Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 12/2008
Dezember 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Grundschule: Lernen mit Spaß
Einweihung des Friedenssteins
60 Jahre im Dienst der Feuerwehr
Müggelheim sportlich gesehen
Erkältungszeit: Infektionsprophylaxe
Feiertage sind Schlemmertage
Musikschule feiert Geburtstag
Patientenverfügung: Worauf ist zu achten?
Weitere Meldungen
MehrWert für Müggelheim
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Frohe Weihnachten!

Der Müggelheimer Weihnachtsmarkt bildete wieder den Adventsauftakt am 30. November. Klein und beschaulich, aber mit Liebe gemacht. Wer nach einem Weihnachtsgeschenk guckte, hatte eher Pech. Aber Glühwein, frisch gebackene Waffeln und Schwein vom Spieß luden zum Verweilen und Naschen ein. Man traf sich und schwatzte. Und an der Feuerschale war es auch schön warm. Im Dorfklub verbreitet eine liebevoll aufgebaute Pyramidenausstellung weihnachtliches Flair, vielen Dank an Dagmar Belitz und Kerstin Melchior - und an alle anderen fleißigen Mitstreiter. Foto/Text: sip

Lernen mit Spaß

Ein Besuch in den neuen Flexklassen der Grundschule

von Simone Jacobius

„Ich will Lesepuzzle machen“; „Nein ich mag lieber am Computer rechnen“. „Frau Dittberner, darf ich bitte im Leseheft weitermachen?“ - und da muss Gudrun Dittberner ihre Erst- und Zweitklässler dann doch mal bremsen. Denn eine Regel gibt es in den neuen „Flexklassen“ der Müggelheimer Grundschule: Kein Leseheft in den Pausen. Die Wünsche der Kinder betreffen nämlich die Pausentätigkeit - nicht etwa den Unterricht. „Genau das ist es, was wir fördern müssen: die natürliche Wissbegier der Kinder. Sie wollen lernen und entdecken - mit Spaß“, erklärt die Grundschullehrerin. Und diesem Prinzip sollen die neuen Flexklassen, die die Müggelheimer Grundschule im Sommer eingeführt hat, entgegen kommen. Die ersten Grundschulen Berlins hatten sie bereits vor fünf Jahren eingeführt.

„Wenn wir die Schüler mit dem Leseheft nicht bremsen würden, würden sie die ganzen Pausen durchlesen und wir hätten nichts mehr für den Unterricht“, lacht die Pädagogin. Vier Flexklassen gibt es in Müggelheim. Doch was ist das? Flexible Schuleingangsklassen ist der richtige Terminus. Erst- und Zweitklässler sind hier zusammengefasst, werden gemeinsam unterrichtet und sollen sich gegenseitig unterstützen. Bis zu drei Jahre lang haben sie die Möglichkeit in der Flexklasse zu bleiben - und es zählt nicht als „Sitzenbleiben”. Diese individuelle Förderung klappt prima. Schon jetzt, nach sieben Wochen Unterricht, können die Erstklässler fast alle lesen. Nach dem alten System kannten die Schüler erst am Ende der ersten Klasse alle Buchstaben und deren Kombinationen. Und zum jetzigen Zeitpunkt gerade erst sieben Buchstaben.

Computer gehören, wie selbstverständlich, mit zum Unterricht dazu. Natürlich nur für Schreib- und Rechenübungen. Foto: Jacobius

Und noch etwas ist neu: Neben jedem Sternchen (die Erstklässler) sitzt eine Sonne (die Zweitklässler). Doch sie sitzen nicht nur ruhig am Tisch, lauschen dem Lehrer vorne an der Tafel und arbeiten still in ihren Heften. Hier darf auch mal herumgegangen werden. Etwas, was besonders den motorisch unruhigen Kindern entgegen kommt. Leo* zieht sich beispielsweise mit seinem Freund in die Leseecke zurück und sitzt dort gemütlich auf den Sitzkissen. Für Maria ist es besser, wenn sie jetzt am Computer arbeiten kann und der kleine Justin geht mit der Erzieherin in ein ganz anderes Zimmer - er kann noch nicht Schritt halten mit den anderen und braucht ein bisschen Einzelförderung. „Ich hätte mir dieses System nie selber ausgedacht, aber es funktioniert. Jeder darf nach seinem eigenen Lernrythmus und seinem Lerntyp arbeiten. Manche fangen mit den schweren Aufgaben zuerst an, damit sie sie hinter sich haben. Die anderen arbeiten sich von der leichtesten Aufgabe nach oben“, erläutert Eva-Maria Schuster.

Bei Beate Bohne und Heike Strohm in den Klassen gibt es Aufgaben für die „Wanderer”, die sind Pflicht. Die Aufgaben für die „Läufer” oder gar die „Sprinter” sind dann schon freiwillige Zusatzaufgaben. Denn es ist ja in den Flexklassen nicht so, dass das Lernen unkontrolliert und ungelenkt passiert. Aber halt individueller. Übrigens lernen selbst die Kleinen einmal in der Woche im Computerkabinett. Und Sport steht natürlich auch auf dem stundenplan.

Die Grundschullehrerinen sind jedenfalls ganz begeistert von den Flexklassen. Auch davon, wie die Kinder sich gegenseitig helfen. „Man kommt schneller voran, weil die Erstklässler in ein festes Gefüge kommen und die Älteren ihnen zeigen, wo es langgeht“, erklären sie.

Wissen Sie eigentlich wer die Könige sind? Das sind die Vokale, sie kommen in jedem Wort vor. Und diese Königsbuchstaben müssen in den Heften der Kinder „angeleuchtet“ werden - das heißt mit einem Textmarker markiert. Auch mit Silbenbögen müssen die Wörter gekennzeichnet werden. So lernen die Schüler auch sich auf eine ordentliche Aussprache zu konzentrieren. Denn nur so sind einzelne Silben und vor allem die wichtigen „Anlaute” erkennbar. Die Erstklässler schreiben fast nur in „Lautschrift”, so, wie sie das Wort akustisch wahrnehmen. Erst in der 2. Klasse kommen dann die Regeln dazu.

Doch mit diesem System können sie bereits viel eher lesen und schreiben, als frühere Jahrgänge. Und wenn der „Lesegeist” erst da war, gibt es zur Belohnung das begehrte erste Leseheft. „Der Lesegeist kommt, wenn die Verknüpfung zwischen Geist und Schreiben da ist. Das müssen die Kinder beweisen, in dem sie uns 20 ihnen fremde Wörter vorlesen. Für jedes Wort gibt es einen Stempel in die Leseraupe, bei 20 Stempeln wird das Leseheft feierlich übergeben”, erläutert Gudrun Dittberner das System. Auch sie ist absolute Befürworterin der neuen Flexklassen. „Jedes Kind braucht unterschiedlich lange, um etwas zu erreichen, hat einen individuellen Rythmus, und einen eigenen Stil. Diese Art des Unterrichts kommt dem perfekt entgegen”, sagt sie. Den Kindern den Spaß am Lernen zu vermitteln ist ihr gemeinsames großes Ziel. (* Namen der Kinder von der Redaktion geändert)