Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 11/2001  
November 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Gedanken aus Müggelheim       

von Ralf Jacobius


Die Wahlen sind gelaufen. Wir hatten alle die Qual der Wahl, und die Parteien haben es uns nicht leicht gemacht. Berlinweit ist die SPD als stärkste Partei durch das Ziel gelaufen. Aber sind sie wirklich die Sieger der Wahl? Mit einem Ergebnis von noch nicht einmal 30% hätte sich die Partei vor noch nicht allzulanger Zeit schämend in den Schmollwinkel verzogen. Tja, so ändern sich die Zeiten.

Das Votum der Wähler kommt nicht wirklich überraschend. Die PDS mit starken Zuwächsen (nicht nur in den östlichen Bezirken), die FDP mit einem Stimmenzuwachs von mehr als 8% - man feierte allenthalben und klopfte sich siegestrunken auf die Schultern. Gibt es denn überhaupt Gründe, um in überschäumender Freude die Sektkorken knallen zu lassen und sich als Gewinner feiern zu lassen? Die Antwort darauf konnte man erhalten, wenn man sich vor der Wahl mit den Menschen auf der Straße unterhalten hat. Mir sind nur wenige begegnet, die aus voller Überzeugung ihr Kreuzchen an den dafür bestimmten Stellen gemacht haben. Welche Partei hat uns Wähler denn wirklich überzeugen können? Haben wir nicht einen Wahlkampf erlebt, der so flau dahin plätscherte, dass ich den Eindruck nicht los wurde, als hätten wir gar keine „wirklichen“ Probleme?

Das genaue Gegenteil ist der Fall. Wir brauchen eine Politik, die geradlinig, ohne faule (Koalitions-) Kompromisse die Probleme mit starker Hand anpackt und längst überfällige Reformen durchsetzt. Keine, wirklich keine Partei hat den Finger in die zahlreichen Wunden gelegt und nachvollziehbare sinnvolle Lösungsvorschläge unterbreitet, bei denen ich „Hurra“ rufe und mich mit meinen Problemen verstanden fühle.

Wir Müggelheimer haben uns da schon anders verhalten. Wir hatten ein Problem zum Anfassen: die leidige Flughafendiskussion. Die großen Volksparteien eierten teilweise heftig um dieses Thema herum, um uns Wähler nicht zu verprellen. Eine Partei hatte sich den Kampf gegen den Flughafen auf die Fahnen geschrieben, und siehe da: Aus dem Stand heraus erzielte die STATT-Partei das beste Ergebnis aller Parteien in Müggelheim. Hier ist es einer Partei gelungen, die Probleme beim Namen zu nennen und die Sorgen der Müggelheimer ernst zu nehmen. Der Wähler hat das sofort honoriert. Ob diese Partei allerdings über die Flugplatzthematik hinaus noch etwas zu sagen hat und nicht gar an Inhaltsarmut verstummt, wird sie in den nächsten Jahren beweisen müssen.

Der Wähler hat sich entschieden - für das kleinere Übel, gegen bornierte Politik. Das Wichtigste dabei: Ich wünsche für uns alle eine bessere und sichere, friedliche Zukunft. Das ist mein Maßstab für alle Parteien!

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