Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 4/2008
Mai 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Radfahrer leben gefährlich
Mit Zauneidechsen auf du und du
Großer Frühjahrsputz in Wäldern und Wiesen
Müggelheim wird barrierefrei
Anhörung zum BBI endete mit Eklat
Wie der Wald gepflegt werden soll
Leben wie im Mittelalter
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
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Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Geschichten aus dem Müggelwald

„Mama, darf ich mit einem Hund spielen?“

von Ingrid Zweiniger

Der Überläufer lag in der Suhle. Die ganze Wildschweifamilie machte es sich gerade gemütlich. Alle waren da. Papa der Keiler. Mama die Bache. Die kleinen Babys, sie heißen Frischlinge, und die großen Kinder, das waren die Überläufer.

„Mama, darf ich mit einem Hund spielen?” „Was stellst du mir denn für eine komische Frage? Du weißt doch, dass Hunde für uns Wildschweine gefährlich sind. Sie jagen uns, bis wir vor die Flinte eines Jägers laufen. Dann ist alles zu spät, dann werden wir totgeschossen, oder auch nicht, wenn wir Glück haben.” „Ja Mama, das weiß ich ja auch”, sagte der kleine Überläufer, „aber da läuft ein heller, puscheligr Hund in der Schonung herum und spielt mit mir. „Du erklärst mir jetzt mal, wie das Spielen aussieht. Wie macht ihr das, damit ich weiß, ob es gefährlich für dich ist, mein Kleiner.”

„Also das geht so. Der Hund kommt in die Schonung. Dann sieht er mich, bleibt stehen und bellt mich an. Ich laufe zu ihm hin und er läuft dann weg. Dann bleibt er wieder stehen und bellt mich an. Und so laufen wir beide immer hin und her. Weißt du, was das für einen Spaß macht, Mama?”

„Aber hat denn dieser Hund kein Herrchen oder Frauchen? Oder ist es ein Straßenköter ohne ein Zuhause?”

„Doch, da sind auch Menschen, die rufen und pfeifen nach ihm. Und irgendwann, wenn er genug hat vom Spielen, dann geht er zu Herrchen und Frauchen. Und dann muss er an so eine komische lange Strippe, damit er nicht mehr weglaufen kann. Er tut mir dann immer leid, weil er schon so ein richtiger Kumpel für mich ist.”

„Es ist alles prima, was du uns hier erzählst”, sagte die Bache, „aber hört alle gut zu, ich sage es euch noch einmal. Wichtig ist, das bestimmte Regeln eingehalten werden müssen. Und dazu gehört, dass es einen Unterschied zwischen einem Hund und einem Wildschwein gibt. Der Hund ist ein Haustier und das Wildschwein ist ein Wildtier. Der Hund lebt behütet bei den Menschen und ihr müsst im Wald mit eurem Wildtierleben zurechtkommen. Also immer daran denken. Habt ihr mich verstanden?”

„Ja, Mama”, riefen die Wildschweine, „wir haben dich verstanden.”

Die Zeit verging. Der Überläufer konnte nicht mehr mit seinem Kumpel, dem Hund spielen. Herrchen und Frauchen war es zu gefährlich und deshalb lief der Hund nur noch an der langen Strippe durch den Wald. Ab und zu durfte der Hund aber mit anderen Hunden am großen Badestrand vom Kleinen Müggelsee spielen. Das war prima, denn das Herumtoben brauchte der helle, puschlige Hund. Das machte ihm Spaß.

Aber eines Tages war auch das vorbei. Es war der Tag, an dem der Hund mit der Bache und den Frischlingen herumtoben wollte. Die Bache war mit ihren Frischlingen unterwegs. Sie gingen spazieren. Als sie am großen Strand vorbeikamen, sah sie den hellen, puschligen Hund. „Das ist der Köter, von dem mein Überläufer gesprochen hat. Sieht ja gemütlich aus”, dachte die Bache. In diesem Moment wurde sie von dem Hund gesehen.

„Endlich mal wieder ein Wildschwein. Und dann noch solche knuffigen kleinen Tiere. Die sehen ja wie Eichhörnchen aus. Prima, los geht‘s, jetzt wird gespielt.”

Aber der Hund hatte nicht damit gerechnet, dass die Bache ihre Frischlinge beschützen wollte. Sie machte sich auf den Weg quer durch den Wald in Richtung Schönhorst.

Und was machte der Hund? Er lief hinterher. Viele Stunden war er unterwegs, aber spielen konnte er nicht, denn die Bache hatte keine Lust und die Frischlinge durften nicht spielen, denn Mama hatte es ihnen verboten.

Der helle, puschlige Hund hatte Glück. Er wurde von Herrchen und Frauchen nach vielen Stunden völlig verdreckt gefunden. Er ist wieder zu Hause, aber ohne die lange Strippe darf er nicht mehr draußen herumlaufen. Darüber ist er sehr traurig.

Aber wie hat die Wildschweinmama zu ihren Kindern gesagt: „Regeln müssen eingehalten werden.”