Gartenarbeit ohne Schmerzen?

Tipps zu gelenkschonenden Arbeitsweisen

von MR Dr. Rolf Förster

Sobald der Frühling naht – und dann wieder im Herbst, ist Hochsaison für Gartenpflege. Ein Professor für Orthopädie und Physiotherapie aus Berlin-Buch meinte bei einer Tagung, dass Gartenarbeit nur gesund sei, wenn man Stachelbeeren in Brusthöhe pflücken könnte, denn er sehe selten so viele Akuterkrankungen des Bewegungsapparates (u.a. akuter Hexenschuss, Muskel-Sehnenansatzschmerzen, wie Tennisarme, Achillessehnenerkrankungen und Nerveneinklemmungen besonders im Brustkorbbereich) in seiner Praxis und Klinik, wie in diesen Zeiträumen. Ich konnte dies in meiner 33-jährigen ärztlichen Tätigkeit in Müggelheim eigentlich nur bestätigen. Von den schweren Unfällen bei der Garten- und Hausarbeit ( z.B. Leiterstürze ) will ich gar nicht erst reden. Woran liegt das?

Hauptgründe sind darin zu sehen, dass man sich aus dem "Kalten" heraus, plötzlich ohne Vorbereitungen auf die anfallenden, vielseitigen Arbeiten stürzt und man dann unbedingt mit irgendeiner Tätigkeit fertig werden will, zumal ja das Wetter gerade so günstig sei. Aber man kann doch nicht ungewohnt plötzlich hintereinander den ganzen, großen Komposthaufen durchsieben wollen oder an einem Tag den gesamten Garten vom Laub befreien etc. Gemach, Gemach – das Frühjahr ist lang und jeden Tag ein wenig schaffen in arbeitsgerechter Körperhaltung mit ausreichenden Pausen und abwechselnden Tätigkeiten sind die richtige Alternative!

Natürlich fällt bei bereits vorhandenen Gelenkschäden die Gartenarbeit schwer. Mit einigen hilfreichen Tipps und Tricks lassen sich solche Ereignisse und Schmerzen weitgehend vermeiden und die Freude am Gärtnern ist ungetrübt.

Beachten Sie deshalb folgende Grundregeln:

  • Verdrehen Sie nicht die Hüfte! Wenn Sie sich mit einer Last drehen möchten, dann tun Sie das immer mit dem ganzen Körper und führen Sie die Bewegung in kleinen Schritten aus!
  • Arbeiten Sie mit beiden Händen! Nutzen Sie Beine und Arme zum Heben und nicht das Kreuz!
  • Verteilen Sie die Belastung und das Gewicht auf möglichst große Körperflächen und mehrere Gelenke!
  • Tragen Sie Lasten immer ganz nah am Körper!
  • Heben Sie Gegenstände körpernah und indem Sie in die Knie gehen!
  • Heben Sie niemals allein schwere Gegenstände mit gebeugten Knien!
  • Vermeiden Sie gleichförmige, sich ständig wiederholende Bewegungen!
  • Vermeiden Sie langandauernde Tätigkeiten im Knien!
  • Tragen Sie nichts, was Sie auch schieben können!
  • Reduzieren Sie das Gewicht der Last, wo immer es möglich ist!
  • Heben Sie Lasten zügig mit einem gleichmäßigen Bewegungsablauf!
  • Wenn Sie sich mit der Last drehen möchten, dann tun Sie das immer mit dem ganzen Körper!
  • Machen Sie sich beim Tragen schwerer Lasten bereits vorher ein Bild von der Strecke, die Sie zurücklegen müssen! Sorgen Sie für ausreichenden Bewegungsraum und genügend Sicht!
  • Wenn es sich bei der Last um eine schwere Tragetasche handelt, halten Sie diese nur mit Mittel-, Ring- und kleinem Finger! Nehmen Sie nicht den Zeigefinger in der Tragschlaufe! Sie entlasten auf diese Weise Ihren Rücken.

Machen Sie zwischendurch auch mal einfache Dehnübungen:

– zur Entlastung der Wirbelsäule im Stehen stellen Sie sich aufrecht mit leicht gebeugten Knien hin! Strecken Sie einen Arm kräftig nach oben und den anderen Arm zum Boden! Halten Sie die Position einige Sekunden, bevor sie dann die Arme wechseln.

Ansonsten eignen sich zum Ausgleich bei Gelenkbeschwerden eben alle gelenkschonenden Sportarten wie Schwimmen, Gymnastik, Aquajogging und Yoga. Für Menschen, die sich gern in der Natur aufhalten, eignen sich Radfahren (natürlich auch Elektrofahrräder), Skilanglaufen und Nording Walking.

Gelenkstrapazierende Sportarten wie Tennis und Squash mit plötzlichen Stopps aus voller Bewegung oder Joggen auf hartem Untergrund sind dagegen für Menschen mit Gelenkproblemen denkbar ungeeignet.

Richten Sie sich Ihren Garten wegefreundlich ein:

Um Wege zu sparen, sollten Sie den Garten bequem einrichten und häufig benutzte Geräte in Ihrer unmittelbaren Nähe und in einer optimalen Höhe aufbewahren. Wenn Sie an einer Arbeitsfläche über einen längeren Zeitraum arbeiten, bieten sich höherverstellbare Stühle an, damit Sie Ihre Gelenke und Knochen zwischendurch immer wieder entlasten können. Baumärkte bieten kleine Tische an, auf denen leichter in Töpfe und Kübel gepflanzt werden kann und kein Bücken mehr erforderlich ist. Vermeiden Sie bückende Tätigkeiten; Nehmen Sie zum Knien besser ein weiches, dickes und abwaschbares Kniekissen.

Nutzen Sie folgende Hilfsmittel:

  • Rollhocker, Sitz- und Kniestuhl
  • Gepolsterte Knieschoner, knieverstärkte Gartenhosen
  • Kleingartengeräte mit individueller Griffadaption
  • Längenverstellbare Gartengeräte mit leichtem Stiel
  • Schneidegräte mit kraftsparender Übersetzung
  • Transporthilfen wie Sack- und Schubkarre
  • Tragehilfen für schwere, sperrige Gegenstände
  • Arbeiten Sie immer langärmelig und mit Kopfbedeckung und vermeiden Sie längere Sonneneinstrahlungen auf unbedeckte Körperstellen. Sonnenbrände und der weiße Hautkrebs mit seinen Vorstufen findet man nämlich auch gehäuft bei Menschen, die sich viel im Freien aufhalten.

Dennoch viel Freude bei der Gartenarbeit und beim Genießen der Früchte Ihrer Arbeit.