Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 8/2011
August 2011
Müggelheimer Bote

Inhalt
Sorgenkind Müggelturm
Einmal Kamerad, immer Kamerad
Volksbegehren gegen Nachtflüge - Neue Verhandlung in Leipzig
Bezirkspolitiker im Interview
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Land unter!

Ein neuer See in Müggelheim? Eigentlich ist die Stelle schon bekannt. Dennoch ist es immer wieder erstaunlich, welche Wassermassen sich am Krampenburger Weg zwischen Feuerwache und Kita ansammeln. Nach dem Starkregen am 9. Juli stand die Kreuzung so tief unter Wasser, dass das parkende Auto bis zur Stoßstange darin verschwand. Und der Fahrer des rechten Autos überlegte erst, bevor er sich diesen Wassermassen anvertraute. Er kam übrigens auch ohne Hilfe von Luftkissen gut auf der anderen Seite an - allerdings ist uns nichts über den Zustand seiner Füße bekannt...Dauerregen, wie am Ende des Monats, sorgt hingegen nicht für Land unter! T./F.: sip

Sorgenkind Müggelturm

Bezirk fordert Rücknahme des Kaufvertrages

von Petra Zoepf

Marc Förste fühlt sich völlig unschuldig am Dilemma um den Müggelturm. Er als Eigentümer hat seiner Meinung nach keinen Fehler gemacht. "Ich habe mich als Käufer damals verpflichtet, innerhalb von drei Jahren einen Bauantrag zu stellen und innerhalb von fünf Jahren die Baumaßnahmen aufzunehmen. Das eine ist bereits geschehen, das andere hat noch Zeit", teilte er uns in einer Mail am 24. Juli mit. Ganz im Gegenteil, er sieht sich sogar als Opfer: "…warum schlagen bereits seit Jahren Presse und Politik auf mich ein und dürfen lauthals verkünden, dass ich meine Versprechen nicht halten würde und man meinen Plänen kein Vertrauen mehr schenkt?"

Jetzt zu den Fakten: Ende Dezember 2007 kaufte der Krefelder Unternehmer für 25.000 Euro das gut 6000 Quadratmeter große Gelände samt der Gastronomiegebäude und dem Turm, wissend, dass der Turm und Teile der Gebäude unter Denkmalschutz stehen. Er wolle dort ein Eventzentrum etablieren, versprach er bei der Übernahme, schon bald würde mit den Bauarbeiten begonnen. Mal waren es die stockenden Verhandlungen mit den Versorgern, mal die ausstehenden Ergebnisse von Materialprüfungen, die den Startschuss verhinderten. Schlussendlich ging Ende Dezember und damit kurz vor Fristverstreichung beim Bauamt von Treptow-Köpenick der Bauantrag ein. Dieser war jedoch sehr unvollständig, eine Bearbeitung deshalb nicht möglich. Fristen zur Nachbesserung verstrichen ungenutzt. Das bewog Ende April den Bezirk, den Liegenschaftsfonds als Verkäufer der Immobilie über den Sachstand zu informieren, um den Verkauf rückabzuwickeln. Sowohl Bezirksamt als auch die Bezirksverordnetenversammlung (am 23. Juni) sprachen sich einhellig für diesen Schritt aus.

Anfang Juli gab es ein Gespräch zwischen Investor und Verkäufer, "bei dem Herr Förste gesagt hat, er beabsichtige nach wie vor, sein Vorhaben umzusetzen", berichtet Anette Mischler, Pressesprecherin beim Liegenschaftsfonds. Einen Bauantrag wolle er zeitnah beim Bauamt einreichen. "Dies ist geschehen", bestätigt der zuständige Dezernent Rainer Hölmer (SPD). "Er ist in weiten Teilen identisch mit dem ersten, es fehlen wieder wesentliche Bestandteile wie der amtliche Vermessungsplan und ein Brandschutznachweis." Im Laufe des August seien die Unterlagen nachzureichen, um eine Bearbeitung durchführen zu können, lautet die Auskunft der zuständigen Stelle im Bauamt.

Der Vollständigkeit halber: Ganz untätig war der Investor nicht. Mitte vergangenen Jahres ließ er die ehemaligen Gastronomiegebäude entkernen und zur Sicherung der Baustelle einen Zaun errichten. Dabei wurde so gründlich gearbeitet, dass auch Denkmal relevante Teile dran glauben mussten. "Das drei mal fünf Meter Große Mosaik mit Tauben-Darstellungen in der Pergola des Obergeschosses und ein Relief im Gastraum sind verschwunden", bestätigt Christian Breer, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde. Hier ist die Sicht von Marc Förste eine andere: "Nein, es wurden keine Denkmal relevanten Teile entfernt! Das liegt auch daran, dass es überhaupt keine gegeben hat." (Zitat aus seiner Mail vom 24. Juli an die Redaktion)

Der Förderverein Müggelturm e.V., neben Förste im Dezember 2007 einziger Mitbewerber zur Übernahme des Areals, bietet sich als Retter in der Not an. In einer Pressemitteilung vom 5. Juli 2011 untermauert die Vereinsvorsitzende Gabriele Eichner das Interesse des Vereins an der Liegenschaft. Der Vorstand habe gemeinsam mit den Investoren den Beschluss gefasst, sein Angebot zum Erwerb und der Entwicklung des Müggelturms öffentlich zu erneuern. Die Anpassung des Konzeptes (…) wäre innerhalb kürzester Zeit möglich.

"Ein Trauerspiel, wie es hier aussieht. Seit Jahren tut sich nichts. Der Müggelturm und alles drumherum verkommt immer mehr, fraglich ob da noch was zu retten ist", bringt Anne Meier die Stimmung in der Bevölkerung auf den Punkt. Dem Verfall zuschauen zu müssen tue einfach weh.