Ruhe auf der Flucht

Gedanken zur Weihnacht

von Anke Schwedusch-Bishara

Eine Höhle, drei Menschen… Mich berührt die Plastik von Christel Koch. Die Höhle – ein Urbild der Geborgenheit für Mensch und Tier, wenn sie auf der Flucht vor Feinden sind. Einen Augenblick Ruhe, einen Moment Sicherheit, ein paar Stunden Schlaf. Aber einer muss wachen, schaut besorgt nach oben. Kommt Hilfe von Gott oder kommen Flugzeuge mit Bomben? Die junge Mutter ist vor Erschöpfung eingeschlafen. Das winzige Kind hat die Augen offen. Was bekommt dieses kleine Wesen zu sehen? Es hat das "Licht der Welt erblickt", sagen wir, wenn ein Kind geboren wird. Ich versuche mit den drei Menschen mitzufühlen und mich in ihre Lage zu versetzen.

Wir feiern bald Weihnachten. Auch die "Heilige Familie" musste vor Feinden fliehen. König Herodes ließ alle kleinen Jungen umbringen, weil er Angst hatte seine Macht zu verlieren, wenn ein neuer König geboren wird, wie die Propheten verheißen hatten. Josef und Maria mussten mit ihrem kleinen Kind fliehen. Wo würden sie Unterschlupf finden vor den mordenden Horden? "Ruhe auf der Flucht" wurde von vielen Künstlern dargestellt, immer und immer wieder, über Jahrhunderte. Das Thema reißt nicht ab. Immer wieder werden Menschen verfolgt, verschleppt, gemordet, gefoltert, gejagt, beschossen. Immer wieder laufen Menschen um ihr Leben, retten sich auf verrottete Schiffe, altersschwache Boote, klettern über Mauern, fliehen über Grenzen, suchen Schutz und Geborgenheit in Höhlen, Zelten, verwahrlosten Häusern, Fortsetzung auf Seite 18in Flüchtlingsheimen oder Wohnungen. Aber immer die bange Frage: Wo können wir bleiben? Wer will uns haben? Sind wir willkommen? Manche sind verängstigt, traumatisiert; manche wollen sich eine Bleibe erzwingen, werden dreist und einige kriminell.

Menschen, die satt und ruhig und warm leben, entwickeln Ängste, können oder wollen nicht hinsehen oder erheben die Fäuste und brüllen vor lauter Wut. Viele haben Mitgefühl, wollen helfen und wissen nicht wie. Weihnachten ist nicht nur ein Glitzerfest. Es regt uns auf und regt uns an und kann uns neue Gedanken schenken, wenn wir an das gefährdete Kind in der Krippe denken. "Lass dich erleuchten, meine Seele, versäume nicht den Gnadenschein; der Glanz in dieser kleinen Höhle streckt sich in alle Welt hinein." (K.F. Nachtenhöfer)

Kirchentermine im Dezember

Gottesdienste

Sonntag, 7.12., 10 Uhr: Gottesdienst – Andreas Schmidt

Sonntag, 14.12., 17 Uhr: Familiengottesdienst – Elternkreis/Pfrn. Schwedusch-Bishara

21.12., 10 Uhr: Adventlicher Singegottesdienst – Pfrn. Schwedusch-Bishara

Heiligabend, 24.12.

14.30 Uhr: Gottesdienst mit Krippenspiel – Pfrn. Schwedusch-Bishara

15.30 Uhr: Gottesdienst mit Krippenspiel – Pfrn. Schwedusch-Bishara

17 Uhr: Christvesper – Pfrn. Schwedusch-Bishara

1. Christtag, 25.12., 10 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl – Pfr. Schmidt

2. Christtag, 26.12., 10 Uhr: Gottesdienst – Pfrn. Schwedusch-Bishara

Sonntag, 28.12., 10 Uhr: Gottesdienst – Dr. Horst König

Silvester, 31.12., 18 Uhr: Abendmahlsandacht – Pfrn. Schwedusch-Bishara

Neujahr, 1.1., 17 Uhr: Singen um die Krippe – Dr. König

Sonntag, 4.1., 10 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl – Pfr. Wohlfarth

Kirchenkonzert: Heiligabend, 22 Uhr, Musik zur Christnacht – A: Höring (Blockflöten), H. Höring (Orgel)

Krippenspielproben: donnerstags, 15.30 Uhr, Dorfkirche; Dienstag, 23.12.,11 Uhr Generalprobe mit Kostümen (während der Proben keine Christenlehre)

Konfirmanden: 7. Kl. mittwochs oder donnerstags; 8. Kl. dienstags oder freitags, jeweils 17 Uhr in Köpenick, Generalshof 1a;

Junge Gemeinde: dienstags, 18.30 Uhr, Köpenick, Kirchstraße 4 / Jugendhaus (außer in den Ferien)

Elternkreis: Montag, 15.12., 20 Uhr, Adventsfeier bei Frau König, Darsteiner Weg 42

Gesprächskreis: Mittwoch, 10.12., 20 Uhr, Kirchenempore

Gemeinde-Adventsfeier: Sonntag, 14.12., 14.30-17 Uhr im Dorfklub

Sprechstunde der Pfarrerin: dienstags, 17 - 19 Uhr, Dorfkirche

Mahnwache am Stein des Friedens

von Hans Zinnow

Mehr als 35 Müggelheimer kamen am Abend des Bußtages zur Mahnwache. Sie trafen sich an dem inzwischen gut bekannten Ort neben der Kirche. Als vor zehn Jahren mit dieser Mahnwache begonnen wurde, gab der Krieg im Irak den Anlass öffentlich ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Inzwischen wurden alle Hoffnungen durch brutale Auseinandersetzungen vernichtet. Das Ergebnis sind Tote, Verwundete und Flüchtlinge.

