Gedanken aus Müggelheim

Tschüss Edeka, mach's gut. Ich werde dich vermissen. Deinen äußeren Retro-Charme und deine Hemmemilch. Auch wenn ich oft geschimpft habe, wenn die gute Weiße aus der Region wieder vergriffen oder nur noch zwei Tage haltbar war. Aber immerhin bekam ich sie bei dir.

Ich werde dein Bio-Regal vermissen und deine Feinschmeckererzeugnisse, deine Weine, unter denen sich durchaus der eine oder andere gute Tropfen versteckte. Ich werde deine Verkäuferinnen vermissen, zumindest die alten, die zum Teil schon jetzt nicht mehr da sind – die schon so vertraut mit einem waren, dass sie einfach so ins Du verfielen. War auch ok. Für mich zumindest. Ich werde das quer durch den Laden trötende "Hallo Frau Jacobius" von Herrn Kunze vermissen. Er machte es mir unmöglich, inkognito einkaufen zu gehen. Aber darauf kam es dann auch nicht mehr an. Und es war schön, so persönlich begrüßt zu werden, hatte ein bisschen was von nach Hause kommen. Und wo bitte bekomme ich jetzt in Müggelheim meinen leckeren Käse und den dazugehörigen Feigensenf? Wo kann ich meine Fleischwünsche los werden zu besonderen Anlässen?

Ach Edeka, was sollen wir jetzt ohne dich machen? Ok, in den letzten Monaten hast du schon versucht, uns den Abschied leicht zu machen. Selten waren die Regale noch voll gefüllt, vielerorts war gähnende Leere. Vor allem das Zigarettenregal wurde nicht mehr so gepflegt, wie man es gewohnt war. Aber: Letztlich ist Rauchen ja auch ungesund, also hast du es doch eigentlich nur gut gemeint mit deinen Kunden. Stimmt's?

Mich graust vor diesem dunklen Loch, was uns nach deinem Auszug erwartet. Der Mittelpunkt des Dorfes, er war einmal. Und viel schlimmer ist, dass mir auch keiner verraten kann, was die Zukunft mit dir vorhat. Wie wird der Ort in einem Jahr aussehen? Wird es deine Hülle voller alten Ost-Charmes noch weiterhin geben, wer könnte dort einziehen? Oder soll etwas Neues entstehen, etwas, dass der neuen Zeit angemessener ist? Es war jedenfalls eine schöne Zeit mit dir… Tschüss, mach's gut!