Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 08/2001  
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Geschichten aus dem Müggelwald

Kann das Wildschwein mein Freund werden?

War es nun langweilig im Müggelwald, oder war es nicht langweilig?

Aick, der riesengroße Riesenschnauzer trottete durch den Garten. Herrchen war arbeiten, Frauchen machte einen Einkaufsbummel. Es war keiner da, mit dem er spielen, rumtoben oder quatschen konnte.

Aick setzte sich unter einen Baum und gähnte. „Na dann mache ich eben erstmal ein kleines Schläfchen. Vielleicht träume ich etwas Lustiges. Mal sehen, ob es klappt.”

Er kuschelte sich zusammen und schlief ein. Und es klappte wirklich.

Ein lustiger Traum schwebte durch den Garten und setzte sich zu Aick unter den Baum.

„Aicki, Aicki”, flüsterte der Traum, „du langweilst dich doch, du riesengroßer Hund. Gehe mal in den Müggelwald und versuche mit den Wildschweinen zu spielen. Wildschweine sind groß und stark. Du bist aber viel, viel größer. Ob du stärker bist, das werden wir am Ende dann sehen.

Aicki, lauf los. Aicki, mache es doch. Aicki, die Wildschweine warten auf dich.” Der Traum wurde immer lauter. Er schrie - und Aick wurde wach.

„Na, das war vielleicht ein Traum.” Aick rieb sich die Augen. „Herrchen sagt doch immer, Aicki, gehe nicht an die Wildschweine heran. Wildschweine sind gefährlich. Was stimmt denn nun? Wenn Herrchen heute Abend nach Hause kommt, dann muss ich unbedingt mit ihm sprechen.”

Die Zeit verging nicht. Es dauerte und dauerte und dauerte.

Also war es doch langweilig im Müggelwald, oder?

Endlich hörte der Hund das Auto. Herrchen war da. Aber erst musste sich Herrchen ausruhen, denn so ein langer Arbeitstag macht müde. Also Ruhe bewahren und warten.

Aber das Warten war nun so langweilig, dass Aick beinahe platzte.

„Jetzt reicht es”, dachte Aick. „Herrchen, Herrchen”, brüllte er, „jetzt hast du dich genug ausgeruht. Ich muss mit dir reden.”

„Komm her, mein Riesengroßer, was hast du denn für Sorgen?”

„Sorgen habe ich keine”, sagte Aick, „aber ich hatte heute einen Traum.”

„Einen Traum”, lachte Herrchen, „mein Riesengroßer hatte einen Traum. Na dann erzähle mal.”

Und Aick erzählte. Von den Wildschweinen mit denen er Freundschaft schließen wollte, weil sie auch so groß und so stark waren wie er. Er würde so gerne mit ihnen spielen, mit ihnen rumbolzen und mit ihnen seine Kräfte messen. Das wäre doch etwas.

Herrchen machte große Augen. „Aicki, Aicki, was war das für ein komischer Traum. Schlage dir das aus deinem Kopf. Das geht nicht. Wildschweine sind keine Haustiere. Du darfst nie, hörst du, nie mit ihnen zusammen kommen. Das könnte sehr gefährlich für dich werden. Ich verbiete dir das, hast du verstanden?”

Aick saß bedeppert da. Herrchen fragte noch einmal: „Aick, hast du das verstanden?”

„Ja”, knurrte er laut. Dann ging er weg und brabbelte in seinen Hundebart: „Du hast ja keine Ahnung Herrchen, wie gerne ich solch einen großen Freund hätte.”

Bis zur Hunderunde am Abend war Aick mit Herrchen böse. Er maulte rum.

Dann war es so weit. Beide machten sich auf den Weg. Wie immer, immer am Rande des Müggelwaldes entlang. Da Aick ein sehr artiger und gut erzogener Hund war, durfte er ab und zu auch ohne Leine laufen. Also machte Aick sich auf den Weg. Vor ihm lief ein großes Tier. Es war schon etwas dunkel und deshalb hatte Aick Schwierigkeiten das Tier zu erkennen. Er war neugierig und lief etwas schneller. Herrchen kam gemütlich hinterher. Plötzlich traute Aick seinen Augen nicht. Es war ein Wildschwein.

„Na prima”, dachte er, „endlich kann ich ausprobieren, ob die Viecher wirklich so gefährlich sind.” Er drehte sich nach Herrchen um. Der war zum Glück weit weg.

Das Wildschwein blieb stehen. Es grunzte den riesengroßen Hund freundlich an. „Hallo”, sagte das Schwein. „Hallo, wie geht es dir?”, fragte Aicki. Beide sahen sich an, berührten sich und freuten sich.

„Na, es geht doch”, dachten der Hund und das Schwein, „vielleicht sehen wir uns zur nächsten Hunderunde wieder.”

„Tschaui”, grunzte das Wildschwein.

„Tschüss”, bellte der Hund und lief zu seinem Herrchen. Ingrid Zweiniger

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