Sperenberg kommt ins Gespräch

vom Umweltkreis in der ev. Kirchengemeinde Müggelheim

In der Berichterstattung über den Flughafen BER sind seit Jahren immer neue Schwierigkeiten zu erfahren, die eine Verschiebung des Eröffnungstermins erzwingen. So drängt sich mittlerweile die Frage auf, ob die existierende Anlage aufgrund fundamentaler Planungsfehler, zahlreicher nachträglicher Änderungswünsche und Baupfusch überhaupt noch in einen funktionsfähigen Zustand gebracht werden kann. In diesem Zusammenhang sollte noch einmal daran erinnert werden, dass bereits in der Frühphase der Planung auch aus geologischen Gründen vor dem gewählten Standort gewarnt wurde. Die Region benötigt zwar einen leistungsfähigen Flughafen, Schönefeld ist aber der denkbar ungeeignetste Standort.
Nun gewinnt in immer weiterem Maße die Erkenntnis der falschen Standortwahl Raum. Im Umweltkreis in der ev. Kirchengemeinde sind wir der Meinung, dass seitens der Politik noch immer eine Umorientierung möglich ist und dass die bisherigen Investitionen in Schönefeld nicht verloren sind, was einem Nachnutzungskonzept zu entnehmen ist. Wir haben uns deshalb im Februar erneut sowohl an den Regierenden Bürgermeister als auch an die im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen politischen Parteien gewandt mit dem Ersuchen, sich die dargelegten Argumente und Tatsachen zu eigen zu machen und sich für einen Neustart am geeigneten Standort einzusetzen. Bisher hat nur die FDP reagiert mit einem Bekenntnis zur Offenhaltung von Tegel und zum BER in Schönefeld, ein neuer Standort wird abgelehnt.
Mit großem Interesse und Freude haben wir nun in der Berliner Zeitung vom 14. März die Ausführungen des Lokalredakteurs Peter Neumann unter der Überschrift „Flughafen Tegel. Das sind die Optionen für einen Weiterbetrieb“ gelesen. In diesem Artikel wird ausgeführt: „Lieber Sperenberg als Schönefeld. Die ‚bessere Lösung‘, die langfristig erforderlich sei, müsse woanders verwirklicht werden“. Und es wird der Verbandspräsident Peter Gatz von der German Business Aviation Association (GBAA) zitiert: „In diesem Zusammenhang müssen wir uns mit Sperenberg auseinandersetzen.“ Wir haben uns mit Briefen an beide gewandt und ihnen Gehör bei den politischen Entscheidungsträgern gewünscht.
Eigentlich ist für einen Bericht über das „Narrenschiff BER“ das Stilmittel der Glosse sehr angemessen, es folgt deshalb eine

Glosse

von Harald Kampffmeyer

Es ist ein getreues Spiegelbild der Verhältnisse in einer Niedergangsgesellschaft: Die Vorgänge in und um das VEB Kombinat Luftverkehrswirtschaft BER – Musterbetrieb der sozialistischen Planwirtschaft. Unter Anleitung befähigster Parteikader im Aufsichtsrat werkeln höchstbezahlte – und sich schnell ablösende – verdiente Baumeister des Volkes seit Jahrzehnten vor sich hin. Ergebnis: Kein funktionierender Flughafen BER in Sicht. Erkenntnisgewinn des verantwortlichen Blockes der Altparteien? Keiner – weitermachen wie gehabt und koste es den Steuerzahler noch so viele Milliarden. So ihre öffentlichen Erklärungen und so auch das Ergebnis eines Anschreibens des UWK an alle Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus. Alle (außer AfD, die sich nicht zum BER bekennt) wollen das ‚Staatsplanvorhaben‘ BER in Schönefeld mit Gewalt durchziehen.
Trotz der Verbohrtheit der Kader von SPD, CDU, LINKE, Grüne, FDP kommt aber von dritter Seite nun Druck auf den Kessel. Zuerst wird jetzt die politische Entscheidung, „nur ein Staatsflughafen in der Region“ (Single-Airport-Konzept, gemeinsamer Landesentwicklungsplan) angegriffen. Auf diese Weise sollte ja mal private Konkurrenz für BER (Ausbau / Nutzung Neuhardenberg und Cottbus oder anderer Plätze) einfach von Staats wegen verboten sein. Ryanair fordert nun lautstark die Offenhaltung Tegel. FDP will damit auch punkten (bei weiterem Bekenntnis zum BER). Da steht die ‚Planbegründung‘ des BER im Feuer! Offenhaltung Tegel geht nur über Rechtsbruch. Aber wann schreckten die Altparteien je davor zurück?
Zweitens schwankt jetzt die unverbrüchliche Staats- und Politikertreue der Mainstreammedien. In der Berliner Zeitung zitierte Peter Neumann für die ‚German Business Aviation Association‘ nicht nur Optionen, wie Tegel offen gehalten werden könnte, sondern auch tragfähige, dauerhafte Lösungen, die nun her müssten. Sein Schlagwort: „Lieber Sperenberg als Schönefeld!“ Da war es nun raus, das böse „S-Wort“, vor dem die Müller, Lederer, Pop, Woidke, Görke und Konsorten so erschauern! Der Flughafenplaner Faulenbach da Costa, 1999 vom BER weg gemobbt, weil er dem Politikerirrsinn fachkundig widersprach, wurde nun von Tagesspiegel, Welt, Morgenpost u.a. interviewt und sprach über Radio und TV (WDR). Plötzlich sind seine langjährigen, beißenden aber treffenden Kommentierungen der dargestellten bizarren Unfähigkeit der Staatsplanwirtschaftler nicht mehr Gedöns eines verbitterten, alten Mannes, sondern gute Quelle der Erkenntnis. Sieh an!
Und F. da Costa bringt nun weit gehört seine Lösungsvorschläge: a) Staat raus (ist unfähig), private Investoren rein, die ihr Privatgeld ins Risiko stellen; b) BER einmotten, einer Nachnutzung zuführen; c) Neuhardenberg und Cottbus nicht mehr eine Genehmigung als Verkehrslandeplatz politisch verweigern, somit Verkehrsverteilung auf mehrere Plätze; d) Neues Raum- ordnungsverfahren zur Standortfindung Zukunftsflughafen (wobei da Sperenberg obsiegen dürfte).
Noch beschwört sich unsere Parteiennomenklatura im Jammerton selbst: „Wir verzeichnen aber doch Erfolg auf Erfolg! Unsere Politik ist immer richtig! Wir machen BER zum Superflughafen, wartet mal ab! Folgt einfach unserer weisen Führung!“ Wie lange halten die diese Scharrade noch durch?