Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 10/2002
Oktober 2002

Inhalt
Sanierung des Müggelturm-Areals stagniert
Die schönsten Vorgärten wurden ausgezeichnet
Im Flutgebiet vor Ort
Zaunklau auf Werkstein-Areal
Von der Dorfapotheke zum Vorzeigeobjekt
Müggelheim hat anders gewählt
Parforce-Jagd im Zeichen des Wahlkampfes
Rückblick auf das Lokale-Agenda-Fest
Keine private Nutzung von öffentlichen Straßen
Schönefeld: Gesprächspartner unterzeichnen Absichtserklärung
Rettet die Kastanien
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Nachrichten aus Gosen
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Keine schönen Aussichten - Sanierung des Müggelturm-Areals stagniert

Alle hatten sie auf das Jahr 2005 gehofft, das Jahr, in dem der Müggelturm wieder touristischer Anziehungspunkt und Glanzstück im Bezirk sein sollte. Denn das Areal um den Aussichtsturm in den Müggelbergen verfällt immer mehr, die Gaststätte hat schon seit langem ihre Türen für immer geschlossen. Hoffnung kam vor anderthalb Jahren auf, als ein neuer Investor auftauchte: Selim Kuzo. Einer, der es wirklich Ernst meint, einer, dem etwas am Bezirk liegt, ist er doch schließlich selbst gerade erst an die Dahme gezogen.

Doch mit dem Jahr 2005 wird es wohl nichts werden. Während Kuzo anfangs vom Bezirksamt als Silberstreif am verfallenen Müggelturmhorizont hofiert wurde, hat sich das Blatt plötzlich gewendet. Selim Kuzo versteht die Welt nicht mehr und sagt, das man ihm Steine in den Weg lege. Grund ist die Äußerung des Baustadtrats Dieter Schmitz, ein internationales Investorenauswahlverfahren mit Architektenwettbewerb durchführen zu wollen. „Wir wollen uns nicht immer nur mit einem Investor auseinandersetzen müssen und auch anderen Interessenten eine Chance geben. Abgesehen davon sind wir auch verpflichtet, das Objekt ausschreiben zu lassen“, argumentiert der Stadtrat. Er hält ein öffentliches Verfahren für völlig sauber und transparent. „Wir haben Herrn Kuzo niemals verbindlich zugesagt, dass er den Zuschlag bekommt“, meint er rückblickend und kann daher die Aufregung des potenziellen Investors nicht verstehen. Außerdem könne sich Kuzo ja an der Ausschreibung beteiligen.

Doch mit einer Ausschreibung gingen erneut Jahre ins Land - für den Müggelturm verlorene Jahre. Selim Kuzo fühlt sich deshalb verschaukelt. „Bürgermeister Ulbricht will offensichtlich nicht die mir gegebene Projektzusage einhalten“, meint der Jung-Unternehmer. Seit Jahren ist er der einzige ernstzunehmende Investor, der sich der schwierigen Aufgabe gewachsen sah. Nachdem er anfangs im Bezirksamt hofiert wurde, nun die Ankündigung von Dieter Schmitz.

Selim Kuzo hat Großes vor mit dem Müggelturm-Areal. F.: Jacobius

Und das, wo Kuzo seit anderthalb Jahren mit seinem Architekten Ullrich Peikert an einem ökologisch autonomen Projekt feilt. Eine burgähnliche Anlage mit Hotel, Gaststätten und Kultureinrichtungen sollte für 25 Millionen Euro entstehen. Betreiber für Hotel und Gastronomie stünden bereit.

Mit der Senatsseite, die zuständig für die Einhaltung des Flächennutzungsplans (FNP) ist, hat Kuzo seine Pläne bereits am 1. Juli diesen Jahres abgestimmt. Im Ergebnis musste die Baumasse um ein Drittel des einstigen Umfangs abgespeckt werden. Die Anzahl der Hotelbetten wurde von 180 auf 120 reduziert. Doch die Vorbereitungen für die Ausschreibung laufen weiter . . .

Kuzo ist nicht gewillt, die „Willkür des Bezirksamtes” so hinzunehmen. Schließlich hat er bereits zwei Millionen Euro in die Vorbereitungen gesteckt. Er hat bereits seinen Rechtsanwalt angewiesen, über mögliche Rechtsschritte nachzudenken.

Oliver Scholz weiß aus seiner Zeit als Baustadtrat noch, dass sich die Investoren nicht gerade die Klinke in die Hand gegeben hätten. Er findet die Ausschreibung - und dann noch international - unverständlich. „Nach der Landeshaushaltsordnung ist zwar eine Ausschreibung vorgeschrieben, doch auch hier gibt es ein Hintertürchen. Danach ist eine Ausschreibung nicht zwingend, wenn anhand des ermittelten Verkehrswertes verhandelt wird“, begründet er. Doch genau da liegt der Hase begraben. Der Verkehrswert dieses Areals wurde bisher noch nicht ermittelt, zumindest kennt ihn keiner der in die Planungen involvierten Interessenten. Aber auch einen amtlichen Lageplan hätte das Bezirksamt nicht, würde sich stattdessen auf die von ihm erstellten Unterlagen stützen, kritisiert Kuzo. „Die reinste Köpenickiade”, wie Architekt Peikert meint. Inzwischen gibt es wieder eine kleine Hoffnung, fand doch am 23. September eine Runde mit Kuzo, Schmitz und Ulbricht statt. Dort wurde vereinbart, die abgespeckte Variante noch einmal Senatsbaudirektor Hans Stimmann vorzustellen. Erst danach solle entschieden werden, ob die geplante Bebauung den Vorgaben des FNP entspräche.

Der Tourismusverein Berlin Köpenick-Treptow siehtjedenfalls rot, falls es doch zu der geplanten Ausschreibung käme. „In den Müggelbergen gibt es nichts mehr, was wir den Besuchern anbieten könnten. Nur noch Verbotsschilder, aber keine Parkbänke oder Gastronomie mehr“, bedauert Geschäftsführerin Katrin Reiche-Kurz. Kuzo sei seit Jahren der einzige Investor. Man müsse sich schnell entscheiden ihm zu helfen, damit wenigstens ab 2005 wieder ein touristischer Anziehungspunkt dort stünde. sip