Geschichten aus dem Müggelwald

Zu Ostern gibt es keine Wachteleier

von Ingrid Zweiniger

Das Wetter war komisch. Mal warm wie im Frühling, mal Regen und mal Sonnenschein. "Was ist das eigentlich", fragte sich Trabbi, "beginnt nun bald der Frühling, auf den wir alle schon so lange warten? Ich jedenfalls habe die Schnauze voll von diesem Wetter. Und ich glaube, der Osterhase auch. Wir müssen uns beeilen, denn es gibt noch viel zu tun, das Osterfest steht vor der Tür."

Fritzi rannte durch den Garten. "Trabbi, wo bist du? Komm mal schnell hier her, ich habe etwas entdeckt."

"Schrei hier nicht so rum, ich denke gerade nach."

"Worüber denkst du nach? Ich bin neugierig. Aber vorher will ich dir noch etwas zeigen."

Trabbi machte sich auf den Weg zu seiner Kumpelkatze. "Also, was hast du gefunden?"

"Guck mal Trabbi, hier steht ein Gänseblümchen. Warum hast du das noch nicht gesehen? Läufst du mit geschlossenen Augen durch unseren Garten?"

"Ja und was ist nun so wichtig an diesem Gänseblümchen? Sag es mir, mein schlaues Kätzchen."

"Na du hast doch mal zu mir gesagt, wenn die Gänseblümchen blühen, dann steht der Osterhase vor der Tür. Stimmt das Trabbi?"

"Ja, das stimmt, Fritzi. Aber du hast etwas falsch gesagt, nicht der Osterhase steht vor der Tür, sondern das Osterfest steht vor der Tür. Der Osterhase versteckt nämlich die Ostereier für die vielen Kinder aus dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes. Der kann also nicht vor der Tür stehen, sondern der Osterhase muss fleißig arbeiten, damit wir alle ein schönes Osterfest haben."

"Prima, Trabbi, dass du das sagst. Wir müssen uns jetzt auf den Weg machen, um dem Osterhasen zu helfen. Wir haben doch dem Osterhasen versprochen, dass wir zum nächsten Osterfest wieder kommen, also ich meine vor dem Osterfest, um in der Osterhasenmalwerkstatt unsere Arbeit zu machen."

"Also mein schlaues Kätzchen, das hätte ich dir gar nicht zugetraut, dass solch ein kleines Gänseblümchen dich an dein Versprechen erinnert, dem Osterhasen wieder beim Ostereierbemalen zu helfen. Super Fritzi, ich bin stolz auf dich. Aber bevor wir uns auf den Weg machen, möchte ich noch etwas mit dir besprechen. Ich habe nämlich vor ein paar Tagen Eier gesehen, die nicht von glücklichen Hühnern stammen, sondern von glücklichen Vögeln. Also so eine Art Huhnvogel."

"Wie heißen denn dieses Viecher? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass die Kinder in ihren Osternestern Vogeleier haben wollen."

"Nein Fritzi, ich auch nicht. Aber diese Viecher, wie du sie nennst, heißen Wachteln und sie legen ganz kleine Eier, die man auch essen kann. Wollen wir den Osterhasen fragen, ob er auch Wachteleier in die Nester legen will?"

"Kannst du mir die Wachteln mit ihren Eiern mal zeigen, Trabbi?"

"Na klar, komm, wir laufen dort hin, wo die Wachteln wohnen und dann kannst du dir die Eier ansehen."

Als Fritzi vor dem Gehege stand, in dem die Wachteln wohnten, sah sie in einem Nest viele klitzekleine Eier liegen. Sie war erstaunt. Solche kleinen Eier, die man essen konnte, hatte sie noch nie gesehen. "Komm Trabbi, lass uns jetzt gehen. Wir müssen zum Osterhasen in die Osterhasenmalwerkstatt und ich möchte dir noch meine Miezekatzenmeinung sagen. Die Wachteleier sind zu klein. Hast du das verstanden? Der Osterhase bleibt bei den Eiern von den glücklichen Hühnern. Das geht gar nicht anders."

"Fritzi, ich habe alles verstanden."

Als die beiden in der Osterhasenmalwerkstatt angekommen waren, machten sich Trabbi und der Osterhase auf den Weg zum Friedrichshagener Wochenmarkt, um die Eier von den glücklichen Hühnern zu holen. Dann begann die Arbeit. Die Eier wurden von den vielen fleißigen Helfern bemalt und auch die Osternester wurden gebaut. Als alles fertig war, konnte der Osterhase die vielen Nester mit den buntbemalten Eiern verstecken. "Ein Dankeschön an alle meine fleißigen Helfer. Bis zum nächsten Osterfest. Und viel Spaß beim Ostereiersuchen."