Ostern – ein Sieg des Lebens

Betrachtungen von Pfarrerin i.R. Regina Schulz

Eine alte Frau kommt mit mir ins Gespräch, um das Sterben geht es, um ihre Zweifel geht es, um ihre Ängste genauso wie um ihre Hoffnungen und Sehnsüchte. Ehrlich spricht die alte Frau ihre Zweifel an der christlichen Auferstehungsbotschaft aus: "Gibt es das, dass ein Mensch mit Leib und Seele vom Tode aufersteht? Das ist gegen jede Vernunft. Ich wünsche mir, dass mein eigentliches Wesen, mein Geist, meine Seele von Gott erkannt wird und bei ihm aufgehoben sein wird, wenn mein Leib auf dem Friedhof liegt." 

Eine geradezu moderne Haltung. Nicht wenige Christen glauben, wenn die ganz große Zuversicht schwindet, wenigstens an die Unsterblichkeit der Seele. Diese Offenheit und die reduzierte Glaubensgewissheit erlebe ich auch bei jungen Menschen, die ihr Leben oftmals erbarmungslos hinterfragt sehen, durch Gewalt, durch Krankheit, durch Unglück, durch Resignation, durch Leere …

Wo ist Gott? Wo ist Hoffnung auf sinnerfülltes Leben? Die Angst führt uns Menschen auch immer wieder zur Flucht. Wir verdrängen, übersehen, beschönigen …

Ostern ist ein schwieriges Fest. Es ist nicht so prächtig und so schmuckvoll wie Weihnachten, kaum Geschenke, die ganze Atmosphäre wesentlich nüchterner. Zu Weihnachten feiern wir etwas, das viele von uns in ihrem persönlichen Leben schon als beglückendes Erlebnis erfahren haben: die Geburt eines Kindes. Ostern verhält es sich ganz anders. Der Glaube an das Ostergeschehen, die Auferstehung Christi fällt vielen schwer. Denn an Ostern zu glauben, verlangt eine Entscheidung. Auch hier fliehen wir zunächst, wir verbinden mit Ostern besondere Gedanken, Gerüche, Gefühle, Farben – Frühlingserwachen! Wir verbinden Ostern mit dem Fest der Wintersonnenwende, das Frühjahr, die Amsel, die singt, die Knospen an den Bäumen, die Sonne, die länger scheint.

Wir haben uns abgewöhnt, über die Auferstehung zu reden. Aber die Sehnsucht nach dem ganz Anderen, die kennen wir. Das Leiden an der diesseitigen Welt mit ihren Rissen und Wunden – das kennen wir. Wir kennen auch die unbarmherzige Welt mit ihren Marktgesetzen, mit ihren Sachzwängen, mit ihren tollen wissenschaftlichen und technischen Leistungen, aber mit ihrem Unvermögen, das Brot gerecht aufzuteilen.

Christus ist auferstanden für die Welt. Würden wir uns trauen, das zu sagen? Auferstehung heißt, über dieses Leben hinaus zu denken. Unsere Welt ist größer als wir meinen, und hat Dimensionen, die uns unzugänglich sind. Ostern zeigt uns den Übergang von der kleinen in die größere Welt. Und an diesem Übergang leben wir seitdem. Ostern lässt uns ahnen, welche Räume es gibt, welche Tiefe die Wirklichkeit besitzt. Wir können das ablesen am Leben des Jesus von Nazareth, den Gott auferweckt hat. Was war das für ein Leben? Jesus hat den Menschen nicht nur den Hunger nach Brot, sondern auch ihren Hunger nach Gerechtigkeit gestillt. Er hat die gesucht, die verloren waren. Er hat die Menschen-Freundlichkeit Gottes bezeugt. Er hat die Armut der Reichen gezeigt und den Reichtum derer, die nach Gott suchen. Er hat Menschen Möglichkeiten gezeigt, auf die sie von allein nicht gekommen wären. Er hat sich nicht abgefunden mit Krankheit und Isolierung. Er hat niemanden aufgegeben. Er hat gezeigt, wie Menschen miteinander das Brot teilen. Er hat Menschen geheilt und ihnen Achtung vor sich selbst geschenkt. Die Maßstäbe einer Gesellschaft, die an Macht und Reichtum und Wachstum orientiert ist, waren ihm egal.

An seinem Leben können wir ablesen, wie Gott sich die Welt vorstellt. Wenn wir uns der Botschaft von Ostern öffnen, dann wird es uns nicht mehr reichen von einem Eigenheim, einem schnellen Auto, einem dicken Bankkonto zu träumen. Wir werden die Sehnsucht nach dem ganz Anderen zulassen, die Sehnsucht nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach Liebe, nach Gott.

Ostern öffnet uns einen weiten Raum, der uns atmen und aufstehen lässt. Und die Zeichen der Auferstehung sind allgegenwärtig: natürlich auch das Frühjahr, die Geburt eines Menschen, wenn die Härte aus unseren Stimmen verschwindet, wenn die Schatten von unserer Seele und die Last von unserem Rücken genommen werden, wenn ein Mensch in Frieden sterben kann, auch in der Hoffnung, dass Gott ihn erkennt und er bei ihm aufgehoben sein wird und Auferstehung möglich ist, auch wenn der Leib auf dem Friedhof liegt.

Kirchentermine im April

Gottesdienste
Karfreitag, 3.4., 10 Uhr: Abenmahlsgottesdienst – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Karsamstag, 4.4., 23.30 Uhr: Osternacht – Vorbereitungsgruppe/Pfrn. Schwedusch-Bishara
Ostersonntag, 5.4., 10 Uhr: Gottesdienst mit Taufen – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Ostermontag, 6.4., 10 Uhr: Gottesdienst – Pfr. Schmidt

Sonntag, 12.4., 10.45 Uhr: gemeinsamer Gottesdienst in Schmöckwitz – Chankatag
Sonntag, 19.4., 10 Uhr: Gottesdienst – A. Schmidt
Sonntag, 26.4., 10 Uhr: Abendmahlsgottesdienst – Pfr. Wohlfarth
Sonntag, 3.5., 10 Uhr: Gottesdienst mit Taufe: Pfrn. Schwedusch-Bishara

Gesprächskreis: Mittwoch, 15.4., 20 Uhr, Kirchenempore, "Du bist nicht der, für den man dich hält"
Umweltkreis: Dienstag, 21.4., 20 Uhr bei Familie Dr. König, Darsteiner Weg 38
Ökumenische Frauengruppe: Montag, 20.4., 14.30 Uhr im Dorfklub; "Väter der Bibel – König David"
Elternkreis: Montag, 20.4., 20 Uhr, bei Andrea König, Darsteiner Weg 42
Hauskreis: Donnerstag, 30.4., 18 Uhr bei Herrn Süß, Alfred-Randt-Straße 25
Gemeindefreizeit: 24. - 26.4. in Gussow, "Die Welt ist voller Farben"; Anmeldungen über Frau Behrendt oder die Pfarrerin
Sprechstunde der Pfarrerin: dienstags, 17-19 Uhr, Dorfkirche
Urlaub der Pfarrerin vom 7.-12.4. Die Vertretung für Beerdigung und Seelsorge : Pfr. Siegfried Menthel (Tel.: 675 81 73).