Am Beginn der Veranstaltung nannte Horst König das Motto der Ökumenischen Friedensdekade: "Befreit zum Widerstehen". Er erinnerte an Worte des Bundespräsidenten auf der Münchener Sicherheitskonferenz. Der Bundespräsident hält den Einsatz von Soldaten in Krisengebieten manchmal für erforderlich. Sich dieser Art Politik zu verweigern, habe die deutsche Gesellschaft kein Recht mehr. Der frühere Müggelheimer Gemeindepfarrer Menthel schrieb daraufhin dem ehemaligen Pfarrer Gauck und erinnerte ihn an die Aussage der Ökumenischen Versammlung aus dem Jahr 1989. Dort wurde ein Verzicht auf militärische Gewalt zur Konfliktlösung gefordert. Zugleich solle der Zivile Friedensdienst ausgebaut werden. In der Antwort hieß es u.a.: "Dem Bundespräsidenten ist sehr wohl bewusst, dass die Entscheidung über den Einsatz militärischer Mittel immer mit der Gefahr verbunden ist, schuldig zu werden. Das Gleiche gilt freilich auch für die kategorische Ablehnung jedweder militärischer Option."

In der zweiten Rede am Stein des Friedens zitierte Diakon Hans Zinnow Bischof i. R. Wolfgang Huber, der in einem Interview sagte: "Für mich schließt das Gebot Gottes ‚Du sollst nicht töten' auch das Gebot ‚Du sollst nicht töten lassen' ein." Er denke dabei, sagte Huber, an die furchtbaren Exzesse der Kämpfer des so genannten Islamischen Staates.

Was sagen wir nun als Teilnehmer der Mahnwache dazu? Jeder Einzelne in Müggelheim kommt nicht umhin eine eigene Position zu finden! Ein Gebet aus dem 14. Jahrhundert könnte den Weg weisen: "Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen. Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen." Entscheidend ist, dass rechtzeitig Wege zum Frieden und zur Versöhnung gesucht werden. Das gilt bei der Bewältigung auf weltpolitischer Ebene ebenso wie im täglichen Leben. Im Bezirk Köpenick liegt bereits das Problem mit den Asylsuchenden vor der Tür. Welche Haltung nehmen wir gegenüber denen ein, die menschliche Zuwendung und eine sichere Bleibe suchen? Auf dem Stein des Friedens ist die Richtung gewiesen: Das Wenige, das du tun kannst ist viel!

Im dritten Beitrag erinnerte Herr Ittershagen, als Vertreter der Linken, an seine Erlebnisse als Kind und Jugendlicher. Not, Hunger, Hoffnungslosigkeit und Tod prägten im Zweiten Weltkrieg und danach den Alltag. Es waren befreite Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald, die ihren Willen zu einem Neuanfang zum Ausdruck brachten: "Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel." Heute sind wir damit konfrontiert, dass Deutschland weltweit den dritten Platz bei den Rüstungsexporten belegt. Die Lieferung von Waffen und Kriegsgerät auch in Krisen- und Kriegsgebiete nimmt zu. Die Zahl der Auslandseinsätze deutscher Soldaten steigt. Meinungssumfragen ergeben jedoch, dass eine klare Mehrheit der Deutschen Gewalt und Krieg ablehnen.

Zum Abschluss der Mahnwache machte Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara den Anwesenden Mut zum Handeln. "Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit" (2. Tim.1,7). Wir brauchen immer wieder diesen Zuspruch. Selbst wenn wir selber nicht bedroht sind, können wir angesichts der bedrohlichen Nachrichten mutlos werden. An allen Ecken und Enden wird gezündelt. Waffen werden produziert, verkauft, gebraucht und missbraucht. Schnell kommen Liebe und Besonnenheit unter die Räder. Mit furchtbarem Hass werden Anschläge verübt, wodurch neuer Hass geschürt wird. Wir stehen mit unseren Kerzen am Stein des Friedens. Die kleinen Flämmchen können schnell verlöschen. Das gleiche gilt für das friedliche Zusammenleben. Es kostet Kraft, das Miteinander zu beschützen, damit die Liebe zueinander nicht erlischt. Aber selbst dann, wenn in uns das Licht der Zuwendung erloschen zu sein scheint, können wir es mit Hilfe der Nachbarn wieder entflammen.

Engagieren wir uns ohne Furcht, denn der Geist Gottes wird in uns Kraft, Liebe und Besonnenheit entfachen!