Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 10/2008
Oktober 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelheim bekommt eine "Dorfkneipe"
Anger bald baumlos?
Qualitätspreis ging an Müggelheimer
Gelungenes Schulhoffest mit großem Sponsorenaufgebot
Schüleraustausch: Eintauchen in eine andere Welt
Abschied von Dr. Herbert Pieper
Weitere Meldungen
NEU: MehrWert für Müggelheim
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Jugendclub Mügge
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Strahlende Sonne zum Erntefest

Petrus meinte es gut mit uns zum Erntefest am letzten September-Wochenende. Die Sonne lachte vom Himmel, so dass Händler und Gäste gleichermaßen Spaß an einem Bummel über den Dorfanger hatten. Auch wenn es schon mal vorkommt, dass die „Sau” versucht zu fliegen - und im Feuer landet, oder auch die Luftballon-Traube sich auf der Suche nach dem besten Standort in den Bäumen verheddert, war doch alles schick. Die Klöppeldamen waren wieder da, ebenso wie Korbflechter und Stuhlflechter (Foto). Abends, zwischen Livemusik und Bierstand, erreichte die Stimmung ihren Höchstpunkt. Und die Parforce-Jagd am nächsten Tag machte das Bild einer Landgemeinde wieder perfekt. F./T.: sip


Müggelheim bekommt eine „Dorfkneipe”

Ins sanierte Grottewitz-Haus zieht 2009 eine historische Gaststätte

von Simone Jacobius

Eine Gaststätte direkt am Dorfanger, vis à vis der Kirche, wie in den besten alten Dorfzeiten. Wovon viele schon seit Jahren träumen, soll nun Wirklichkeit werden. Eigentlich sollte der Startschuss schon längst gefallen sein, stattdessen gab es jetzt eine „Generalprobe”. Das alte Grottewitz-Haus, Alt-Müggelheim 15 hat einen neuen Besitzer. Kerstin Wentzlaff, vielen bekannt als Wirtin des ehemaligen Café Lila, hat anlässlich des Erntefestes schon mal einen Tag des offenen Hofes gemacht. Geplant ist, in dem alten Gehöft ein Dorf-Gasthaus zu eröffnen - ländlich idyllisch mit viel Grün im Hof und Antiquitäten im Haus.

Kerstin Wentzlaff will endlich loslegen. Fotos: Jacobius

„Eigentlich wollten wir schon längst mit der Sanierung beginnen. Aber jetzt sollen die Genehmigungen bald kommen”, zeigt sich Kerstin Wentzlaff optimistisch. Und dann soll es auch sofort losgehen. Noch vor dem Winter sollen die Fenster ausgetauscht und das Dach ausgebessert und gedämmt werden. Für Mai/Juni 2009 strebt sie die Eröffnung an.

Im letzten Jahr gab es eine böse Weihnachtsüberraschung für die 42-Jährige. Ihr Vermieter der alten Räume meldete Eigenbedarf an. Zur Mitte dieses Jahres hieß es raus aus dem Gebäude am Müggelheimer Damm. „Meine Stammgäste waren alle ganz lieb und fingen an zu rotieren. Ich sollte unbedingt im Ort bleiben und sie suchten alle wie wild - ich dann schließlich auch”, erinnert sie sich. Über das Internet stieß die Friedrichshagenerin schließlich auf das Grottewitz-Haus. Die DeGeWo als Eigentümer und der bezirkliche Denkmalschutz seien sehr kooperativ gewesen. Mit beiden hätte sie sehr gut zusammenarbeiten können, beziehungsweise kann es immer noch. Beiden gefiel das Konzept der Gastronomin.

Das es noch andere Interessenten gab, nämlich den Müggelheimer Heimatverein, wusste sie im Vorfeld nicht. Erst nach Unterzeichnung des Kaufvertrages teilten Kunden es ihr mit. „Ich hoffe, es gibt jetzt kein böses Blut, denn ich will mit allen gut zusammenarbeiten.” Und gerade für ihr Konzept eines Dorfgasthofs kann sie die Mitarbeit des Heimatvereins gut gebrauchen.

