Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 01/2002  
Januar 2002 Home  |  Archiv  |  Impressum


Gedanken aus Müggelheim       

von Marianne Schäfer

Ich freue mich, wenn ich einer Kindergartengruppe beim Spaziergang begegne. Besonders die Kleinen sind so fröhlich, offen und unkompliziert.

Das ändert sich leider, so bald sie älter werden. Schon nach zwei bis drei Schuljahren gehen die Kinder gruß- und blicklos an mir vorbei, obwohl sie mich kennen.

Was mag der Grund sein? Ich frage mich: Sprechen die Eltern nicht mit ihren Kindern? Was bedeutet ein Gruß? Guten Morgen, guten Tag, guten Abend. Es soll nichts weiter heißen als: Ich wünsche einen guten Tag!

Sind wir Menschen uns alle so gleichgültig geworden, dass wir nicht mehr Anteil an den Mitmenschen nehmen? Möglicherweise ist es in der Stadt nicht so auffällig, da lebt man anonymer. Hier aber nicht. Durch die Gärten, welche bei schönem Wetter wie eine Stube genutzt werden, nimmt man ungewollt akustisch und optisch Anteil am Leben der Mitmenschen, man lebt transparenter. Ein Gruß ist eine Freundlichkeit, ein guter Wunsch.

Können wir das unseren Kindern nicht mehr richtig vermitteln? Sind wir selber so abgestumpft, dass uns an freundlichen Förmlichkeiten nichts mehr liegt? Auch an anderer Stelle wurde jetzt Kritik laut. Der PISA-Test, welcher im Oktober an verschiedenen Schulen Europas durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass besonders in Deutschland die schulischen Leistungen, speziell im Lesen, Schreiben und Mathematik, sehr mangelhaft sind. Was sind die Ursachen? Ich denke, die Eltern sollten nicht allein der Schule, den Lehrern die Schuld geben. Die Eltern müssen - auch hier - an erster Stelle für eine gute Erziehung, die Basis, sorgen.

Genau dieses hat ein weiterer PISA – Test bewiesen. Nämlich das deutsche Eltern viel zu wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen. Laut Test ist das nur etwa bei 43% der Familien der Fall. Hilfe bei Schularbeiten, Gespräche und gemeinsame Freizeitgestaltung sind wichtig für eine gute Entwicklung der Kinder. Tatsächlich kann man die Freizeitgestaltung von vielen Kindern als einfallslos bezeichnen. Einige finden Spaß daran, anderer Menschen Eigentum zu beschädigen, in dem sie diese blödsinnigen „Tags” an Häuserfassaden, Wände und öffentliche Verkehrsmittel sprayen oder kratzen. Sie wollen einen „Kick” haben. Unser Ortsbild ist derart verschandelt, es ist schlimm! Noch gilt das Gesetz: Eltern haften für ihre Kinder. Es ist eindeutig Sachbeschädigung.

Wissen die Eltern immer, ob ihre Kinder zur angemessenen Zeit abends zu Hause sind? Eltern müssen sich klar machen, dass ihre Kinder gerade in der heutigen Zeit eine gute Erziehung und eine gute Schulbildung brauchen. Ich will hier jetzt nicht alle Eltern über einen Kamm scheren, denn es gibt viele, die auch dem entsprechend handeln. Doch leider fallen die Kinder der anderen Eltern stärker ins Auge. Ihr Handeln ist wie ein visueller Hilfeschrei - auf den wir, die Erwachsenen, die Eltern, reagieren müssen.

Nur so haben die Jugendlichen eine Chance für ein erfolgreiches Berufsleben und somit eine gesicherte Zukunft!

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