Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 11/2000  
November 2000 Home  |  Archiv  |  Impressum


"Da kommt ein Riesenstreit auf uns zu"

Scholz: Private Pflanzaktionen auf öffentlichem Straßenland sind kritisch

Baustadtrat Oliver Scholz wusste bei seinem Auftritt Mitte Oktober im Dorfklub ganz genau zwischen seiner Privatperson und seinem poltischen Amt zu unterscheiden. Zum geplanten Ausbau des Flughafens Schönefeld, den er aus wirtschaftlicher Sicht allerdings kaum noch für realistisch hält, äußerte er sich nur als Privatmensch Scholz. Offiziell war er im Rahmen einer Volkshochschulreihe zu Gast im Dorfklub. Dort stand das Thema „Städtebauliche Entwicklung im Ortsteil Müggelheim” zur Debatte.

Was den Flughafenbau betrifft, hält der Rahnsdorfer vor allem die Nähe zu den Siedlungsgebieten für problematisch. Außerdem hätte er sich gewünscht, dass beim Ausbau des Flughafens innovativere Ideen zum Tragen kämen. Der Flughafen Tempelhof könnte beispielsweise zum reinen Eincheck-Gebäude umfunktioniert und die Passagiere von dort per Shuttle nach Schönefeld gebracht werden, wo dann nur Starts und Landungen stattfänden - und dementsprechend weniger Platz benötigt würde. „Etwas richtig Innovatives und die Welt hätte auf uns geschaut. Doch dazu sind Berlin und Brandenburg nicht in der Lage”, äußerte er seine Privatmeinung.

Das Thema kam wegen der noch immer vorhandenen Siedlungsbeschränkung für zwei große Bebauungsplan-Gebiete im Ort zur Sprache. Wegen der Ausbaupläne für den Flughafen wurde für die geplanten Wohnsiedlungen ein Baustopp erteilt. Bezüglich der ursprünglich geplanten Siedlung am Ludwigshöheweg liegt das Bezirksamt immer noch im Clinch mit dem Investor. Der hatte den Bau einer neuen Kindertagesstätte zugesagt, macht aber wegen der Siedlungsbeschränkung für sein zweites Baufeld jetzt einen Rückzieher.

Weil aber die Hälfte des Vorhabens bereits realisiert werden konnte - der Wohnpark Ludwigshöhe entstand noch vor der Siedlungsbeschränkung - verlangt das Amt zumindest eine Teilleistung in Form einer Finanzierung des nötigen Anbaus an die bestehende Kita.

Riesenstreit prophezeite er in Bezug auf Müggelheims Straßenbegrenzungen. Viele würden die Fläche vor ihrem Grundstück als Privatland ansehen, dem sei aber in den wenigsten Fällen so. In der Regel würde das öffentlich gewidmete Straßenland bis an den Gartenzaun heranreichen. Weder Steine noch andere Arten von Absperrungen seien dort erlaubt und könnten sogar geahndet werden. „Wenn wir genügend Geld hätten, ordentlich befestigte Straßen mit Gehwegen zu bauen, gäbe es dieses Problem gar nicht”, bedauert Scholz.

Für Aufregung sorgte die Straßensituation in den sogenannten Behelfsheimsiedlungen. Diese Siedlungen entstanden während des Krieges für die Flüchtlinge aus der Stadt. Die nur mit Buchstaben gekennzeichneten Straßen sind durchweg Privatstraßen. Anwohner wollten wissen, wie teuer eine Befestigung der etwa fünf Meter breiten Sandwege sei. Außerdem sei der Wendekreis an manchen Kurven so eng, dass die Feuerwehr Probleme habe, um die Ecke zu kommen, beschwerten sie sich. „Wir haben nachgemessen und festgestellt, dass die Normen durchaus eingehalten wurden. Notfalls muss die Feuerwehr einmal hin und zurück rangieren”, beruhigte Scholz die aufgeregten Gemüter. Oder aber der im Weg stehende Verteilerkasten der Bewag müsste versetzt werden. Doch auch dass müssten die Anwohner, denen letztlich auch ein Straßenanteil gehöre, selber mit der Bewag klären. Seine Abteilung könne an der Situation ansonsten nichts ändern.

Probleme haben auch einige Anwohner direkt am Fuße des Berges: Immer wieder läuft Regenwasser bächeweise in die Tiefgarage. In ihrer Not haben sie die Garage inzwischen dicht gemacht. Der Betroffene forderte ein Gesamtkonzept für das Gebiet und nicht nur stückweise Erneuerungen.

Neues Schmuckstück des Ortes, zumindest was das Straßenbild anbelangt, sei die Straße 635. „Sie ist fast fertig und erschließt ein kleines, aber feines Gewerbegebiet”, so Scholz. Im September wurde unter anderem die neue Halle von Elkoplus eingeweiht. Jetzt hofft der Stadtrat auf eine Sogwirkung, so dass sich noch mehr Gewerbe dort ansiedelt. sip

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