Gedanken aus Müggelheim

Das Gegenteil einer Demokratie ist, unter anderem, die Diktatur. Viele von uns haben bereits Erfahrung damit gemacht. Die Älteren vielleicht sogar zwei Diktaturen kennengelernt. 

Was aber zeichnet eine Demokratie aus? Zum einen die freie Meinungsäußerung in Wort und Bild; wählen zu dürfen zwischen einer Unmenge an Parteien; das Recht, seine Meinung in Form von Versammlungen öffentlich kundzutun; eine Rechtsprechung, die offiziellen Regeln entspricht; aber auch das Recht, seine Religion ausüben zu können, reisen dürfen wohin man will, Zeitungen und Bücher zu lesen, die dem persönlichen Geschmack, der persönlichen Einstellung entsprechen. 

Alles Dinge, die in Deutschland möglich sind. Auch wenn dem einen oder anderen die Art der Politik vielleicht nicht gefällt: Wir leben in einer Demokratie, daran ist nicht zu rütteln. Umso unverständlicher für mich, dass immer mehr Menschen im Ort der Meinung sind, dass dem nicht so ist und sich ernstlich fragen: „Wo ist die Demokratie geblieben?“. Meine Antwort: Hier, genau hier, wo es möglich ist, diese Fragen und Zweifel laut zu äußern, ohne dass Polizei, Geheimdienst oder sonstige Schergen es verbieten, Versammlungen auseinandertreiben oder verhaften – denn wir leben nicht in einer Diktatur. Wer die politische Situation, aus meiner Sicht, dermaßen verkehrt einschätzt, der verspielt seine Glaubwürdigkeit auch in anderen Themen. 

Auch wenn viele Menschen unzufrieden sind mit unserer Politik, unserer wirtschaftlichen Situation, den Corona-Maßnahmen, den Waffenlieferungen, der Aufnahme von Geflüchteten. Alles könnte viel schlimmer sein, wenn wir nicht in einer Demokratie lebten, in der gewisse Kontrollmechanismen immer noch funktionieren zwischen den drei Gewalten Legislative, Judikative und Exekutive – und letztlich dem Volk, das wählt. Von daher: Nutzen Sie Ihr Recht zur Wahl und seien Sie Teil dieser Demokratie, in der man das ohne Zwang tun kann.