Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 12/2001  
Dezember 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Geschichten aus dem Müggelwald

Weihnachtsmann, wir möchten Ruhe geschenkt bekommen

Krah, krah, krah. Über dem Müggelwald kreisten schwarze Vögel. Sie waren im Herbst aus dem Norden gekommen, um den Winter hier zu verbringen. „Warum denn hier bei uns?”, fragten sich die kleinen Müggelwaldvögel, „hier wird es doch auch kalt, hier gibt es im Winter auch wenig zu fressen und nun sollen wir unsere paar Körnchen auch noch mit euch teilen.”

„Krah, krah, krah. Gebt uns auch ein paar Körnchen ab.”

 
Schon wieder dieses Gebrülle. Den kleinen Müggelwaldvögeln ging das auf die Nerven. „Wir müssen etwas tun, damit die großen Viecher endlich mit dem Radau aufhören.” Die kleinen Vögel waren ganz aufgeregt. Sie wollten die großen Vögel nicht aus dem Müggelwald vertreiben. Aber sie wollten nicht mehr dieses laute „krah, krah, krah” hören. Aber wie sollte das gehen? Alle überlegten.

„Vielleicht könnten die Viecher lernen, nur leise piep piep zu sagen.” Nun mussten alle lachen. „Stellt euch mal vor, große schwarze Vögel und dann nur leise piep piep. Nee, das geht nicht.”

Der freche Spatz überlegte und hatte dann die Superidee. „Wisst ihr, wer uns helfen kann?” Alle waren gespannt. „Nun sag endlich wer.” Der Spatz plusterte sich auf. „Ein Rätsel müsst ihr lösen. Also, welches Fest feiern wir im Winter und wer kommt aus dem Märchenwald und bringt uns Geschenke?”

Alle Müggelwaldvögel schrien: „Der Weihnachtsmann, der Weihnachtsmann!”

„Ja, der Weihnachtsmann”, sagte der Spatz, „wir werden in den Märchenwald fliegen und mit ihm sprechen.”

Gesagt, getan. Riesige Vogelschwärme machten sich auf den Weg in den Märchenwald. Nach ein paar Tagen waren sie angekommen.

Im Märchenwald, im Haus des Weihnachtsmannes, herrschte reges Treiben. Alle waren fleißig. Wunschzettel wurden gelesen, Geschenke in Säcke verpackt, Weihnachtskekse und Weihnachtskuchen gebacken.

Mitten in dieses fleißige Wirrwarr flogen die Vögel aus dem Müggelwald. Sie setzten sich in das Weihnachtsmannhaus und ruhten sich erst einmal von der weiten Reise aus.

Der Weihnachtsmann und seine Helfer waren sprachlos. „Wo kommt ihr denn her?”

„Wir kommen aus dem Müggelwald mit einem riesengroßen Wunsch. Und weil jetzt das Weihnachtsfest vor der Tür steht, möchten wir, dass du uns unseren Wunsch erfüllst.”

„Warum habt ihr denn keinen Wunschzettel geschrieben?”, fragte der Weihnachtsmann, „dann hättet ihr doch die weite Reise in den Märchenwald nicht manchen müssen.”

„Nein”, schrien die kleinen Vögel, „der Wunsch von uns ist schwierig. Wir möchten Ruhe geschenkt bekommen.”

„Was wollt ihr?”, fragte der Weihnachtsmann und lachte, „Ruhe wollt ihr haben. Ihr habt doch Ruhe im Müggelwald.”

„Haben wir nicht. Wir haben Flugzeuge am Himmel. Ach Quatsch, ich habe mich versprochen. Wir haben große schwarze Vögel am Himmel. Allerdings nur im Winter, aber trotzdem nerven die uns.”

„Also große schwarze Vögel”, fragte der Weihnachtsmann, „und was machen die nun genau?”

„Die schreien immer ganz laut krah krah. Und fressen uns auch noch unsere Körner weg und manchmal rufen sie auch krah, krah, krah, gebt uns auch ein Körnchen ab. Also nur Lärm, Lärm, Lärm. Deshalb wünschen wir uns von dir Ruhe.”

Der Weihnachtsmann war sprachlos. „Das ist ein schwieriger Wunsch. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Ihr bleibt erst einmal bei uns bis ich weiß, ob ich euch euren Wunsch erfüllen kann.”

Dann verschwand der Weihnachtsmann. Er war weg, keiner wusste, wo er war.

In der Zwischenzeit tobten die Vögel durch den Märchenwald. Aber sie halfen auch den Weihnachtsmannhelfern beim Aussuchen und Einpacken der Geschenke. Sie halfen beim Füttern der Rentiere und warteten dabei artig auf den Weihnachtsmann.

Nach vielen Tagen kam er aus seinem Versteck hervor. Es war kurz vor dem Weihnachtsfest und deshalb wurde die Zeit knapp. Der Schlitten stand schon vor der Tür. Alle Säcke waren aufgeladen. Auch die Grünkernsäcke für die Tiere des Müggelwaldes. Leise fielen Schneeflocken vom Himmel. Es war ruhig und schön.

Alle Vögel stürzten sich auf den Weihnachtsmann. „Weihnachtsmann, was hast du dir ausgedacht? Weihnachtsmann, kannst du uns unseren Wunsch erfüllen?”

„Ich kann euren Wunsch nach Ruhe nicht erfüllen, weil ich kein Zauberer bin. Ich bin nur der Weihnachtsmann. Aber ich sage euch jetzt etwas. Hört mir gut zu. Auch die großen schwarzen Vögel haben ein Recht so zu leben, wie sie es gewohnt sind. Und weil sie groß sind, müssen sie krah, krah schreien. Es würde euch auch nicht gefallen, wenn ihr kleinen Vögel nicht mehr piep, piep machen dürftet, sondern vielleicht wauwau oder miau schreien müsstet.”

Alle mussten lachen. Das war doch was. Ein kleiner Vogel aus dem Müggelwald schreit wauwau. „Habt ihr das verstanden, was ich euch mitgeben möchte in euren Müggelwald?”

„Ja, wir haben es verstanden”, sagte der freche Spatz. „Wir sollen uns mit den großen schwarzen Vögeln vertragen und wir sollen nicht rummeckern, wenn sie anders sind als wir.”

„Richtig!”, sagte der Weihnachtsmann, „und nun macht euch auf den Weg in den Müggelwald. Wir fahren jetzt mit unserem Weihnachtsschlitten auch los.

FROHE WEIHNACHTEN EUCH ALLEN!” Ingrid Zweiniger

Diese Seite drucken  |  Seitenanfang