Müggelheimer Bote
16. Jahrgang, Ausgabe 1/2010
Januar 2010
Müggelheimer Bote

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Knochenmarkspender für Benny gefunden
BBI: Lassen Sie sich nicht erst durch Flugzeuge in der Nacht wachrütteln!
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Eine Stadt in Berlin wird 800
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Knochenmarkspender für Benny gefunden

Es war das schönste Weihnachtsgeschenk

von Simone Jacobius

Es ist das schönste Weihnachtsgeschenk für Benny und seine Familie gewesen, auch wenn es nicht eingepackt unter dem Weihnachtsbaum lag: Für den an Leukämie erkrankten Zweijährigen aus Müggelheim ist ein Knochenmarkspender gefunden worden. Wenn es Benny gut geht, soll bereits am 8. Januar die Transplantation stattfinden. Weihnachten verbrachte der Knirps bereits im Krankenhaus mit immer einem Elternteil an seiner Seite - er sollte vorbereitet werden für den Eingriff. Was für seine Eltern das schönste Weihnachtsgeschenk war, konnte er gar nicht richtig erfassen. Für ihn zählte nur, was der „richtige” Weihnachtsmann für Geschenke bringt. Aussiedler über Frankfurt a. Main rekapituliert.

Kleiner „Polizist“ Benny am 18. Dezember - ein Spender ist gefunden worden. Foto: privat

„Die Geschwister können ihn leider nicht besuchen wegen der Infektionsgefahr. Aber wir kommunizieren alle über das Internettelefon, was ein großer Spaß ist”, erzählt Mutter Evelyn. Trotzdem machte es der Familie zu schaffen, Weihnachten getrennt und zum Teil im Krankenhaus zu verbringen. „Aber er ist dort besser aufgehoben. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel”, räumen die Eltern ein. Denn nach einem kurzen „Heimurlaub” von nur fünf Tagen Anfang Dezember stieg das Fieber wieder und die Atmung ging viel zu schnell. Also hieß es wieder: Ab ins Krankenhaus.

Ohne die große Typisierungsaktion in den letzten Wochen, hätte es keinen passenden Knochenmarkspender für Benny gegeben. Gleich drei mögliche Spender kamen letztlich in Frage. Eine Frau ist jedoch wieder abgesprungen (diese Möglichkeit steht jedem Registrierten bis zum Schluss offen). Jetzt hat man sich für den Jüngeren der beiden Verbleibenden entschieden - einen regelmäßigen Blutspender. „Solche Leute werden gerne genommen, weil das eine hohe Aussagekraft für ihre Stammzellqualität haben soll, wie beispielsweise ein gesunder Lebenswandel”, weiß die Mutter.

Noch einmal zum Hintergrund: Der kleine Benjamin ist an Leukämie erkrankt – an der schlimmsten Form. Das ist die, die nur mit einer Knochenmarkspende heilbar ist. Um diesen sogenannten genetischen Zwilling zu finden, haben sich auch viele Müggelheimer an der Typisierungsaktion beteiligt. 179 Menschen kamen, um Blut zu spenden und oder sich typisieren zu lassen. An „normalen” Tagen sind es kanpp 50 die im Dorfklub erscheinen. Insgesamt haben sich an dem Tag auf drei parallel laufenden Veranstaltungen knapp 400 Menschen neu registrieren lassen - in den ersten drei Dezemberwochen sogar knapp 700. Die Eisbären und Union Berlin hatten sich ebenfalls daran beteiligt. Für eine Typisierung muss man zwischen 18 und 55 Jahren alt sein. Eine Gewebeanalyse dauert dann etwa eine Woche. Erst dann weiß man, ob ein potenzieller Spender dabei ist.In der Knochenmarkspenderdatei des DRK-Blutspendedienstes Ost sind derzeit 43.000 Typisierte registriert. In einem weltweiten Netzwerk sind 13 Millionen Spender erfasst. Übrigens kann man sich auf allen Blutspendeterminen des DRK auch typisieren lassen.

Letztlich ist Benny nur einer unter vielen. Alle 45 Minuten erkrankt allein in Deutschland ein Mensch an Leukämie. „Bis vor wenigen Jahren gab es keine Heilungsmöglichkeiten. Heute ist die Transplantation von gesundem Knochenmark oder von Blutstammzellen für viele Patienten eine Behandlungsmethode mit Hoffnung auf Heilung und Leben“, erklärt Kerstin Schweiger vom DRK.

