Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 06/2007
Juni 2007
Müggelheimer Bote

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Park-Chaos am S-Bahnhof Hirschgarten
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Müggelheim feiert weiter durch den Sommer!
Fischer's Fritze fischt frische Fische
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Fischer‘s Fritze fischt frische Fische

Am Müggelsee legt Andreas Thamm für Aale und Co. die Netze aus

Von Petra Zoepf

Die Haut goldbraun schimmernd und an der Unterseite aufgeschlitzt hängen sie im Rauchkasten. 500 bis 600 Gramm bringen sie bei einer Länge von etwa 50 cm lang auf die Waage. Frisch zubereitet hat die Delikatesse eine große Fangemeinde. Doch wer hätte gedacht, dass es zehn bis 12 Jahre dauert damit ein Aal diese Größe und dieses Gewicht erreicht? Weit gefehlt, wer dies für Anglerlatein hält. Der Aal zählt zu den Oldies wenn er auf dem Verkaufstresen landet!

„Die Jungaale sind mindestens zwei Jahre alt und nur drei bis vier Gramm schwer, wenn sie im Frühjahr und Herbst in die Seen gesetzt werden“, berichtet Andreas Thamm und erläutert, was unter dem Begriff „Fischbesatz“ zu verstehen ist. „Um die Artenvielfalt in den Seen zu erhalten und den natürlichen Bestand zu ergänzen, haben die Köpenicker Fischereivereinigung e.V. und alle Fischereiberechtigten die Auflage, Satzfische zuzuführen.“ Neben Aalen werden Hechte, Schleie, Karpfen und Welse „gesetzt“, insgesamt mehr als zwei Tonnen Jungfische pro Jahr hat er zusammengerechnet.

Der Mitfünfziger ist Köpenicks einziger Fischermeister mit eigenen Fischereirechten. Zusammen mit fünf anderen Berufsfischern hegt und pflegt er den Fischbestand in den Gewässern im Südosten Berlins und dem angrenzenden Brandenburg. Alles in allem sind sie „Herren“ über 3000 Hektar Wasser, „auf dem Müggelsee mit seinen 750 Hektar bin ich aber alleine“, betont der quirlige Mann. Seine blau-braunen Augen strahlen und lassen unverkennbar Stolz in seinem Gesicht aufblitzen. Der Aal gehöre neben dem Zander zu den „Brotfischen“ der Fischer, was soviel heißt, dass sie die Haupteinnahmequelle für ihn und seine Berufsgenossen darstellen.

Fischer zu sein bedeutet, früh aufstehen zu müssen. An fünf Tagen in der Woche startet Thamm spätestens morgens um sechs Uhr mit dem Dieselkahn von seinem Fischergut in Rahnsdorf, unweit der Dorfkirche, und steuert seine 20 Reusen an. Gegen 11 Uhr kehrt er mit der „Beute“ an Bord zurück. Die Menge variiert je nach Wetter zwischen 30 und 80 Kilo. „Bei kaltem Wetter sind es weniger Fische als bei warmen“, erklärt er die Schwankungen. Im Frühjahr und Herbst gelte es zudem noch die Stellnetze zu heben, die am Abend zuvor ausgeworfen wurden.

Dann werden Aale, Hechte, Zander, Barsche, Schleie, Plötzen und Bleie in den neuen Verarbeitungsräumen auf dem Fischergut küchenfertig zubereitet und fürs Räuchern vorbereitet. „Die Fische, die nicht gleich gebraucht werden, lagere ich in großen Fischhälterkästen in der Müggelspree. Nach Bedarf hole ich sie dann heraus“, beschreibt Thamm das Prozedere. Um das Angebot zu komplettieren, kauft er nicht heimische Arten und Seefische zu.

Seit sechs Jahren verkauft der Fischer an den Wochenenden zwischen 10 und 8 Uhr seine Erzeugnisse auf seinem Grundstück am Anleger der Ruderfähre, Haltestelle Kruggasse. Ab Ende Juni will er das große braune Tor bereits freitags öffnen. Der Platz direkt am Wasser sei ideal für Erlebnisgastronomie, meint der Fischermeister ganz geschäftsmännisch. Deshalb hat er einige Holztische und Stühle aufgestellt, die Ausflügler und Einheimische zum Verweilen einladen. Kaum den Satz beendet, springt er auf und greift sich die von Gästen zurückgelassenen Servietten und wirft sie in den Abfalleimer. „Ordnung muss sein“, sagt er kurz, lächelt und schiebt seine Brille wieder hoch in Richtung seines vollen Grauhaarschopfes.

Seine Mine wird wieder ganz ernst als er erklärt, dass er und seine Berufskollegen auch die Aufgabe haben, im Frühjahr kurz nach dem Eisgang und im Spätherbst kurz vor dem Eisgang mit dem Zugnetz Weißfische (Plötzen, Bleie) zu fangen. „Das ist vom Senat so gewollt, deshalb wurde der 100.000 Euro teure Zugnetzkahn aus EU-Geldern mitfinanziert“, so Thamm. Fischer hätten sehr ähnliche Aufgaben wie Jäger, nur im Wasser. In diesem Zusammenhang kommt er auf die Wasserqualität zu sprechen. „Die Gewässer sind seit der Wende viel sauberer geworden, was den Vorteil hat, dass die Artenvielfalt zunimmt, die Fischmenge aber abnimmt, weil weniger Nährstoffe da sind.“ In den wärmer werdenden Sommern sieht er augenblicklich für die Fische im Müggelsee noch kein Problem. Das sehe in Fließgewässern im innerstädtischen Bereich anders aus. Aufgrund von Sauerstoffzehrung und Fäulnisbildung müsse dort mit Fischsterben gerechnet werden.