Immer mehr Touristen im Ort

Doch es fehlt an Bootsanlegeplätzen

von Simone Jacobius

Tourismus spielt in Müggelheim eine immer größere Rolle. Wandergruppen, Radler, Reisegruppen und nicht zuletzt Bootstouristen suchen verstärkt unseren kleinen Ort im Grünen auf. "Bei schönem Wetter ist die Tendenz definitiv steigend", sagt Dagmar Tabbert vom Restaurant Neu-Helgoland. Als Grund sieht sie die steigende Attraktivität Müggelheims an, "die Feste und die Ausstellungen im Dorf reizen viele meiner Gäste und ziehen sie zu uns." Außerdem profitiert gerade ihr Hotel von der Lage direkt am Europa-Radweg R1, der ihr viele Radreisende beschert. "Und jetzt im Sommer habe ich natürlich noch Bootswanderer ohne Ende. Sie kommen zum Abendessen oder legen mal schnell zum Kaffeetrinken bei mir an", erklärt die Gastronomin. Bei schlechtem Wetter sieht das ganze dann allerdings nicht mehr so rosig aus.

Doch Lutz Böhm vom Waldrestaurant Müggelhort sieht die letzten beiden verregneten Monate entspannt. "Abgerechnet wird am Ende des Jahres", meint er. Die letzten Jahre hätten gezeigt, dass immer zwei Monate schlecht liefen, aber der Umsatz dann letztlich doch stabil blieb. Auch er macht eine größere Zahl an Müggelhort-Besuchern aus. Doch die meisten seien eher auf der Durchreise, so dass er nichts davon habe. "Sie picknicken bei mir auf dem Rasen, bringen sich alles selber mit, benutzen aber meine Toiletten. Viele haben eine unverschämte Erwartungshaltung entwickelt frei nach dem Motto 'Geiz ist geil'", klagt er. Dennoch laufe auch bei ihm das Geschäft mit dem Bootsverleih und dem Hotel sehr gut. Etwa 70 Prozent seiner Gäste kommen von außerhalb. Die Hotelgäste würden inzwischen in der Regel länger bleiben und das stadtnahe Grün genießen. Wandern, Radeln, Baden seien die beliebtesten Freizeitaktivitäten seiner Gäste.

Kerstin Wentzlaff, die Wirtin vom Gasthaus Müggelheim, profitiert von der zentralen Lage ihrer Gaststätte direkt am Dorfanger. "Bei mir kommen sehr viele Wandergruppen vorbei und kehren ein. Da ist die Zahl deutlich gestiegen", sagt sie. Die Gruppen mit bis zu 25 Wanderern kämen inzwischen aus ganz Berlin. Bei schlechtem Wetter seien es zwar weniger Leute, aber drinnen im Gastraum könne sie auch nicht so viele Gäste bewirten wie draußen im Biergarten. Sie hofft jetzt nur, dass die Attraktivität Müggelheims nicht mit der Eröffnung des Flughafens nachlasse, denn "wer will sich denn noch hier erholen, wenn alle zwei Minuten die Flugzeuge über ihm lärmen."

Um den Tourismaus noch stärker in Müggelheim zu fördern, plädiert sie für Bootsstege an der Großen Krampe. "Dort liegt man mitten im Dorf. Restaurants, Geschäfte, Tankstelle hätten was davon. Stattdessen kann man im Moment nur am Zaun festmachen und muss dann darüber klettern. Das ist für viele Menschen, vor allem wenn sie kleine Boote haben, nicht mehr machbar."

Annette Seidler kann ein Lied davon singen. Eine Woche hat sie mit ihrer Familie mit dem Boot auf der Großen Krampe gelegen. Zum Einkaufen, Eisessen oder Restaurantbesuch legten sie an der Kaimauer an. "Die Krampe ist so schön, aber man fühlt sich hier nicht Willkommen. Keine Stege, keine Festmachmöglichkeiten und erst Recht keine Möglichkeit seinen Müll zu entsorgen. Das schreckt viele Bootstouristen ab", sagt sie. Bei ihrer Sommertour habe sie mit ihrer alten Hamburger Hafenbarkasse unter anderem im kleinen brandenburgischen Plaue an der Havel festgemacht. "Dort gab es auch keinen Steg, aber Möglichkeiten fest zu machen und Mülleimer. Außerdem Bänke. Denn die Dorfbewohner wussten, was sie von den Bootstouristen haben - nämlich eine ganze Menge Geld." Eigentlich eine relativ einfache Sache - vernünftige Festmacher, eine Leiter an der Mauer für flache Boote, Durchgänge im Zaun und ein Müllcontainer für die Sommermonate. Fertig ist ein schöner Liegeplatz. "Und für größere Boote wäre es auch schön, wenn noch ein bisschen ausgebaggert wird", fügt sie lachend hinzu. Dann könnte vielleicht auch eine Fähre nach Müggelheim fahren - und noch mehr Touristen bringen...