Eine ungewöhnliche Freundschaft führt in den Südsudan

Rolf Zweinigers Bericht über eine persönliche Spendenübergabe in Afrika

Hüttendörfer im Südsudan. Die Bevölkerung dort ist sehr arm und immer wieder kommt es zu ethnisch motivierten Massakern Fotos: Zweiniger

Wir lernten die Botschafterin der Republik Südsudan bei einem Kaminabend der „Vereinigung für Grundwerte und Völkerverständigung e.V.” kennen. Aus der spontanen, sehr herzlichen Begegnung ist mittlerweile eine Freundschaft entstanden. Die Botschafterin hatten wir auch zum 25-jährigen Geburtstag des Freilandlabors Kaniswall mitgenommen. Sie war davon sehr beeindruckt. Dann hat sie mich zu einer Reise in ihre Heimat eingeladen.
Durch etliche Besuche und Gespräche wurde uns dann klar, was ich als Gastgeschenk mitnehmen könnte. Denn in den Gesprächen kamen wir auf ein Waisenhaus. Dort gibt es ein Mädchen, wurde uns erzählt, das einen verrotteten Gummilatschen gefunden hatte. Diesen Latschen hat sie mit einem Stofffetzen umwickelt und dann als Puppe benutzt. Wir fanden das sehr, sehr traurig.
Frau Prof. Herta Kuhrig kam dann auf die Idee, Stofftiere für das Waisenhaus mitzunehmen. Daraufhin haben wir mit unseren Enkeln, mit Freunden und der Direktorin der Müggelheimer Grundschule, Ute Samper gesprochen. Bei allen möchten wir uns für die großartigen Stofftier-Spenden bedanken. Es war ein großer Erfolg. Zusätzlich haben wir noch 90 Pakete Buntstifte, zehn Bleistiftanspitzer, 50 Malblöcke und für die Mädchen noch etwas Modeschmuck mitgenommen. Die letztgenannten Dinge konnten wir nur mit Hilfe finanzieller Unterstützung von Bürgermeister Oliver Igel, dem Umweltkreis und Marianne Schäfer anschaffen. Allen, die dabei geholfen haben, vielen Dank!
Am 13. November stand ich dann bepackt mit vier Säcken voll mit etwa 400 Stofftieren, Buntstiften und Malblöcken und meinem persönlichen Gepäck vor dem Abfertigungsschalter in Schönefeld. Statt 23 Kilo hatte ich 56 Kilo Reisegepäck. Aber die Leute an der Abfertigung haben, nachdem sie hörten, was ich zu welchem Zweck in meinem Gepäck habe, alles durchgehen lassen, ohne Geld zu nehmen. Sie haben nur die Bemerkung gemacht, dass solche Aktionen viel zu selten gemacht würden. In der Hauptstadt des Südsudan, Juba, wurde diese Aktion von verschiedenen Ministern auch sehr begrüßt. Außerdem wurde die Übergabe an das Waisenhaus von einer Ministerin und einem Fernsehteam begleitet.
Einen Schrecken bekam ich, als wir in Juba landeten: Keine Abfertigungshalle, sondern ein großes Zelt mit viel Militär erwartete uns. Aber bis zum Jahr 2021 soll dort ein neuer Flughafen gebaut werden – von China.
Abseits der Spendenübergabe an das Waisenhaus hatte ich auch die Möglichkeit, ein paar Eindrücke über das Land zu gewinnen. Das Volk ist sehr sehr arm. Aber dennoch strahlen die Menschen eine Gemütlichkeit aus. Für mich ist es eine Reise gewesen, die ich nicht vergessen werde. Denn so viel Armut habe ich noch nie gesehen. Und obwohl das Land als sehr gefährlich gilt, so wird es ja auch immer in den Medien dargestellt, habe ich während meines zehntägigen Aufenthalts dort keinen einzigen Schuss gehört. Dennoch ist das Militär allgegenwärtig. Auch bei unseren Fahrten im Dienstwagen saß im Kofferraum ein mit Maschinenpistole bewaffneter Sicherheitsbeamter.
Fazit dieser Reise: Wir können uns glücklich schätzen, das wir in einem Land wie Deutschland leben.
Bei der Botschafterin möchte ich mich auf diesem Wege noch einmal bedanken dafür, dass sie mir ihr Land gezeigt hat.

Infos über die Republik Südsudan

Insgesamt hat das Land etwa zehn Millionen Einwohner, in erster Linie Christen. Seit 2011 ist Englisch Amtssprache, obwohl verschiedene arabische Sprachen Verkehrssprache sind. Der Südsudan hat eine sehr hohe Analphabetenrate (um die 70 Prozent der über 15-Jährigen, Stand 2010).
Ein Auszug aus dem Nachrichtenmagazin Spiegel: „Der Südsudan war erst 2011 mit der Unterstützung der USA unabhängig geworden. Aber schon im Dezember 2013 eskalierte ein lange schwelender Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem damaligen Stellvertreter Riek Machar. Seitdem wurden bei Kämpfen und ethnisch motivierten Massakern Zehntausende Menschen getötet und mehr als 3,1 Millionen weitere aus ihren Häusern vertrieben. Alle Versuche, die Rivalen zu einigen, scheiterten spätestens nach einigen Tagen.“