Serie für den Natur- und Gartenfreund

Ein seltenes Erlebnis

von Marianne Schäfer

Es könnte, wenn ich so nachdenke, in den 50er Jahren gewesen sein, als ich in einer Zeitschrift über Kugelblitze gelesen habe. Ich erinnere mich genau, dass mich die Schilderung der Berichte, mit den unerklärlichen Erscheinungen, damals sehr beeindruckt hatte. Es wurde von schwebenden Leuchtkugeln in Stuben oder Ställen berichtet. Die leuchtende Kugel schwebte einfach so durch die Wand. Sie stand oder bewegte sich schwebend über dem Boden, ohne einen Schaden anzurichten. Nie wieder habe ich über so ein außergewöhnliches Wetter-Ereignis gelesen. Aber bei starkem Gewitter hatte ich schon manchmal den Gedanken, wenn ich es doch einmal selbst erleben könnte. Und tatsächlich, mein stiller Wunsch hat sich erfüllt.

Es war ein sonniger Tag, gleich nach Ostern, der 22. April. Ich saß auf der Terrasse der Gaststätte in der Sonne. Ich bemerkte, dass sich Gewitterwolken dunkel aufbauschten. Als die Wolken sich immer schneller bedrohlich näherten, nahm ich mein Fahrrad und machte mich auf den Weg nach Hause. Ganz sacht fing es an zu regnen, aber der Regen wurde schnell stärker. Kein Grummeln und Donnern war zu hören. Inzwischen war ich schon durch das Dorf gefahren und befand mich auf dem schmalen Wegstreifen, dicht an den Grundstücken, in Richtung Gosen. Rechts vom Gosener Damm begann gerade der Wald. Zuvor gibt es einen Zufahrtsstreifen für die Wasserrettungsstation. Genau da konnte ich, als ein mächtiger harter Knall erfolgte, und ich mich erschrocken umsah, den leuchtenden Kugelblitz sehen.

Er leuchtete ohne zu brennen, stand ohne sich zu bewegen, in hellem Gelb, im oberen Drittel des abschüssigen Weges. Das Leuchten war an der Stelle besonders auffällig, weil der Waldweg verhältnismäßig dunkel ist. Es war eine leuchtende, schwebende Kugel. Sie hatte einen Durchmesser von ca. 45 Zentimeter und stand etwa 40 Zentimeter vom nassen Boden entfernt. Nur ein paar Herzschläge, dann verschwand die Erscheinung. In Sekundenschnelle hatte ich das Phänomen erkannt und deutlich gesehen.

Tage später habe ich im Internet etliche Berichte gelesen. Es gibt bisher kein Foto. Es wurde gesagt, dass Kugelblitze noch zu den ungeklärten Phänomenen der Natur zählen. Es gibt verhältnismäßig viele Berichte, die von sehr unterschiedlichen Erlebnissen erzählen. Zum Beispiel berichteten Augenzeugen, dass der Kugelblitz eine gewisse Beweglichkeit innerhalb seiner Erscheinung, von zwei bis acht Sekunden hat. Einige Schilderungen sind meinem Erlebnis sehr ähnlich. Einen glaubhaften Bericht über einen wandernden Kugelblitz in einem Bauernhaus, indem sich fünf kleine Kinder vor den Gewitterregen geschützt hatten, wurde mir sehr anschaulich berichtet. Eine schwebende, leuchtende Kugel bewegte sich um die Kinder herum und trat genau so, wie sie in das Zimmer gekommen war, lautlos durch die Wand hinaus.

Es wurde trotz vieler und sehr merkwürdiger Versuche noch nicht erreicht, einen Kugelblitz künstlich herzustellen. Experten verschiedener Fachrichtungen wie Meteorologen, Physiker, Elektrotechnikern und Chemikern haben bisher die Entstehung und den Mechanismus der wirksamen Zusammenhänge dieses Phänomens nicht erfolgreich nachproduzieren können. Kein eindeutiger Versuch, oder ein Mechanismus wurden gefunden, der die Beobachtungen zu erklären weiß. Es ist eine besondere Herausforderung zu erforschen, wie die Energie für das anhaltende Leuchten gespeichert wird.

Zum Beispiel: Ein Wissenschaftler aus Neuseeland befand, dass Kugelblitze nichtelektrischer Natur sind, jedoch durch Blitzeinschlag ins Erdreich entstehen. Dabei werde Siliciumdioxid aus Sand oder Kieselerde in Silicium und Sauerstoff zerlegt. Während Sauerstoff im Erdreich mit Kohlenstoff reagiere, trete das Silicium als Dampf oder Aerosol aus dem Blitzkanal aus und werde durch Luftsauerstoff langsam oxidiert, wodurch es leuchte. Diese Hypothese wurde von einem Wissenschaftler in Brasilien nachgeprüft, und es konnte bei einer Funkenentladung Farbe, Temperatur und Lebensdauer, (acht Sekunden) tischtennisballgroßen Siliciumdampfbälle dabei einstehen.

A.F. Ranada (Madrid) geht von einem topologischen Model, einem so genannten elektromagnetischen Knoten aus.

Weitere physikalische Hypothesen: Hochstromentladungen, bei denen kleine (1 cm) hüpfende Feuerbälle entstehen, die Bildung anderer zündfähiger Gase oder Aerosole (sogenannte diffusive Verbrennung) oder Zuhilfenahme esoterischer Energiequellen, brachten keine eindeutigen Erklärungen.

Unklar und unbewiesen bleibt bei allen, den zum Teil sehr aufwendigen Experimenten, ob die erzeugten kugelförmigen Gebilde irgendetwas mit den von Augenzeugen beschriebenen Kugelblitzen zu tun haben. Kugelblitze bleiben ein Phänomen und sie werden weiterhin Wissenschaftler anregen es zu entschlüsseln. Aber ist es nicht auch schön, dass sich die Natur ein Geheimnis behält?