Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 12/2000  
Dezember 2000 Home  |  Archiv  |  Impressum


Ärger um Fäkalien-Unternehmen: Den Anwohnern stinkts!

Viel geschafft bei toller Atmosphäre

Zwischen Meisenheimer Straße und Straße 691 herrscht dicke Luft. Anwohner haben eine Unterschriftensammlung gegen ein Unternehmen in ihrer Mitte gemacht und baten Bürgermeister und Wirtschaftsamt um Hilfe. „Wir wollen mit Sicherheit keine Arbeitsplätze vernichten. Aber so können wir auch nicht mehr leben. Wir wohnen hier nicht in Müggelheim, sondern in Jaucheheim”, beklagt sich Marion Heinrich. Ursache ihres Ärgers ist der Entsorgungsbetrieb „Fäkalien-Schulze”. 18 Anwohner forderten jetzt durch ihre Unterschrift, dass das Unternehmen bis Ende des Jahres aus dem Wohngebiet ausgelagert wird.

Blick auf das Toiletten-Grundstück am Weg P. Foto: Jacobius
Ihre Vorwürfe: Abwasser würden in den Untergrund versickern; die Tanklaster versperrten zwischen 7 und 7.45 Uhr quasi die Straße, auch oftmals Einfahrten; außerdem würden sie oftmals schon vor 7 Uhr warmlaufen gelassen; immer wieder gäbe es Schäden an Zäunen und Hecken durch die großen Wagen; stinkende Laster, die „fast direkt vor Terrassen und Eingangstüren geparkt” würden. Großes Ärgernis sei auch das Grundstück am Weg P. Es ist vollgestellt mit mietbaren Toilettenhäuschen und Gerümpel. „Wenn man Glück hat, sieht man tagsüber schon die Ratten dort herum huschen”, weiß Peter Heinrich. Rechts, links und hinter dem „Toiletten-Grundstück” sind inzwischen schmucke Einfamilienhäuschen entstanden - mit Blick auf Toiletten.

Das Problem: Die Firma gründete sich unmittelbar nach der Wende, eine Zeit, in der es viele rechtliche Unsicherheiten gab.

„Als wir das kleine Grundstück als Lagerplatz gekauft haben, war nur Brache drum herum. Dann entstand ein neues Haus nach dem anderen”, rechtfertigt sich Waltraud Schulze. Sie hätten damals nicht gewusst, dass das Areal als Wohngebiet ausgewiesen sei und solche Lagerplätze darin verboten seien. „Aber Dummheit schützt vor Strafe nicht”, weiß sie.

Schließlich sei deswegen bereits ein Gerichtsverfahren anhängig, bestätigt auch Eckard Braun, Leiter des Köpenicker Wirtschaftsamtes. Das Verfahren laufe bereits seit drei Monaten. Er weiß auch, dass das Entsorgungsunternehmen bereits mehrere Auflagen bekommen habe, die aber, seines Wissens nach, alle eingehalten würden. Sie alle hätten das Ziel, die Belastungen der Nachbarschaft auf ein Mindestmaß zu beschränken.

„Früher haben wir schon oft um 6 Uhr angefangen zu arbeiten, wegen der Auflagen heutzutage erst um 7 Uhr“, nennt Frau Schulze ein Beispiel. Auch seien die Toiletten immer sauber und könnten gar nicht stinken.

Aufgeben können und wollen sie ihre kleine Firma mit sieben Angestellten nicht. „Wir haben inzwischen schon so viele Schulden, dass unser Grundstück eigentlich der Bank gehört. Wenn wir aufgeben, müssten wir auch das Grundstück aufgeben”, ist Waltraud Schulze verzweifelt. Durch die Nachbarschaftsquerelen liegen ihre Nerven inzwischen blank und sagt aufgebracht: „Wenn das kein Ende nimmt, endet es als Katastrophe, denn ich gehe hier nur als Leiche raus”.

Alle arbeiten an einer Lösung. „Ich habe das Gefühl, dass Familie Schulze sehr kooperativ ist”, sagt Amtsleiter Braun. Sie würde sich schon seit geraumer Zeit nach einem Ersatzgelände in der Nähe umschauen - für die Toiletten, und für die Tanklaster -, doch der finanzielle Rahmen sei eng gesteckt. Einmal bewilligtes Gewerbe sei nur untersagbar, wenn zig Verstöße gegen Umweltgesetze und ähnliches vorlägen, doch das sei nicht der Fall, so Braun. sip

Diese Seite drucken  |  Seitenanfang