Das "Baby" hat jetzt laufen gelernt

Gasthaus Müggelheim mit neuem Besitzer

von Simone Jacobius

Die Änderungen am Dorfanger gehen weiter. Das Gasthaus Müggelheim ist verkauft, bleibt uns aber als Restaurant erhalten. Maxim Ivanov hat den Kaufvertrag am 7. Oktober unterschrieben und freut sich riesig über sein neues Aufgabengebiet.

"Meine Oma hatte eine Gastronomie im Ural. Dort bin ich aufgewachsen. Ich wusste schon immer, dass ich das auch machen will. Auch wenn ich noch keine Gastronomie-Erfahrung habe, bedeutet das doch ein bisschen Heimat für mich", erzählt er mit leuchtenden Augen. Um die mangelnde Erfahrung auszugleichen, wird ihm die bisherige Gasthaus-Besitzerin Kerstin Wentzlaff in den ersten Wochen noch zur Seite stehen.

Der 33-Jährige hat Betriebswirtschaft (BWL) mit dem Schwerpunkt internationaler Handel in Deutschland, den USA und Großbritannien studiert. Vor zwei Jahren ist er mit seiner Familie von Hamburg nach Müggelheim gezogen. "In Müggelheim fühlen wir uns zu Hause. Wir haben schon so viele Freunde gefunden. Für mich war ganz schnell klar, dass ich hier im Ort nicht nur leben sondern auch arbeiten will", erzählt er. Mit seiner Frau Sylvia und den zwei kleinen Kindern, die Tochter ist vier Jahre alt, der Sohn, gebürtiger Müggelheimer, erst drei Monate, wohnt er in einer Doppelhaushälfte. "Als ich das erste Mal an dem Garten vom Gasthaus vorbeigekommen bin, hat er mich wie magisch angezogen. Er ist mit Herz und viel Liebe gestaltet. Dieses Gesicht soll er nicht verlieren."

Generell will er alles erst einmal so weiterführen, wie es bisher gelaufen ist. Es soll weiterhin deutsche Küche geben, aufgelockert durch italienische und russische Spezialitäten. Maxim Ivanov kocht selber sehr gerne und hat auch keine Scheu davor, sich selber in die Küche zu stellen. "Ich bin der Meinung, dass ich als Gastronom alles können muss", sagt er. Eins ist für den Hobbykoch klar: Alle Gerichte werden frisch zubereitet, Fertigkost kommt bei ihm nicht auf den Tisch.

Drei Mal hat er angerufen, drei Mal ist er im Gasthaus vorbei gekommen. Dann erst hatte er Kerstin Wentzlaff so weit, dass sie ihr "Baby" an ihn abtrat. "Es ist eigentlich nicht meine Art, so hartnäckig zu bleiben. Meine Frau war ganz erstaunt darüber. Aber in dieses Gasthaus hatte ich mich verliebt. Es ist, obwohl es noch so jung ist, trotzdem voller Tradition", erklärt Ivanov. "Ich hätte nicht verkauft, wenn jemand hier Büros hätte einrichten wollen", sagt Kati Wentzlaff. Ihr war es wichtig, dass die Gastronomie erhalten bleibt. Im Dezember sind es sechs Jahre, seit dem es das Gasthaus Müggelheim gibt. "Mein Baby hat jetzt laufen gelernt, jetzt kann ich es loslassen", sagt sie. Sie freut sich darauf, nun mehr Zeit für die Familie zu haben und will die Zukunft ruhig angehen. Eins ist klar: Gastronomie in Müggelheim darf sie nicht mehr betreiben. Aber zu Besuch kommen und sich mit Freunden dort treffen, das geht.

Der frisch gebackene Gastronom will in den kommenden Wochen erst einmal alles lernen, gemeinsam mit seiner Frau Sylvia. Dafür haben sie extra einen Babysitter aus der Verwandtschaft kommen lassen. Wenn sie sich in das Geschäft eingearbeitet haben, werden sie Pläne machen. Beispielsweise haben sie einen Räucher- und Grillofen aus Feldstein für den Garten angedacht. Auch Partyscheune und Pension könnten Realität werden. Aber vor allem will das Paar deutlich machen, dass Kinder willkommen sind.