Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 08/2007
August 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Kongresszentrum Seddinsee ist verkauft
Müggelturm: Investoren prüfen Kaufvertrag
Spreewiesen wieder in Eigentümerhand
Senioren erobern Schwarzwald und Elsass
Abschied vom "Herrn des Kaniswalls"
Müggelheimer Künstler im Porträt
Probleme mit dem Körpergewicht
Machbarkeitsstudie für Spreebrücke
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim
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Neues aus Treptow-Köpenick
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Im Zickzack vorwärts

Immer schön vorwärts, aber nur im Zickzack. Ab Mitte Juli sorgten einige Baustellen auf dem Müggelheimer Damm für Stop and go. Schachtdeckel und Straßenabläufe wurden von den Wasserbetrieben dem Straßenniveau angepasst. Hintergrund ist der, dass das Tiefbauamt nun auch die Asphaltdecke zwischen Müggellandstraße und Alt-Müggelheim erneuern will. Ab dem 13. August wird vorbereitet, die Woche drauf abgefräst und der Asphalt gezogen - in Tag- und Nachtarbeit. Ebenso auf dem kleinen Abschnitt Gosener Damm an der Busschleife. Dann ist der gesamte Damm in Müggelheim erneuert und soll die nächsten Jahre halten. Foto/Text: sip


Kongresszentrum Seddinsee ist verkauft

Neuer Besitzer beginnt mit Sanierung des ehemaligen Stasi-Objektes

Von Petra Zoepf

Das Land Berlin hat einen Ladenhüter weniger. Das Abgeordnetenhaus genehmigte jetzt den Verkauf des Hotel- und Kongresszentrums am Seddinsee. Die Berliner Paasche Grundbesitz AG hat das 30 Hektar große Gelände samt der Gebäudekomplexe gekauft. Damit hat das 1988 fertiggestellte, ehemalige Schulungszentrum der DDR-Staatssicherheit für Auslandsagenten einen neuen Eigentümer. Wie der Liegenschaftsfonds Berlin mitteilt, stand das Areal in Gosen, am südlichen Rand von Köpenick, seit mehr als zehn Jahren zum Verkauf. Wiederholt waren in den vergangenen Jahren Kaufverträge geplatzt. Über den Preis schweigen sich beide Seiten aus. Edmund Heidner, Vorstand der Paasche Grundbesitz AG dazu: „Er lag oberhalb des gutachterlichen Verkehrswertes, aber unterhalb einer Million Euro.“

Erstes Sanierungsobjet: Seit Anfang Mai ist in der ehemaligen Gaststätte ein Eiscafé etabliert. Mehrere Wohnungen werden bereits saniert, die gesamte Anlage soll folgen. Fotos: Zoepf

Der neue Besitzer hat bereits mit den Instandsetzungsarbeiten begonnen. Die ersten Wohnungen in einem der lang gestreckten Geschossbauten sind fertig. „Wir haben erfolgreich mit der Vermietung begonnen“, berichtet Heidner, und „in der Gaststätte eröffnete bereits Anfang Mai ein Eiscafé“. Bis Silvester sollen auch die Veranstaltungssäle wieder hergerichtet sein, der Café-Betreiber plane dort ein großes Fest.

„Nach und nach werden alle Bauten mit einer vermietbaren Gesamtfläche von etwa 25.000 Quadratmetern saniert und modernisiert“, verspricht Heidner. Angaben über die Höhe der geplanten Investitionen macht er nicht. Acht Arbeitsplätze sind vor Ort schon entstanden, weitere sollen folgen.

Auf dem idyllisch gelegenem Grundstück am südlichen Ufer des Seddinsees hatte die Stasi vor 20 Jahren für 870 Millionen DDR-Mark (87 Mio. DM), wie Heidner aus zuverlässiger Quelle weiß, ein Schulungszentrum errichtet und mit allem Schnick-Schnack ausgestattet. Es fehlte an nichts: Ein Kinosaal mit 328 gepolsterten Sitzen und modernster (West)Technik, mehrere Veranstaltungsräume nebst Großküche und Vortragssälen, Schwimmhalle und Sporthalle, Schießstand und Bunkeranlagen in den Gosener Bergen, Wochenendbungalows und Garagen. Selbst ein intaktes Wasser- und Klärwerk, für 2600 Personen ausgelegt, ist vorhanden. „Der bauliche Zustand ist sehr unterschiedlich, in der Turnhalle muss nur das Parkett repariert werden, das Kino ist in einem Topzustand“, sagt der Investor. Die Zukunft der Schwimmhalle dagegen sei ungewiss.

Der Kinosaal steht seit Jahren leer.

Bei diesem vielfältigen Angebot sieht Heidner eine breite Nutzungspalette: Die leer stehenden Geschossbauten „könnten als Rehaklinik, Internat, Altenheim oder Büros hergerichtet werden“, meint der AG-Vorstand ganz zuversichtlich. Beim Landkreis Oder-Spree hat er kürzlich den Antrag auf Erstellung eines Bebauungsplans für einen Hotelneubau eingereicht. Erfahrungen haben er und seine zehn Mitarbeiter bei Projekten in Burg (Magdeburg) und Cottbus gesammelt.

Seine größte Sorge ist derzeit, den Vandalismus auf dem Gelände zu unterbinden. Seit dem Eigentümerwechsel habe es immer wieder Einbrüche und Fälle von illegaler Müllentsorgung gegeben, empört er sich. Aus der Bibliothek seien Bücher entwendet worden.

Direkt nach der Wende nutzte die Humboldt-Universität das Stasi-Objekt. So gelangte das idyllisch gelegene Areal in den Fokus des Landes Berlin. 1993 stellte der Senat beim Amt für offene Vermögensfragen einen Zuordnungsantrag und bekam den Zuschlag. Die Berliner Stadtgüter Liegenschafts-Management GmbH & Co Grundstücks KG (BSGM) übernahm die Verwaltung. Seit 1995 hatten mehrere Pächter dort ihr Glück versucht, so richtig funktioniert habe es aber nie, erinnert sich BSGM-Geschäftsführer Peter Hecktor. Was damals als Husarenstück begann, entwickelte sich schnell zum teuren Klotz am Bein. „Bis zu 500.000 Euro mussten jährlich an Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten aus der Landeskasse zugeschossen werden“, hat er ausgerechnet. Erst mit der Schließung des Hotelbetriebes Ende März 2005 konnten die Ausgaben auf 150.000 Euro pro Jahr reduziert werden.

In Gosen selbst steht seit einiger Zeit ein grünes Schild und weist auf das Café „Gosener Berge“ hin. Besucher sollten sich von Grafitti-Schmierereien und zerschlagenen Fensterscheiben am Eingang der Eichwaldstraße 100, so die offizielle Adresse, nicht beirren lassen. Nach etwa 300 Metern, hinter einer Kuppe, warten täglich zwischen 10 und 20 Uhr Eis, Kaffee, Kuchen und kleine Gerichte auf sie. Bei gutem Wetter wird auch auf der Terrasse unterm Sonnenschirm serviert.