Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 12/2007
Dezember 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Gaststätte Rübezahl ist abgerissen
Naturspielplatz in Müggelheim
Streit um den Darsteiner Weg
Petition gegen Flughafen an Platzek übergeben
Jahresrückblick der Jugendfeuerwehr
Unsere Weihnachtsseite
Alt-Köpenicker Weihnachtsmarkt
Künstler im Porträt: Team 70
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Bald ist Weihnachten

Erinnerungen von Marianne Schäfer

Auch zum dritten Weihnachtsfest nach Kriegsende, ist es sehr früh winterlich geworden. Viel Schnee hatte es zwar noch nicht gegeben, aber es war sehr frostig. Auch in der Schule war es kalt. Der Schulmeister Hesse hat sicherlich nicht genug Kohlen, sagte unsere Lehrerin Fräulein Blawaht, deshalb durften wir unsere Mäntel anbehalten. Das war nicht so schön, denn beim Schreiben mit der Tinte und dem Federhalter war man durch den dicken Stoff des Mantels behindert. Mit klammen Fingern tunkten wir den Federhalter in das kleine Tintenfass, welches sich in der Mitte oben, in einer vertieften Halterung mit einem Schieber, befand. Auch die Fensterscheiben waren bis zur Hälfte mit Eisblumen bewachsen, so das man nicht hinaus sehen konnte. Nach drei Stunden durften wir nach Hause gehen, weil es nicht wärmer wurde. Wir hatten Glück, denn das Schulessen war gerade in den Thermokübeln geliefert worden und wir konnte noch die warme Nudelsuppe aus unseren eigenen Esstöpfen löffeln. Dann gingen wir nach Hause.

Auch meine Schwester hatte nur kurzen Schulunterricht. Wir erledigten zu Hause unsere Schulaufgaben und danach hatte jeder noch etwas im Haushalt zu helfen. Ich musste einkaufen. Als erstes ging ich Milch kaufen bei Bauer Hembt, denn die Milch reichte immer nicht lange und wir brauchten sie für meinen kleinen Bruder. Immer sah ich zuerst in die Ställe zu den Tieren hinein. Die Schweine waren jetzt nur im Innenstall. Sie reckten ihre Schnauzen über die Holzwand und ließen sich ihre borstige Haut krabbeln. Auf der anderen Seite standen die schwarz-weißen Kühe. Der Pferdestall war immer leer, weil der Bauer mit den Pferden und dem Wagen unterwegs war. Frau Hembt war in der Milchkammer, sie schöpfte die Milch aus einer großen Kanne in meine 2-Liter-Kanne.

Dann ging ich zum Lebensmittelhändler Gotschling an der Ecke der Heisterbach Straße. Das war noch so ein richtiger Kolonialwarenladen. Ich musste sehr auf das Geld und die Lebensmittelkarten aufpassen. Für Zucker, Fett und Fleisch wurden die Marken abgeschnitten und ich musste darauf achten, dass alles stimmte. Dann schleppte ich alles nach Hause.

Nun durften wir zu der fest zu gefrorenen Krampe zum Schlittschuhlaufen gehen. Es war schon Nachmittag und die Sonne stand schon tief in den Bäumen. Auf dem Steg schnallten wir uns die Schlittschuhe unter und ab ging es über das spiegelglatte Eis. Viele Kinder waren dort und es machte allen viel Spaß, so über das Eis zu flitzen. Ein paar Kinder hatten sich aus den Gaststätten Gartenstühle geholt, die ließen sich auch prima auf dem Eis schieben, wenn jemand mal darauf sitzend, eine Pause machen wollte. Die Jungs spielten Eishockey und das Klackern der Kellen auf dem Eis war weit zu hören.

Da es immer dunkler wurde, gingen immer mehr Kinder nach Hause. Der Mond war inzwischen aufgegangen und sein Licht zog eine helle Bahn auf dem Eis. Plötzlich knallte und brüllte das Eis, wir erschraken immer wieder. Das Eis riss unter den Kufen und aus den frischen Spalten quoll manchmal auch Wasser hervor. Immer wieder das zischelnde Knistern, wir beeilten uns an unseren Steg zu kommen. Gerettet! Müde vom Toben gingen meine Schwester und ich den Hallgarter Steig nach oben.

Zu Hause war es warm und aus dem Radio klangen Weihnachtsmelodien. Bald ist Weihnachten sagte meine Schwester und diesmal werde ich in der Kirche als Engel auftreten. Mein Bruder machte sich aber energisch bemerkbar: „ Ich bin aber auch dabei.“ Der nächste Tag war schon schulfrei. Unser Vater war früh mit dem aus Kriegswracks zusammen gebauten Fiat Topolino weggefahren. Wir haben Weihnachtskekse gebacken und einen Kuchen. Alles wurde noch mal weihnachtlich geschmückt und der klitzekleine Weihnachtsbaum bereit gestellt. Dann kam unser Papa nach Hause. Er brachte als große Überraschung in einem Kartoffelsack eine große, lebende Gans mit. Er sagte uns aber nicht wo er sie her hatte. Die Gans haben wir erst mal in unserer Kinderbadewanne im Garten baden lassen, denn sie war ganz und gar dreckig. Da planschte sie voller Freude, wieder die Sonne zu sehen und das Wasser spritzte und schwappte und wir Kinder haben ihr dabei zu gesehen. Da hörte ich, wie unser Papa sagte: „Morgen essen wir die auf.“ Nein rief ich weinend die nicht. Auch meine Schwester und mein Bruder weinten und die Gans, nun strahlend weiß, reckte sich, schlug mit den Flügeln und kreischte: „Gaaarnicht, gaga gaaarnicht“. Wir haben sie dann mit Brot gefüttert und im Garten laufen lassen. Unsere Eltern haben dann miteinander beraten und uns versprochen, dass unser Papa die Gans zu einem Bauern in unserem Dorf bringt und dafür bekommen wir dann bestimmt eine schöne Ente, welche schon tot ist. Da waren wir Kinder getröstet.

