Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 12/2001  
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Kirchenseite

Es weihnachtet sehr . . .

Gedanken von Pfarrerin Regina Schulz

Es ist immer dasselbe; - schon Anfang November stehen Weihnachtsbäume in den Kaufhäusern. Wir haben noch nicht unserer Verstorbenen gedacht und werden schon eingelullt von „Glocken, die süßer nie klingen“. WEIHNACHTEN

Manch einer sehnt das Fest herbei in der Hoffnung, dass dieses Mal vielleicht anders als beim letzten Mal „Friede auf Erden“ sei. Obwohl wir wissen, dass noch kein Weihnachtsfest in 2000 Jahren die endgültige und vollständige Veränderung der Welt mit sich gebracht hat. Manch einer fürchtet sich vor dem Fest. Vielleicht sagen Sie auch: „Mir ist das Ganze zu sentimental. Bei den Liedern und dem Kerzenschein muss ich eh immer gleich weinen. Da steigen Erinnerungen in mir hoch an frühere Feste; an Menschen, die nicht mehr bei mir sind. Ich möchte nicht hineinfallen in dieses Loch von Rührung, Sehnsucht und Trauer um Verlorengegangenes“.

 
Denn gerade zu Weihnachten, am „Fest der Liebe“ werden mir die Defizite meines Lebens besonders deutlich. Mir wird vor Augen geführt, dass hinter unserer gut ausgeleuchteten Fassade, wo das rührend-süße Kind in der Krippe immer „holder und lockiger“ wird, manches nicht im Lot ist. Weihnachten, das ist eben auch die Zeit notdürftig gekitteter Risse, die Flucht vor Eindeutigkeiten und Verdrängung von Wirklichkeit.

In diesem Jahr fällt es besonders schwer, den Widerspruch zu überbrücken, der zwischen Hunger und Übersättigung von Menschen klafft, zwischen latenter und offener Gewalt und unserer Friedenssehnsucht, zwischen nahezu allen weihnachtlichen Symbolen und Bildern, dem „Ehre sei Gott in der Höhe“ und der tiefsitzenden Lebensangst. Spricht man den Namen Gottes auch nur aus, dann leben in diesem Wort all unsere unabgegoltenen Träume von Güte, Menschlichkeit und Gerechtigkeit und genauso leben in dem Wort der Schmerz und der bittere Geschmack, dass die Welt so ganz anders ist und man über so viel Leid Gott gar nicht glauben kann.

Gerade deshalb ist es so wichtig, uns Weihnachten erinnern zu lassen: Das Kind ist erwachsen geworden und hatte eine großartige Vision. Jesus Christus erkannte Gott in dem bittenden Mund eines Bettlers, in dem frierenden Flüchtling, in den zittrigen Fingern eines Kranken, in den Augen einer Dirne. Er wollte, dass Menschen den Mut zum eigenen Leben zurückgewinnen. Er wollte Räume öffnen, in denen Menschen wachsen können im Vertrauen zu sich selber, in der Liebe zum Leben, mit einem weiten Herzen fernab aller Enge und Engstirnigkeit. Er lehrte Menschen einen inneren Halt und eigenen Inhalt zu finden für ihr Leben. Er sprach Menschen von Schuld frei. Wenn sie ihm ihr Leben erzählten mit all dem Durcheinander, dann erinnerte er sie an längst vergessene Träume. Nach der Begegnung wussten sie wieder, was sie selber wert waren.

Dies nannte er Gott: diesen einen ewigen Willen, der möchte, dass wir sind! Nichts ist Gott wichtiger als das kleine Schicksal unseres irdischen Lebens. Dies ist ein wunderbarer Grund zu Weihnachten zu feiern, heute vielleicht einmal mit einem nachdenkenswerten Lied.

Und Enttäuschungen tun not.
Was man gibt, kriegt man zurück.
Wer nicht leiden kann, ist tot.
Nur wer Trauer kennt, kennt Glück.
Nur wer schreien kann, ertrinkt nicht.
Nur wer fällt, wird aufgehoben.
Nur wer Dunkel kennt, kennt Licht.
Nur wer unten war, kennt oben.
Gerade wer verletzlich bleibt
und wer Angst und Hoffnung kennt,
wer sich an sich selber reibt,
ist - was man den Menschen nennt.
(Bettina Wegener, „Weine nicht, aber schrei“, Lieder und Gedichte, Büchergilde Gutenberg 1982, S. 198)

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein friedvolles und von Gott gesegnetes Weihnachtsfest.

Kirchentermine im Dezember

Gottesdienste

Sonntag, 2.12., 10 Uhr Gottesdienst - Pfarrer Iskraut
Sonntag, 9.12., 10 Uhr Abendmahlsgottesdienst - Pfarrer Menthel
Sonntag, 16.12., 10 Uhr Gottesdienst - Pfarrer Menthel
Sonntag, 23.12., 19 Uhr Musikalischer Abendgottesdienst mit Vokal- und Instrumentalmusik zur Weihnachtszeit - Predigt Pfarrer Menthel
Heiligabend, 15 Uhr Familiengottesdienst mit Krippenspiel - Generalsuperintendent i. R. Richter
Heiligabend, 16.30 Uhr Christmette - Pfarrer Menthel
Heiligabend, 22 Uhr Musik zur Christmacht mit dem Ensemble für ALte Musik Musica Antiqua Coepenicciensis
1. Weihnachtstag, 10 Uhr Gottesdienst - Pfarrer Menthel
2. Weihnachtstag Gottesdienst - Generalsuperintendent i. R. Richter
Sonntag, 30.12. kein Gottesdienst
Montag, 31.12., 10 Uhr Abendmahlsgottesdienst - Pfarrer Schmid
Dienstag, 1.1., 10 Uhr Gottesdienst - Pfarrer Menthel

Umweltkreis

Dienstag, 18.12., 20 Uhr bei Familie Jacobius, Darsteiner Weg 36A

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