Serie für den Natur- und Gartenfreund

Der Garten im Winter

von Marianne Schäfer

Grau, trübe und ziemlich ungemütlich erleben wir bisher den diesjährigen Winter. Trotzdem mache ich jeden Morgen einen Rundgang im Garten. Ich könnte sagen, dass ich den Frühling suche. An einer Stelle bei den Johannisbeeren habe ich im vergangenen Jahr abgeblühte Zwiebeln von Hyazinthen in die Erde gebracht. Tatsächlich erblicke ich schon ein paar grüne Blattspitzen. Sie schützen die im Innern wachsenden Blüten. Zwischen den Büschen sehe ich auch die ersten Blattspitzen der Schneeglöckchen. Ist es nun gut, dass die ersten Frühlingszeichen sich zeigen? Der Winter war ja bisher noch gar nicht da?

Ich befürchte, dass er uns noch zur verspäteten Zeit so richtig zeigt, was eine Harke ist! Hier in diesem Gartenteil beseitige ich schon jahrelang kein Laub. Auch der uralte Apfelbaum streut im Herbst seine Blätter auf dieses Stückchen des Gartens. Das Ergebnis ist eine wunderbare weiche und dunkle Erde. Wenn ich an diesem Teil meines Gartens stehe, denke ich immer an Kurt Kretschmann, welcher in Bad Freienwalde Haus und Garten hatte. In Gedanken sehe ich ihn in seinem Garten, wie er mir seine prächtigen Gemüsepflanzen zeigte. Große, üppige Rhabarberstauden, Kohlpflanzen in einer Dimension wie ich sie noch nie gesehen hatte. Dann zog er, auffallend leicht, aus dem Beet nebenan herrliche Möhren aus der dunklen, weichen Erde. Er erklärte mir anschaulich die Wirkung des Mulchens. Den Boden lockern, Laub und alle pflanzliche Teile auf den Boden, rings um die frisch gepflanzten Gemüsepflanzen, wässern und wachsen lassen. Also alle "pflanzlichen Abfälle" sind Dünger.

Beide, Kurt und Erna Kretschmann sind verstorben. Er war auch der Storchenvater im Oderbruch und er hat uns das Symbol für Naturschutz, "die Eule" durchgesetzt. Wie man bemerkt, solche Menschen, die uneigennützig und vorbildlich gelebt haben, die vergisst man nicht.

An einer Stelle im Garten, wo zum Anfang des Frühlings, hunderte zarte Elfenkrokusse blühen werden, steht in der Mitte eine Schmuck-Trauerweide. Noch sind beinahe alle Silber-Kätzchen mit ihrer braunen Schutzkappe bedeckt. Dunkel liegt der Gartenteich mit einer dünnen Eisdecke an der tiefsten Stelle meines Gartens. Etwas seitlich davon, zum Teil von dem Geäst der großen Magnolie beschirmt, liegt ein kleiner Teich. Nur ein schmaler Weg mit Natursteinen trennt ihn von dem großen Teich. In diesem baden viele Vögel, oder sie kommen nur zum Trinken. Gerank von einem Rosenbusch neigt sich etwas über das Wasser, so dass die Vögel vorsichtig von Ast zu Ast flattern und erst dann baden oder trinken, wenn keine Gefahr zu sehen ist.

Im Vorgarten sind zwei Rabatten mit ganz verschiedenen Pflanzen. Rosen am Zaun, Rosen in der Rabatte. Aber auch verschiedene Stauden, Ziergräser, üppige Fette-Henne-Stauden stehen in der Sonne, wenn sie dann scheint. Ich habe auch wieder versucht, die Rabatten mit Buxus zu begrenzen. Leider sind an den Stellen wo ich vor Jahren die an einem Virus erkrankten Pflanzen roden musste, doch tatsächlich die neuen Buxuspflanzen wieder erkrankt. Das war auch prognostiziert, aber ich wollte es nicht glauben. Schade, das Bild meines Gartens hat sich dadurch verändert.

Die hohen Gräser neigen sich über den Rasen. Ich schneide sie nicht ab, weil an der Schnittstelle Fäulnis entstehen könnte. Erst im Frühling, wenn die Sonne wieder die Luft milde macht und das erste Blühen mich aus der winterlichen Trägheit lockt, dann kann ich wieder … Ach wär es doch schon bald… Ich würde dann die Stiefmütterchen und die Tausendschönchen in meinen Garten pflanzen und die Priemelchen... Bald, bald…