Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 08/2001  
August 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Uschi Görsdorfs Liebe zu einer „Panzertruppe”

Schildkröten : teuer und pflegeintensiv

Müggelheim wurde in diesem Jahr 254 Jahre alt, es entwickelte sich vom kleinen Bauerndorf zur grünen Wohnoase und einem Ort der Erholung am Rande Köpenicks. Auch die Familie Görsdorf zog es aus dem turbulenten Prenzlauer Berg schon 1976 nach Müggelheim. Zunächst nur an den Wochenenden in ihr Ferienhaus, 1985 dann endgültig. Sie baute nicht nur ein Wohnhaus, sondern auch gleich ein Domizil für die trauten Mitbewohner. Denn Uschi Görsdorf schwärmt schon seit ihrer frühesten Kindheit für Schildkröten, klar, das sie ein besonders schön angelegtes Gehege bekommen sollten.

„Mit sechs Jahren bekam ich meine erste Schildkröte von meiner Oma geschenkt, ‚Baba’. Ich war von ihr so begeistert, dass meine Liebe zu diesen eigenwilligen Reptilien bis heute anhält“, schwärmt die Kosmetikerin. Viele Menschen unseres Naturkreises würden Schildkröten für stumpfsinnige Tiere halten. Anders die Naturvölker. In Südamerika beispielsweise gelte die Schildkröte durchweg als freundliches, intelligentes Wesen, das natürlich auch mystische Kräfte besitzt. Im Buddhismus ist sie das Symbol der Unsterblichkeit, im Hinduismus sogar die zweite Inkarnation des Gottes Vishnu. „Die Langlebigkeit der Schildkröten, ihre Beständigkeit und Ausdauer sollen Glück und Gesundheit bringen”, weiß Uschi Görsdorf.

Sie hegt und pflegt inzwischen zehn stattliche Landschildkröten. Darunter sind sieben Vierzehen-Steppenschildkröten (Testudo Horsfieldi) und drei griechische Landschildkröten (Testudo hermanni). Sie vertragen sich im Sommer in dem urtümlich angelegten Gehege im Garten der Familie Görsdorf ganz prächtig. Das artgerechte Gehege ist mit Steinhöhlen, Kletterbergen und Sonnenplätzen ausgestattet und etwa sechs mal zwei Meter groß.

Dort lassen es sich die gepanzerten Reptilien bei Löwenzahn (mit Blüte), Salat, Wild- und Gartenbeeren, Klee, Obst, Heu, hartgekochtem Eigelb, fettfreiem Rinderhack oder einer kleinen Bananenmahlzeit gut gehen. Auch eine Heuschrecke bringt etwas Abwechslung in den Speiseplan.

„Es ist günstiger mehrere Weibchen als männliche Schildkröten beieinander zu haben. Schildkrötenmännchen können richtig aggressiv werden“, sagt die erfahrene Halterin. So ist Männchen Egon manchmal bissig und muss dann einzeln gehalten werden. Auch die Schildkröten Herr und Frau Grieche haben öfter Streit. Die Damen Amanda und Raffaela sind dagegen friedfertiger.

Schildkröten können sehr gut sehen, auch riechen können sie hervorragend. Doch sind sie fast gehörlos und geben kaum Laute von sich.

Landschildkröten gab es schon vor 225 Millionen Jahren und sie sind seit dem praktisch unverändert geblieben. Bei guter Pflege schaffen sie es leicht 60 Jahre und mehr zu erreichen. Daran sollte bei der Anschaffung einer Schildkröte gedacht werden.

Uschi Görsdorfs Lieblingskröte Amanda hat bereits 47 Jahre auf ihrem Buckel, Entschuldigung, Schild. Sie wiegt stolze zwei Kilogramm und hält, da sie immer im Warmen gehalten wird, keinen Winterschlaf. Doch ist es den Lebensfunktionen der Schildkröte zuträglich, wenn sie sich zu Beginn der kalten Jahreszeit (die Tiere werden träge und fressunlustig) zur Winterruhe zurückziehen können. Von Oktober bis Ende März werden die Reptilien in mit Eichenlaub, Moos oder Heu gefüllte Kisten gebracht. In einem kühlen aber frostfreien Keller (4 bis 10 Grad) können die Kriechtiere so gut überwintern.

Hund, Katze, Meerschweinchen oder Mäuse dürfen mit der Schildkröte nicht in Berührung kommen. Neugier und Spieltrieb oder die Bereitschaft der Nager überall ihre Zähne auszuprobieren, kann vor allem für kleine Schildkröten schnell tödliche Folgen haben.

Seit der Wende dürfen Schildkröten nur mit Zertifikat gehalten werden und müssen beim Bezirksamt angemeldet sein. Diese Maßnahme ist aufgrund des Artenschutzes notwendig.

Die Paarung und Zucht von Schildkröten ist kompliziert. Der Reptilienspezialist Dr. Lutz Sassenburg betreibt in Biesdorf eine Kleintierklinik. Dort kann man sich informieren und Rat einholen. Sassenburg ist Vorsitzender der INGUANA (Fachgruppe für Terrarienkunde), er züchtet und hat alle Voraussetzungen zum Gelingen der Zucht geschaffen.

Schildkröten sind nicht nur teuer (zwischen 300 und 2500 Mark), sondern auch sehr pflegeintensiv. „Sie benötigen immer frisches Futter, die größte Sauberkeit im Gehege und halbjährliche Tierarztbesuche. Auch das Wasserbecken muss ständig geschrubbt werden um die Tiere gesund zu halten. Zum Glück hilft mir mein Sohn Gilbert kräftig, die kleine Schildkrötentruppe zu versorgen”, freut sich die Kosmetikerin aus dem Alsenzer Weg. Wer Fragen hat, kann sich an Uschi Görsdorf unter Tel.: 659 68 27 wenden. wi.

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