Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 4/2008
Mai 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Radfahrer leben gefährlich
Mit Zauneidechsen auf du und du
Großer Frühjahrsputz in Wäldern und Wiesen
Müggelheim wird barrierefrei
Anhörung zum BBI endete mit Eklat
Wie der Wald gepflegt werden soll
Leben wie im Mittelalter
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Wie der Wald gepflegt werden soll

Die Berliner Waldbaurichtlinien im kurzen Überblick

von Revierförster George Majumder

Aufgrund zahlreicher Nachfragen von interessierten Waldbesuchern möchte ich Ihnen einen kurzen Überblick über die den Berliner Wald betreffenden Bewirtschaftungsgrundsätze geben; er soll helfen, mehr Verständnis und mehr Sensibilität gegenüber unserer Natur, speziell unserem Wald zu vermitteln.

Wie auch in den Berliner Waldbaurichtlinien beschrieben, hebt das Berliner Landeswaldgesetz hervor, dass der Wald wegen seiner Bedeutung für die Umwelt zu erhalten und durch eine ordnungsgemäße Pflege nachhaltig zu sichern ist. Entscheidend hierfür sind die folgenden Gesichtspunkte:

1. der Erhalt der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes,

2. die Artenvielfalt,

3. die wichtigen klimatischen Funktionen,

4. die Trinkwassergewinnung,

5. die Luftreinhaltung,

6. der Bodenschutz,

7. die Sicherung des Landschaftsbildes,

8. die Möglichkeit der ruhigen extensiven Erholung.

Die Integration der an diesen Rahmenbedingungen ausgerichteten Ziele in ein einheitliches Handlungskonzept ist sehr komplex und lässt sich nur mit einer naturgemäßen Bewirtschaftung des Waldes erreichen. Die Pflege geschützter und/oder besonders wertvoller Biotope erfordert entsprechende Maßnahmen und macht ggf. Nutzungsbeschränkungen notwendig.

Es gilt, Wälder zu entwickeln, die einen horizontalen und vertikalen Strukturreichtum und eine entsprechend dem Standort und dem Bestandsalter gut ausgeprägte Krautschicht aufweisen. In einschichtigen Reinbeständen können weitere dem Standort angepasste Baum- und Straucharten eingebracht werden, um dadurch mittelfristig stufige Bestandsbilder zu erreichen. Es werden standortgerechte, naturrraumtypische heimische Baumarten gefördert und verjüngt; dies sind die seit der letzten Eiszeit natürlich angesiedelten Arten. Der Anbau von nicht standortgerechten und nicht heimischen Baumarten (Neophyten) verursacht ökologische Probleme.

Unser heimisches Rehwild (Schalenwild) hat durch Verbiss einen erheblichen Einfluss auf die Boden- und Begleitvegetation. Zum Schutz der Verjüngungen vor Wildschäden sind zur Zeit noch Einzäunungen erforderlich.

Der Zwischen- und Unterstand erfüllt wichtige ökologische Funktionen, oft bildet er den Waldbestand der nächsten Generation. Maßstab für jeden Pflegeeingriff ist das vom Standort abhängige Wuchspotential der einzelnen Baumarten.

Von der Nutzung ausgenommen bleiben Horst- und Höhlenbäume (soweit sie kein Sicherheitsrisiko für Menschen und Gebäude darstellen), besonders wertvolle solitäre Altbäume, Bäume mit Moos- und Flechtenbesatz sowie Bäume mit Efeubewuchs.

Der Erhalt und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit ist angesichts anhaltender menschlicher Einflüsse besonders erforderlich. Die Entwicklung einer gesunden Humusschicht und die Schaffung geschlossener Nährstoffkreisläufe werden angestrebt, Pflanzenschutzmittel werden grundsätzlich nicht eingesetzt.

Für bestehende FFH- (Flora-Fauna-Habitat) und Naturschutzgebiete orientiert sich die Bestandes- und Biotoppflege an extra fachlich erarbeiteten Pflege- und Entwicklungsplänen. Hierzu finden regelmäßig Abstimmungsgespräche zwischen der Forstbehörde und der Naturschutzbehörde statt. Auf Vorkommen besonders geschützter sowie seltener und gefährdeter Arten (z. B. Tiere, Pflanzen und Pilze) wird besondere Rücksicht genommen.

Besonders stehendes sonnenexponiertes Totholz ist für den Tierartenschutz besonders wertvoll. Aber auch liegendes Totholz ist in ein flächenbezogenes und dauerhaftes Biotopholzprogramm einzubinden. Ziel ist es, ca. zehn Prozent vom Vorrat des Bestandes zu belassen. Auch auf die Reproduktions- und Ruhezeiten störungsempfindlicher Vogelarten muss durch uns Menschen besonders Rücksicht genommen werden, dies kann auch Nutzungsbeschränkungen zur Folge haben. Generell wird auch weiterhin zum Schutz der Bruten der genannten Arten mit ortskundigen Ornithologen eng zusammengearbeitet.

Abschließend soll noch darauf hingewiesen werden, dass unser Wald FSC (Forest Stewardship Council-Naturland) zertifiziert ist. Dies wurde 1993 infolge des Umweltgipfels von Rio ins Leben gerufen. Der FSC ist eine nichtstaatliche gemeinnützige Organisation, die sich für eine ökologische und sozial verantwortliche Nutzung der Wälder einsetzt. Sie wird weltweit von Umweltorganisationen, Gewerkschaften, Interessenvertretern indigener Völker sowie zahlreichen Unternehmen aus der Holz- und Forstwirtschaft unterstützt. Ziel ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der Waldwirtschaft weltweit zu leisten. Es wurden und werden ökologische Mindeststandards definiert, die garantieren, dass die ökologischen Grundfunktionen des Waldökosystems langfristig gewährleistet werden können.

Diese Ausführungen werfen natürlich nur ein Streiflicht auf die vielfältigen Arbeitsprozesse im Wald. Detailfragen, welche meist einen genauen örtlichen Bezug aufweisen, können natürlich vor Ort, d.h. bei den zuständigen Revierförstereien erörtert werden.

Helfen Sie bitte mit, die Zahl der Ordnungswidrigkeiten (z. B. freilaufende unangeleinte Hunde außerhalb der dafür gekennzeichneten Gebiete, illegales Reiten, Unratentsorgung oder illegale Feuerstellen - um nur einige Beispiele zu nennen) zu reduzieren. Nur mit einem gesunden Verständnis für unsere Umwelt können wir es schaffen, diesen unseren Schatz vor der Haustür auch für folgende Generationen zu bewahren.