Entdeckt wurde die Krankheit im Oktober 2008. Benny klagte über starke Knochenschmerzen, er konnte plötzlich nicht mehr laufen. Bis April durchlief er fünf Chemotherapien. Dann sah alles gut aus – bis vor drei Monaten. Im Oktober wurde ein Rückfall diagnostiziert. Nur die Übertragung gesunder Stammzellen kann Benny jetzt noch retten. Zwei Chemotherapieblöcke hat er seitdem schon wieder hinter sich gebracht. Die Ärzte gehen davon aus, dass er momentan krebsfrei ist. Jedoch ein sehr ungewisser Zustand, zumindest aber so stabil, dass er eine Knochenmarktransplantation erhalten könnte.

Zwölf Kilo wiegt der kleine Kerl nur noch. Der Kopf, viel zu groß für den dünnen Hals. Trinken und Essen sind oft ein großer Kampf. Das alles ist eine harte Belastungsprobe, nicht nur für Benny. Vater Matthias hat seinen Beruf aufgegeben, um rund um die Uhr für den Kleinen da zu sein. Die Mutter arbeitet 30 Stunden in der Woche. Dann kümmert sie sich um die beiden gesunden Kinder. Lichtblicke gibt es immer dann, wenn Benny mal zu Hause ist und so etwas wie ein normales Familienleben stattfindet. Wir drücken die Daumen.


Bennys Eltern sagen danke!

Es ist fast Weihnachten und wir sitzen wieder mit unserem Benny in einem Berliner Krankenhaus. Wir hätten nicht gedacht, dass wir das noch einmal erleben müssen. Der Rückfall der Leukämie bei unserem Jüngsten hat all das wieder hervorgebracht, was wir für abgeschlossen hielten. Die Frage nach dem WARUM und WARUM WIR? wird uns wahrscheinlich für den Rest unseres Lebens begleiten.

Leukämie kann jeden treffen und wie wohl alle Eltern, hofft man, dass seine Kinder von solchem Übel verschont bleiben mögen. Benny macht mit seinen 2 Jahren das Ganze zum zweiten Mal durch und hat immer noch großen Lebensmut, obwohl ihn sein Körper wieder im Stich gelassen hat. Wie gern hätten wir ihm in dem nun anstehenden Therapieschritt selbst geholfen, aber keiner aus unserer Familie passte auf seine Gewebemerkmale, die für eine Übertragung von gesundem Knochenmark notwendig sind. Hilfe bringt ihm daher nur jemand, der sich in einer Spendendatei registriert hat und seine Stammzellen/Knochenmark zur Verfügung stellt. Wie dankbar sind wir, dass es diesen Spender für unser Kind jetzt gibt und Benny damit eine Chance auf ein zweites Leben haben kann.

Wir möchten all denjenigen danken, die durch ihre Registrierung zur Knochenmarkspende, eine Geldspende oder durch die Vorbereitung und Hilfe bei den Typisierungsaktionen unterstützt haben. Sie haben damit nicht nur uns, sondern vielen Betroffenen neue Hoffnung gegeben. Was gibt es für ein besseres Geschenk!

In den vergangenen 6 Wochen sind in Berlin und Brandenburg durch öffentliche Typisierungsaktionen über 3000 neu registrierte Spender in die Dateien aufgenommen worden, ungezählt der zahlreichen Onlineregistrierungen. Das für die Kosten der Registrierungen eingerichtete Spendenkonto bei der Deutschen Knochenmarkspendendatei (DKMS) weist einen Betrag von 18.450 € auf und deckt damit nur einen geringen Teil der entstandenen Laborkosten. Jeder Euro zählt bei der Arbeit dieser gemeinnützigen Organisationen ohne deren Beitrag der Kampf gegen Leukämie kaum zu gewinnen ist. Wir möchten Sie daher dringend bitten, auch über unseren Fall hinaus, die Arbeit der Spendendateien weiter zu unterstützen. Hilfsbereitschaft darf nicht am Geld scheitern.

Wir wünschen Ihnen die Zuversicht, dass das kommende Jahr nur Gutes bringt. Die Eltern von Benjamin
Weitere Infos unter www.hilfe-fuer-benjamin.info