliozän ) zeigte durch starke Abkühlung Übergänge zum Eiszeitalter (Pleistozän) an. Durch starke Niederschlagsmengen in Skandinavien kam es zur Bildung von Gletscherströmen, die sich nach Süden bewegten.

In Mittel- und Nordeuropa konnten drei große Eisvorstöße, die durch Entwicklungen von Warmzeiten unterbrochen wurden, lokalisiert werden. Während der Warmzeiten erfolgte ein Abschmelzen mit Rückzug des Eises.

Von Wissenschaftlern werden die einzelnen Eiszeiten nach prägnanten Landschaftsmerkmalen wie Flüssen bezeichnet, in deren Region der Eisvorstoß endete.

Unser Gebiet prägten die Elster -, Saale- und Weichseleiszeit.

Vorrückende Eismassen folgten in der Regel den Flusstälern (Weg des geringsten Widerstandes). Das Eis hinterließ auf dem Land, über das es sich hinweg bewegte, unauslöschliche Narben. Es hobelte Berge rund, polierte und zerschrammte den Felsuntergrund und zerrieb Stein zu Staub. Es schabte Erde und Vegetation hinweg. Wo Eismassen zum Stehen kamen, luden sie alles ab, was sie mit geführt hatten. Auf diese Weise entstanden bis zu 50 Meter hohe Hügelketten, die Endmoränen genannt werden.

Weitere Veränderungen in der Landschaft wurden innerhalb der Eisschilde und nahe ihrem Rand fließende Ströme des Schmelzwassers gebildet. Die reißenden Schmelzwasserfluten erodierten Rinnen, in denen Sand und Kies sich ablagerten. So wurde auch das Warschauer-Berliner Urstromtal, während der „Saaleeiszeit “ als Talstruktur angelegt und fungierte während der „Weichseleiszeit“ als Abflusstal für das Schmelzwasser. Breite Schmelzwasser–Abflussrinnen werden als „Urstromtäler“ bezeichnet.

Die nördliche Grenze des Berliner Urstromtales zieht sich von Osten aus entlang Rüdersdorf, Woltersdorf, Hoppegarten, Lichtenberg und knickt beim Bezirk Friedrichshain nach Nordwesten entlang Pankow, Hermsdorf, Frohnau ab.

Die südliche Grenze verläuft ungefähr von Ost nach West über Schulzendorf, Schönefeld, Altglienicke, Rudow, Buckow, Britz, Schöneberg, Wilmersdorf bis südlich der Spreemündung in die Havel.

Ausschmelzende Toteisschollen, (von sich durch Nachschub und abschmelzendem Inlandeis abgetrennte Eisblöcke) schufen abflusslose, wassergefüllte Senken, sogenannte Sölle und Pfuhle.

Eine solche Vertiefung (Toteissee ) ist der Teufelssee unterhalb, der Müggelberge. Die letzte Tiefenmessung ergab 19 Meter.

Rinnenartige Täler, die z.T. Seen enthalten, durchqueren das Urstromtal in Nord-Süd-Richtung, vor allem im Raum Köpenick/Erkner. Eine solche Schmelzwasserabflussrinne ist die Große Krampe.

An der Erdoberfläche anstehende Reste von Endmoränenbildungen sind die Müggelberge, welche auch noch Stauchmoränen Merkmale aufweist. Weitere Endmoränenbildungen sind die Gosener Berge und die Höhen südlich von Neu Zittau. Diese bestehen vorwiegend aus Sanden.

Zum Ende der letzten Kaltzeit entstanden durch Ausblasungen der feinkörnigen Bestandteile aus den Endmoränen, vor allem aber aus den Tal- und Hochflächensanden, Dünenbildungen. Im Berliner Urstromtal sind diese beispielsweise zwischen Köpenick und Erkner, im Spandauer Forst sowie westlich von Hennigsdorf und bei Falkensee zu finden (Höhe bis zu 15 Meter).

Die Düne südlich des Kleinen Müggelsees, die Düne nördlich vor der Krummen Lake und die Düne des Seddinberges (die inzwischen abgetragen und heute als Seddingrube bekannt ist) östlich der Großen Krampe im Forst, sind so entstanden.

Die Sandverwehungen haben ihrerseits einstige Wasserrinnen und Verbindungen unterbrochen. Das wäre eine Erklärung dafür, wie die Krumme Lake als isolierter Waldsee, mit ihren vier, sie umgebenen Moorarmen entstanden ist.

