Autoverkauf aus dem Kuhstall

Nach 33 Jahren schließt eine Müggelheimer Institution: Auto-Weisert

von Simone Jacobius

Müggelheimer Kunden wurden immer bevorzugt behandelt und bekamen auch Termine, wenn es eng war. Da zeigten Siegfried und Christiane Weisert von der Kfz-Werkstatt "Auto-Weisert" schon mal eine Portion Lokalpatriotismus, und das als Schulzendorfer! Jetzt gehen beide in den wohlverdienten Ruhestand und freuen sich riesig: "Endlich Zeit für Familie und Freunde, Zeit Berlin und Brandenburg zu erkunden, für unseren riesigen Garten und auch endlich Zeit zu verreisen. Ganz zu schweigen von der Hausrenovierung mit neuen Lärmschutzfenstern", sagt Christiane Weisert. Um die Werkstatt brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. Die wird ihr langjähriger Mitarbeiter André Gutsche weiterführen. Seit 1988 hat er schon für Weiserts gearbeitet, jetzt macht er sich selbstständig als "Kfz-Werkstatt Gutsche". "Es war eine schöne Zeit, in der uns die Müggelheimer auch immer die Treue gehalten haben, aber jetzt ist es auch gut", sagt der 65jährige Weisert.

Seit 1981 gibt es die Werkstatt am Dorfanger bereits. "Eigentlich wollten wir eine Werkstatt in Schulzendorf eröffnen, schließlich wohnen wir dort auch. Aber wir bekamen keine Genehmigung aus Potsdam. Dann fiel uns Müggelheim ein, schließlich hatte meine Tante dort das Grundstück", erinnert sich die Chefin. Ihr Mann ergänzt: "Wenn der Wohngebietsausschuss damals nicht sein ok gegeben hätte, hätte es nicht geklappt. Aber glücklicherweise haben sie sich dafür ausgesprochen." Eine Trabant-Werkstatt sollte es werden. Die alte Scheune der Tante, die bereits seit den 60er-Jahren leer stand, wurde nun umgebaut. Der hölzerne Dachstuhl musste wegen Einsturzgefahr abgetragen werden. Dann konnte es losgehen. Die Hebebühnen und Werkzeuge hat sich der Kfz-Meister unter der Hand besorgt. Ansonsten hätte er einige Jahre warten müssen, bis er die nötige Einrichtung bekommen hätte. Den Telefonkanal von der Straße zum Büro im ehemaligen Kuhstall hat er sich 1987 selbst gebuddelt. Kurz darauf war er dann auch telefonisch für seine Kunden erreichbar. "Kurz bevor es so weit war, stand ein Kunde hier und hat steif und fest behauptet, er hätte einen Termin. Schließlich hätte er mit mir telefoniert. Ich war so verunsichert, dass ich wirklich unter den Tisch gekrabbelt bin und geprüft habe, ob unser Telefon schon geht. Tat es nicht, er hatte einfach geflunkert", schmunzelt Christiane Weisert in Erinnerung an den hartnäckigen Kunden.

Einmal im Monat gab es eine Ersatzteillieferung die für den ganzen Monat reichen sollte. Nur bei wenigen Teilen, beispielweise Kurbelwellen, hätte es Engpässe gegeben. "Viele Kunden haben sich aber ihre Ersatzteile auch selbst besorgt und sind dann damit hergekommen, damit ich sie einbaue", erinnert sich Siegfried Weisert.

Alles fing mit einer Trabi-Werkstatt an. Foto: Weisert

Trabis hat er schon lange nicht mehr auf seiner Hebebühne gehabt. Eigentlich schade, denn "es waren schon richtige Autos, auch wenn sie von vielen belächelt wurden. Im Winter musste man halt mal die dicke Jacke anziehen...", meint Weisert.

Nach der Wende hat er sich verschiedene Autofirmen angesehen und schließlich mit Citroen einen Vertrag geschlossen. Er war letztlich nicht nur Vertragswerkstatt, sondern verkaufte auch die Wagen. "Aber als die große Pleitewelle anfing, habe ich ganz schnell aufgehört und war ab 1996 nur noch eine normale Werkstatt", sagt Weisert.

2011 ist die Tante gestorben, seitdem gehört ihnen das Grundstück. Jetzt haben sie es ihrer einen Tochter übertragen. "Wir hatten früher nicht die Zeit, uns um irgendwelche Investitionen an Haus und Grundstück zu kümmern. Das wird sie jetzt sicherlich in Angriff nehmen", meint der Chef.

Am 30. Dezember ist Schluss für die beiden. 33 Jahre lang haben sie die Werkstatt betrieben, davon bis auf ein Vierteljahr all die Zeit gemeinsam. Nun gehen sie gemeinsam auf Rente und freuen sich auf den neuen Lebensabschnitt.