Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius

"Könnse nich mal n bisschen schnella machen? Hinta ihnen warten noch andere..." "Wollnse noch wat, wir machen jetzt Feierabend". Kommen Ihnen solche Sprüche bekannt vor? Nett war auch dieser Beweis Berliner Freundlichkeit: Eine Weihnachtsfeier von Journalisten in einer Schöneberger Kneipe – Punkt Mitternacht läutet die Glocke und alle wurden hinauskomplimentiert. Ohne vorherige Ankündigung, versteht sich. Ein recht frühes Ende für eine Feier...

Wer in Berlin unterwegs ist, stößt immer wieder auf ganz "reizende", "freundliche" Menschen im Dienstleistungsgewerbe. Eins ist gewiss: Die Berliner haben den Dienstleistungsgedanken nicht mit der Muttermilch eingetrichtert bekommen. Und um es gleich mal klar zu stellen: Ich bin eine waschechte Berlinerin und keine Zugereiste. Und auch mich nervt dieses sauertöpfische, unfreundliche Benehmen. Wie mag es da erst anderen gehen, die nicht mit der uns üblichen Schnodderigkeit aufgewachsen sind? Ich denke, wenn man sich für einen Beruf im Dienstleistungsgewerbe entscheidet, sollte man wissen, worauf man sich einlässt und auch über eine gewisse Form von Grund-Freundlichkeit verfügen.

Klar, wenn ich als Verkäufer/-in oder in der Gastronomie arbeite, muss ich damit leben, auch an Sonn- und Feiertagen und teilweise bis in die Nacht hinein arbeiten zu müssen. Ist sicherlich nicht immer angenehm. Aber ist das ein Grund, seinen Frust an den Kunden auszulassen? Und ganz ehrlich: Nicht alle Kunden nerven. Gemessen an der Masse sind es eher wenige. Warum also fällt es Verkäufern so schwer, mal zu lächeln und ein freundliches Wort zu sprechen? Warum geht das in anderen Ländern und sogar in anderen Teilen Deutschlands? Ich habe von vielen gehört, die nach längerer Abwesenheit zurück gekommen sind nach Berlin, und plötzlich auch nicht mehr mit dieser Unfreundlichkeit zurecht kamen. Berlin ist eine Dienstleistungswüste.

Klar, es gibt Ausnahmen. Aber sind wir doch ehrlich: Einkaufen in schöner Atmosphäre ist hier doch selten möglich. Deswegen mein Appell an alle Dienstleister und mein persönlicher Wunsch fürs neue Jahr: Behandelt uns doch so, wie ihr auch gerne behandelt werden wollt. Und das wäre dann sicherlich auch ein bisschen freundlicher... Und eins ist gewiss: Das Geschäft läuft dann in der regel besser. Denn wo man gerne hingeht, ksauft man auch gerne.

In diesem Sinne wünsche ich allen ein glückliches und freundliches neues Jahr!