Das Grundwasser fließt unter der Oberfläche als Wasseradern in mehreren Schichten in verschiedene Richtungen und Tiefen. Als Filter fungieren die verschiedensten geologischen Materialien wie: Geschiebemergel, Sand, Kies, Lockergestein, bindige Bildungen wie Schluff, Ton, Mergel und organische Bildungen werden vom Grundwasser durchflossen, oder auch behindert. Dieses Grundwasser ist nicht nur für den Naturhaushalt, sondern auch für die Trinkwassergewinnung von höchster Bedeutung. Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel!

Insgesamt gesehen ist das Berliner Urstromtal, welches hier für die Trinkwassergewinnung des Landes Berlin und der Städten und Gemeinden des Landes Brandenburg von größter Bedeutung.

Das theoretisch maximal verfügbare Grundwasservorkommen für West Berlin, das sich anteilig aus natürlicher Grundwasser-Neubildung, aus Uferfiltrat und aus der künstlichen Grundwasser-Anreicherung zusammensetzt, wird vollständig genutzt.

Allein im östlichen Teil Berlins gibt es eine kleine Grundwasser-Reserve, die die Berliner jedoch aufgrund des prognostizierten Einwohnerzuwachses bis zum Jahr 2010 verbraucht haben werden. Das heißt, dass bei weiterer Kontamination von Grundwasser keine ausreichende Versorgung mit qualitativ gutem Trinkwasser mehr gewährleistet werden kann.

Deshalb muß dem Schutz des Grundwassers größte Bedeutung beigemessen werden!

Erste Voraussetzung dafür ist der Schutz des Bodens vor Kontamination.

Die Bewertung der Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers ist von einer Reihe von Einflussfaktoren abhängig. Vom geologischen-lithologischen Aufbau der Versickerungszone.

Von der Zusammensetzung der Oberflächenformen. Von den geochemischen Bindungsverhältnissen des Bodens. Von der Zusammensetzung der Schadstoffe. Von den physikalischen und molekularen Zusammenhängen im Boden. Außerdem von den hydrologischen Abflüssen im ober- und unterirdischen Gebiet, von der Fließrichtung und der Fließgeschwindigkeit.

Es gibt gewisse Schadstoffabbau-Prozesse, besonders in der oberen Deckschicht, welche aber zu ihrer erfolgreichen Tätigkeit, bestimmte Bedingungen braucht. Daher stellt jede erfolgte Kontamination eine Gefahr, vor allem für den ersten Grundwasserleiter dar. Ein gewisser Schutz wird erst bei einer zehn Meter dicken Bodenschicht durch die verlängerte Sickerzeit angenommen.

Für die zeitliche und räumliche Ausbreitung der Schadstoffe sind der geologische Aufbau, Bodenmaterialien und die horizontale Fließgeschwindigkeit von Bedeutung.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass das Urstromtal durch seinen geologischen Aufbau eine sehr hohe Verschmutzungsempfindlichkeit besitzt!

Geschiebemergel tritt nur vereinzelt in kleineren Linsen auf und bietet somit keinerlei Schutz gegen Verschmutzungen. Trotzdem befinden sich gerade in dieser empfindlichen Zone zahlreiche Industriestandorte, die die Grundwasser- und Bodenqualität negativ beeinflussen. Außerdem kann ein Schadstoffeintrag durch mit gelösten Schwermetall-Ionen angereicherte Oberflächenwässer aus dem Bereich der Hochflächen erfolgen. Durch das äußerst geringe Gefälle und die geringe Fließgeschwindigkeit ist eine Konzentration der Schadstoffe im Urstromtalbereich sowohl in den Sedimenten als auch im Oberflächengewässer nicht ausgeschlossen.

Bis 1976 wurde im Wasserwerk Friedrichshagen nur aus den Brunnengalerien A-D, nördlich des Großen Müggelsees, Wasser gefördert und aufbereitet. Neue große Brunnengalerien, südlich des Großen Müggelsees wurden 1982-1984 errichtet und in Betrieb genommen. Hauptsächlich für die Versorgung mit Trinkwasser in Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen, bei gleichzeitiger Reduzierung der Oberflächenwasser Entnahme aus dem Großen Müggelsee.

Wir sehen also, unser Müggelland ist nicht nur ein sehr schöner Ort zum Wohnen und Leben, hier am Südöstlichen Rand von Berlin, sondern besonders dieser Teil des Urstromtales, ist sehr wichtig für die Natur und uns Menschen. MS Quellen:
1. Umweltatlas, 1. Gesamtberliner Ausgabe; Sen.verw. für Stadtentwicklung und Umweltschutz
2. H.D. Kahle, Die Eiszeit

Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten!

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