7. Jahrgang, Ausgabe 08/2001 | |
August 2001 | Home | Archiv | Impressum |
Und so blieb Familie Schilkin, das waren Vater Apollon, Mutter Natalia, Babuschka (Großmutter), Sergei und sein jüngerer Bruder Dima, in Berlin. Das vom Vater gekaufte Haus in Karlshorst wurde nun zum neuen Domizil. 1923 erwarb Sergeis Vater einen Gutshof in Alt-Kaulsdorf. Noch heute ist es der Stammsitz der Firma Schilkin.
Häufig zog es den Naturverbundenen Sergei Schilkin nach Müggelheim. Ende der 30er, Anfang der 40er Jahre (er studierte zu dieser Zeit) fuhr Schilkin besonders oft mit seinem Fahrrad entlang des damals fast noch benzinfreien Müggelheimer Dammes in die Wald- und Wasseroase des Berliner Südostens. Entgegen den heutigen Verhältnissen waren die Radler Giganten der Landstraße. Die wenigen nicht von der Wehrmacht eingeforderten noch intakten Motorkarossen, fuhren meist langsamer als die sportlichen Radfahrer.
Noch heute befährt der Wassersportler Schilkin auf seiner Yacht gemeinsm mit seiner Familie Flüsse und Seen unserer Region. „Carpe Diem” steht in großen Lettern am Bug der Schilkinschen Yacht. Den Tag nutzen wird der clevere Mann bestimmt, so lange er atmet.
Eigentlich sollte Sergeis Bruder Dima die Firma des Vaters übernehmen. Doch er fiel in den letzten Kriegstagen im irrsinnigen Kampf gegen sein eigenes Volk, die Russen.
Nach Kriegsende hielt Sergeis Ehefrau Erna den Betrieb über Wasser. Schilkin war zu jener Zeit als Dozent an der TU tätig. Doch er konnte das Erbe seines Vaters nicht einfach fallenlassen. Mit Erfindungsgeist und viel Fleiß richtete er die Spirituosenfirma wieder auf. Die angestrebte Professur an der Technischen Universität - adé!
In der DDR gab es jede Menge Auflagen für den privaten, später halbstaatlichen Betrieb. Der Staat kassierte und bewachte.
Seit 1992 setzt Peter Mier, Schwiegersohn des Wodkazaren, die Tradition des Familienbetriebes Schilkin fort. Die Konkurrenz ist groß. Doch mit einem Stück besonderer Art kann keiner konkurrieren: dem Gobelin, einem Teppich mit eingesticktem Familienbildnis der Zarenfamilie Romanow. Es war ein Geschenk des Zaren Nikolei für treue Dienste. Auf der überstürzten Flucht aus St, Petersburg rettete Babuschka den Teppich vor den Bolschewiki, erinnert sich Schilkin in seinen Memoiren. Noch heute wird das Stück in Ehren gehalten: Es lebe der Zar! Gisela Winkelmann