Viel später erzählte unser Vater, dass er furchtbare Angst hatte, dass beim russischen Kontrollpunkt zur Grenze Berlins, unterhalb der Försterei Fahlenberg, die Gans in dem Sack, welchen er zwischen seinen Füßen im Auto versteckt hatte, schreien würde. Aber sie blieb ruhig. In dieser Nacht schlief die Gans im Keller und ich hatte ein gutes Gefühl, das sie es bei dem Bauern gut haben wird. Morgen ist Weihnachten und was werden wir bekommen fragten wir Kinder uns.

Am frühen Morgen war unser Papa schon mit der Gans zu dem Bauer gegangen. „Sie hat es gut,“ sagte er und legte ein Paket ins Kellerregal. Nun wurde der Weihnachtsbaum geschmückt und der übliche Eintopf zum Mittag gekocht. Unsere Mutter bügelte noch das weiße lange Kleid für meine Schwester, welches eigentlich ein Nachthemd war und das kurze Hemd für meinen Bruder. Dann wurden noch mal die goldenen Pappflügel für meine Schwester anprobiert, nur mein Bruder hatte keine Flügel und unsere Mutter sagte: „Du bist doch das Bengelchen und die haben keine Flügel.“ Dann gingen wir alle am Nachmittag des Heiligen Abends in die Kirche. Wieder wurde das Krippenspiel aufgeführt. Dieses mal hatten die Engel mehr zu sagen. Meine Schwester hatte sich und unseren Bruder in der Sakristei umgezogen und nun traten sie in den Kreis mit Maria und Josef, den Hirten und den heiligen drei Königen. Die langen Zöpfe hatte sie gelöst und in weichen Wellen fiel ihr Haar über die Schultern. Den goldenen Stern hatte sie im Haar. Mein Bruder sah nicht so würdevoll, eher fröhlich aus. „Ich bin ein Stern“ sagte meine Schwester. „Und ich sein Begleiter“, sagte mein Bruder. Sie hob die Hände und sagte: „Ich bin der Weihnachtsstern“. Mein Bruder: „Und ich der Freudebereiter.“ Die vielen Menschen in der Kirche schmunzelten und freuten sich über den weiteren Verlauf des Krippenspiels.

Nach dem Segen und dem letzten Lied verließen die vielen Besucher die warme Kirche. Froh und gelöst wünschte man sich ein frohes Weihnachtsfest. Zu Hause angekommen fand die kleine Bescherung statt. Nachdem wir unsere Gedichte aufgesagt hatten, durften wir unsere Geschenke auspacken. Unser Vater hatte für meine Schwester und mich je ein Steckenpferd selbst hergestellt. Ich bekam noch ein Buch, Nesthäkchen und ihre Puppen, welches unsere Mutter schon als Kind bekommen hatte. Meine Schwester bekam ein Paar gebrauchte, weiße Schlittschuhe mit Kufen dran. Sie war sehr stolz darauf und viele Mädels beneideten sie auf dem Eis. Mein Bruder spielte gleich mit den zwei Autos aus Holz. Wir sangen noch ein Weihnachtslied und sahen voller Freude in den Kerzenschein des kleinen Weihnachtsbäumchens. Morgen wird es die Ente, fein gebraten mit Rotkohl geben. Darauf freuten wir uns alle, denn es war doch etwas ganz Besonderes. „Und die schöne, weiße Gans hat es gut?“, fragte meine Schwester. „Ganz bestimmt“ sagten Vater und Mutter. Ich wünsche allen eine frohe Adventszeit und ein friedliches Weihnachtsfest!


Grünes Licht für rote Weihnachtssterne

Die Legende vom giftigen Weihnachtsstern hält sich hartnäckig und sorgt in der Vorweihnachtszeit immer wieder für Verunsicherung. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass das nur auf die Wildform des Weihnachtssterns zutrifft.

Es handelt sich beim Weihnachtstern um ein Wolfmilchgewächs, dessen Milchsaft in der Wildform Haut reizende Diterpene enthält. In den handelsüblichen Pflanzen, egal welcher Farbe, konnten diese Stoffe jedoch nicht nachgewiesen werden. Natürlich ist auch der Weihnachtsstern nicht zum Verzehr geeignet. In größeren Mengen könnte er für Bauchschmerzen oder Schleimhautreizungen sorgen. „Generell kann aber festgestellt werden, dass der Weihnachtstern als unbedenklich einzustufen ist”, so Dr. Dirk Ludolph von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Zum selben Ergebnis kam auch das Institut für Toxikologie an der Uni Düsseldorf.