Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 08/2001  
August 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Serie für den Natur- und Gartenfreund

Natürlich geht‘s auch!

In der Juli-Ausgabe des Müggelheimer Boten plädierte ich dafür, weniger die chemische Keule, als viel mehr natürliche Mittel gegen Schädlinge im garten einzusetzen. In dieser Ausgabe gebe ich Ihnen einige Tipps, wie Sie die entsprechenden Jauchen und Brühen am besten ansetzen.

Die meisten Kräuter-Extrakte wirken vorbeugend. Sie sollen soweit wie möglich immer bei bedecktem Himmel gesprüht werden, um Blattschäden zu vermeiden.

 
Um die pflanzlichen Abwehrstoffe aus den Kräutern herauszulösen, gibt es unterschiedliche Rezepturen: gärende Jauchen, Brühen, Tees oder Auszüge.

Um Jauchen herzustellen, werden Pflanzenteile immer in kaltes Wasser eingeweicht. Faustregel: 1 Kilo frische oder 150 Gramm getrocknete Pflanzen. Die Masse 2-3 Wochen lang stehen lassen, bis der Gärvorgang beendet ist. Gelegentliches Umrühren nicht vergessen.

Gärende Jauche wird auf die gleiche Weise aufgesetzt. Der Unterschied ist der, dass sie nur drei Tage lang gären soll. Diese Art der Verwendung hat sich bei Brennessel zur Schädlingsbekämpfung durchgesetzt.

Tee wird gebrüht, da manche Inhaltsstoffe durch langes Kochen zerstört würden oder sich verflüchtigen, anderseits aber durch Kaltwasser-Auszug nicht optimal herausgelöst werden. Nach dem Brühen einige Zeit zugedeckt ziehen lassen, dann abseihen und abkühlen lassen.

Brühe wird durch Abkochen ( 20-30 Minuten) von zerkleinertem Pflanzenmaterial gewonnen. Es ist eventuell besser, die zerkleinerten Pflanzenteile vorher einzuweichen. Dann bei bedeckten Topf abkühlen lassen, danach abseihen und die Brühe ist gebrauchsfertig. Nur begrenzt haltbar. Reste eignen sich gut zum Mulchen.

 
Kaltwasser-Auszüge werden hergestellt, um hitzeempfindliche Stoffe zu schützen. Frische oder getrocknete, zerkleinerte Kräuter werden in kaltem Wasser, möglichst Regenwasser, mindestens 24 Stunden bis maximal 3 Tage lang eingeweicht. Im Gegensatz zur gärenden Jauche seiht man jedoch immer ab, bevor die Gärung eintritt.

Im Prinzip kann aus allen Pflanzen ein Kaltwasser–Auszug hergestellt werden. Diese Spritzflüssigkeit ist allerdings weniger konzentriert als Tee oder Brühe und sollte deshalb nicht so stark verdünnt werden.

Ackerschachtelhalm wächst auf Wiesen, Äckern, auch an feuchten Gräben. Er zeigt auch verdichtete Böden an. Das Kraut kann von Juni bis August gesammelt werden. Die Wedel werden bodentief abgeschnitten. 1,5 kg frisches Kraut in 10 Liter Wasser 24 Stunden lang einweichen. Dann eine Stunde kochen und zugedeckt abkühlen lassen, vor Gebrauch durchseihen. Die Anwendung soll 1:5 bis 1:10 verdünnt werden. Angewendet wird sie vorbeugend gegen Rost, Schorf, Mehltau, Monilia, Kräuselkrankheit an Pfirsich, Braunfäule an Tomaten, Schwarzflecken, Blattfallkrankheit an Beerenobst, Sternrußtau an Rosen. An drei Tagen hintereinander spritzen und öfter wiederholen.

Die Wedel vom Wurmfarn werden von Juni bis September verwendet. Sie sollen zerkleinert werden. 5 kg frische Wedel werden in 10 Liter aufgekocht, zugedeckt abkühlen lassen und durchseihen. Die Brühe wird unverdünnt zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten, vor allem von hartnäckigem Rost an Schwarzen Johannisbeeren, aber auch gegen Schnecken auf dem Boden und an den Pflanzen eingesetzt.

Eichenblätter-Jauche aus dem Herbstlaub der Eiche und Rindenstücke: 1 kg auf 10 Liter Wasser verjauchen lassen. 1:5 oder 1:10 verdünnt über Pflanzen und Schädlinge spritzen. Unverdünnt gut, um Ameisen zu vertreiben.

Holunderblätter -Jauche wird mit 1 bis 1,5 kg Blättern auf 10 Liter Wasser aufgesetzt. Um Wühlmäuse zu vertreiben verwendet man die Jauche unverdünnt. Sie wird in die Gänge gegossen. Ebenso wird sie gegen Maulwürfe angewendet.

Gärende Brennessel-Jauche wird durch möglichst nicht blühende Stiele im Juni hergestellt. Zerkleinerte Pflanzenteile, 5 kg werden mit etwa 50 Liter Regenwasser angesetzt. Sie soll in der Sonne stehen, dann ist sie in 3-4 Tagen gärend, hell und beißend. Sie wird zur Bekämpfung von Blattläusen, Obstbaum Spinnmilben und anderem Ungeziefer an Obstbäumen und Beerensträuchern verwendet, in Kombination mit Schachtelhalm Brühe: Von der Jauche 1/2 Liter, gemischt mit 1/4 Liter Schachtelhalmbrühe und das 50-fach verdünnt.

Brennessel Kaltwasser Auszug wird zur Abwehr von Blattläusen, vor allem an Rosen angewendet. Dazu wird 1 kg frisches Brennesselkraut in 10 Liter Wasser 24 Stunden lang eingeweicht. Anschließend soll es abgeseiht und ausgepresst werden. Es wird an drei Tagen hinter einander gespritzt.

Birkenblätter-Jauche wird nur mit grünen Blättern zum Verjauchen angesetzt (1 kg auf 10 Liter Wasser ). Sie wird vorbeugend gegen Schorf an Früchten und Blättern angewendet. Bei feuchtwarmem Wetter an Apfel und Birnen, 1:5 verdünnt spritzen.

Versuchen Sie diese milde Art der Schadbekämpfung, nach dem Motto: Pflanzen helfen Pflanzen! Ich wünsche viel Erfolg. MS

Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten!

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