„In dem Haus soll es auf jeden Fall auch eine Grottewitz-Stube geben. Schließlich war das sein Wohnhaus. Und die Tafel an der Fassade bleibt auch hängen”, sagt Frau Wentzlaff. Und damit steht sie auf jeden Fall auf gleicher Linie mit dem Heimatverein, der bereits seine Unterstützung signalisiert hat. „Mit einer Grottewitz-Stube macht sie doch genau das, was wir auch wollten. Und wir haben reichlich Material, mit dem wir ihr vielleicht helfen können”, sagt Schatzmeister Günter Görsdorf.

Schon jetzt ist Kerstin Wentzlaff dabei, Informationen und Material über den deutschen Naturwissenschaftler und Begründer der Arbeiter-Wanderbewegung zu sammeln. In dem Gastzimmer sollen alte Bilder, Informationstafeln aber auch Bücher über und von Curt Grottewitz zu sehen sein.

Schmuckstück des Grottewitz-Hauses: die alte Veranda

Doch vorher ist noch ein mühsamer, steiniger Weg zurückzulegen. Denn noch sieht das Haus nicht wirklich einladend aus. Der Marder hat sein Domizil im Dachboden, an manchen Stellen regnet es rein, die Zim-merdecken sind löchrig. Dennoch hätten die Fachleute gesagt, dass die Bausubstanz gut sei, es alles schlimmer aussähe, als es in Wirklichkeit ist. Viele Müggelheimer Firmen haben Aufträge bekommen für die Sanierung.

Dach und Fenster sollen noch im Herbst gemacht werden, dann kann über die Wintermonate der Innenausbau vorgenommen werden. Einige Wände werden entfernt oder bekommen einen Durchbruch. Auch der Haupteingang soll verlegt werden. „Es geht nicht, dass die Gäste nur von hinten ins Haus kommen. Zum Anger hin muss ein Eingang sein”, sagt die zweifache Mutter. Sie geht von 100 000 Euro Sanierungskosten aus - nur für das Vorderhaus.

Hauptgastraum wird das Zimmer an der schönen Veranda sein, die auf jeden Fall so erhalten bleiben soll, allerdings mit Isolierglasfenstern. Die Antiquitätenliebhaberin plant, alles mit schnuckligen alten Möbeln einzurichten und passendem Interieur. Schon jetzt ist sie dabei, viele Sachen zu ersteigern. Bäuerlich, rustikal soll alles werden. Passend zum Dorfanger-Ambiente und der deutschen Küche, die sie dann anbieten will.

Der Dachboden wird ausgebaut für Büro- und Mitarbeiterräumen. Zwei Dachfenster sollen für etwas mehr Licht sorgen. Das Zimmer zur Odernheimer Straße wird auch wieder ein Fenster bekommen. Die alte Scheune hinten im Garten will sie ebenfalls ausbauen - irgendwann einmal. Eine kleine Ferienwohnung vielleicht und vor allem eine Partyscheune für geschlossene Veranstaltungen. Denn die Erfahrungen hat sie bereits im Café Lila gemacht: Es gibt großen Bedarf für kleinere geschlossene Veranstaltungen. „Das ist auch ein Bereich, der meine Stärke ist. Das Ausrichten solcher Veranstaltungen”, sagt die gebürtige Müggelheimerin. Sonntags soll es immer Brunch geben, für Hausmacherkuchen will die gelernte Konditorin selber sorgen. Und alles wird unterlegt mit passender Musik - ein Faible von ihr. Rechtzeitig zum Sommer soll dann auch der Biergarten fertig sein. Gemütlich am alten Gemäuer im Schatten alter Bäume sitzen und schwatzen.

Auch die Öffnungszeiten werden deutlich länger als im Café Lila, nur einen Ruhetag soll es geben. Damit alles klappt, wird die ganze Familie eingebunden. Denn der 5-jährige Sohn darf nicht zu kurz kommen. Da muss Oma Marlies Swiercz dann mit anpacken. Doch die ist auch sonst von den Fähigkeiten ihrer Tochter voll überzeugt. „Du machst das schon!” Und wenn der Stress doch mal zu groß wird, steht die ganze Familie parat um mit anzupacken oder einfach nur zuzuhören und zu beraten.