Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 11/2000  
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Hilfe bei der Gartenarbeit

Der Oktober hatte viele sonnige Tage und die habe ich für die Gartenarbeiten genutzt.

Vor zehn Jahren habe ich meinem Garten das Grundgerüst der Gartenanlage gegeben. Mehrere kleine Gartenräume teilen seitdem die gesamte Fläche auf. Durch Wege sind alle verbunden. Alles, was ich vor Jahren pflanzte, ist angewachsen und entwickelt sich prächtig. Bäume und Sträucher haben enorm an Umfang und Höhe zugelegt, ebenso die großen und kleinen Stauden. Bewusst habe ich alles verhältnismäßig eng gepflanzt. Die gewünschte Wirkung trat ein, es ist einfach kein Platz für Unkraut da!

Da aber nach Jahren doch Mängel an Nährstoffen und Licht auftreten, muss ich mich zu einer größeren Aktion aufraffen und Jahr für Jahr einen Gartenraum gründlich erneuern.

Trittsteine raus, Stauden raus und dabei gleich teilen. Schwache Teilstücke werden nicht mehr eingepflanzt. Vorher habe ich mir eine etwas veränderte Gestaltung ausgedacht, zum Beispiel mehr Trittsteine, welche in den Ritzen mit Sedum bepflanzt werden. Dazu passen die großen Sedum, die Fetthennen und Ziergras.

Schon im vergangenen Jahr wollte ich ein kleines Beet durcharbeiten, weil die dort in großer Anzahl wachsenden Schneeglöckchen nicht mehr so reichlich blühten.

Vorsichtig, mit einem kleinen Schippchen wollte ich die ersten Zwiebeln ausgraben, aber ich konnte gar nicht durchdringen, durch einen dichten, feinen Wurzelfilz. Jetzt war mir auch klar, warum da kaum noch etwas blühte. Also den großen Spaten geholt, mit dem man richtig zustechen kann. Es waren die Faserwurzeln des Apfelbaumes in der Nähe, der die kleinen Zwiebelchen aushungerte. Nun sind alle gerettet, an anderer Stelle gleich wieder in die Erde eingesetzt und ich hoffe, dass sie im nächsten Frühling wieder etwas mehr blühen.

Obwohl ich alles bedachtsam gemacht habe, war ich am Ende der herbstlichen Gartenarbeiten richtig erschöpft.

Grund genug, darüber nachzudenken, wie ich die Gartenarbeit in den nächsten Jahren schaffen soll. Und auch all die Senioren, welche bisher die Gartenarbeit als Hobby und mit ganzer Freude, Jahr ein und aus bewältigt haben.

Es ist einfach Fakt, dass im Laufe des Lebens Muskelkraft, Beweglichkeit, Sehvermögen und auch der Wille zur „Mühseligkeit” nachlässt.

Die Worte: Mühe und Seligkeit, zuvor zusammen geschrieben, sagen es deutlich: Nach der Mühe erlebt man die Seligkeit.

Wer sieht nicht in Gedanken schon die Tulpen blühen, die Phloxe und Rittersporne knospen und freut sich auf die ersten Erdbeeren aus eigenem Garten. Motivation genug, um im Frühling wieder trotz „Zipperlein” im geliebten Garten zu arbeiten.

Aber, es gibt durchaus Gartenarbeiten, die man nicht in der althergebrachten Art und Weise verrichten muß. An erster Stelle steht da die intensive Kompostwirtschaft. Dieses Aufschichten, Umsetzen und Durchsieben, danach das Ausbringen auf die Beete oder Rabatten. Gartenabfälle, Laub, Rasenschnitt kann man doch gleich auf den Beeten verteilen. Bodenbakterien, Regenwürmer und andere Kleinstlebewesen verrichten auch an Ort und Stelle ihre Arbeit. Man nennt das Flächenkompost oder Mulchen.

An Gartenhilfen lässt sich auch einiges ändern. An erster Stelle stehen leichte Geräte, das fängt schon beim Gartenschlauch an. Verwenden sie die dünneren 1/2 Zoll Gartenschläuche. Teilstücke mit Steckkopplungen erleichtern nochmals das Wechseln der Schläuche zu den anderen Gartenflächen. Stabile Schlauchführungen erleichtern das Ziehen der Schläuche um die Ecken. Für pusselige Gartenarbeit gibt es vielseitig verwendbare Knie- oder Sitzhocker, sogar einen mobilen Rollhocker für glatte Wege kann man bestellen. Regenwasser muss man nicht aus der hohen Regentonne schöpfen, es gibt Regenwasserpumpen, die das Wasser in die Gießkannen befördern. Übrigens, lieber zwei kleine Gießkannen tragen, in jeder Hand eine. Für Kübelpflanzen gibt es Rolluntersetzer, damit sind sie beweglich. Ein oft zu gebrauchendes Gartengerät wäre eine Rosenschere mit Rollgriff oder Ratschenübersetzung.

Eine ganz wichtige Entscheidung wäre eine gewisse Umgestaltung des Gartens. An erster Stelle müssen Wege und Treppen intakt, ohne Löcher, Abbrüche und Stolperstellen sein. Rutschige Wegbelege, auch durch geschliffene Wegeplatten müssen ausgewechselt werden. Ein viel beerntetes Kräuterbeet sollte nicht in der äußersten Ecke des Gartens angelegt sein. Besser ist ein Hoch-, Tisch- oder Bankbeet in Hausnähe.

Wer jahrzehntelang in seinem Garten gepflanzt hat - Dahlien, Canna und Gladiolen im Frühling aus dem Keller, im Herbst wieder in den Keller - sollte sich diese Arbeit vielleicht mit zunehmendem Alter nicht mehr zu muten. Auch eine Bepflanzung aus Frühjahrsblühern im Wechsel mit Sommerblumen ist arbeitsaufwendig. Die leichtere Lösung wäre eine abwechslungsreiche Staudenrabatte, in der immer etwas blüht.

So nach und nach wird man selber merken, dass man den ganzen Garten nicht mehr alleine schafft. Ein Garten wird mit dem Gartenbesitzer alt, er vergreist. Verabschieden Sie sich vom Perfektionismus und gehen Sie trotzdem mit Freude am geringen Blühen und mit Muße durch den Garten.

Richten Sie sich an schattiger Stelle einen geschützten Ruheplatz ein. Machen Sie zwischen den Gartenarbeiten öfter eine Ruhepause und naschen Sie vom frischen, vielseitigen Obst direkt aus dem eigenen Garten.

Den Garten aufgeben? Bevor Sie diese Entscheidung bedenken, kann man noch Bekannte fragen, ob sie Gartenarbeiten, eventuell gegen eine kleine Vergütung, übernehmen würden, oder einen Teil des Gartens als möglicherwiese potenzielle spätere Käufer, schon jetzt bearbeiten würden.

Für alle Gartenbesitzer gilt, sich frühzeitig mit der Problematik auseinander zu setzen. Auch im hohen Alter kann man durchaus seine Freude am Garten haben, wenn man sich richtig darauf einstellt. MS

Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten!

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