Austrainiert

Fitnessstudio Michel hört in Müggelheim auf

von Simone Jacobius

Detlef Michel gibt auf. Das Fitness- und Gesundheitscenter hat alle Verträge seiner Mitglieder zum 31. August gekündigt. Michel sagt, es seien wirtschaftliche Gründe, die ihn dazu zwängen, nämlich die durch die geplante Vergrößerung drohende Miet-
erhöhung.
420 Quadratmeter hatte das Studio bislang, nach dem Abriss des gläsernen Pflanzenmarktanbaus würde der komplette Altbau dann deutlich mehr Quadratmeter haben. „Es ist doch klar, dass mehr Fläche auch mehr Miete bedeutet“, sagt Herbert Windorfer vom Bauträger vvg mbH in Bayern. Und seine Frau Veronica fügt hinzu: „Wir haben Herrn Michel weder gekündigt, noch den Quadratmeterpreis der Miete erhöht. Es ist nicht unsere Art, linke Touren zu machen und Leute rauszuekeln.“ Michel sei in die kompletten Planungen im Vorfeld involviert gewesen, eben um keinen Unfrieden zu stiften. Gekündigt wurde dem Fitnessstudio auch nicht, der Mietvertrag, der nur bis zum 1. September lief, wurde einfach nicht verlängert. „In diesem Jahr hatte ich so viele Kündigungen in meinem Studio, dass ich aufgrund der sinkenden Mitgliederzahlen die höhere Miete nicht hätte zahlen können, ohne die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen. Und das wollte ich nicht.”
Noch Ende letzten Jahres hatten viele Müggelheimer mit Unterschriften für den Erhalt des Fitnessstudios gekämpft, Michel selbst hatte viele Unterstützergespräche mit Politikern geführt, weil er befürchtete, durch den Aldi-Neubau verdrängt werden zu sollen. Nun soll das Fitnessstudio Michel im FHC, An der Wuhlheide 236, aufgehen. Dort wurden Angestellte und Mitglieder bereits darüber informiert, dass ab September mit vielen neuen Mitgliedern und einem neuen Kursprogramm zu rechnen sei, auch mit neuen Trainern. Denn nach den Absprachen erhält Michel im FHC eine Festanstellung und nimmt so viele seiner Mitglieder und Trainer wie möglich mit. Dafür übernimmt das FHC aber auch die preiswerteren Vertragskonditionen vom Fitnessstudio Michel. Eine sogenannte win-win-Situation. Beide Seiten haben etwas davon. Nur für die Mitglieder wird es beschwerlich. Viele Ältere haben bereits signalisiert, dass sie den Weg in das elf Kilometer entfernte Studio nicht auf sich nehmen würden, zumal viele von ihnen mit dem Fahrrad unterwegs sind. Und auch Jüngere wussten die Nähe des Studios zu schätzen, ohne lange Fahrerei. Jetzt würde aus einem „nur mal kurz zum Sport“ doch ein längerer Ausflug werden.
Fakt ist, der Altbau wird bis zum ehemaligen griechischen Restaurant abgerissen. Michel muss bis zum 15. September das Fitnessstudio geräumt haben, auch der Fensterbauer musste seine Räume bereits aufgeben und ein neues Domizil suchen. Einen Käufer für die Geräte und alles Weitere hat Michel bereits. Am 20. August gab es ein großes Abschiedsfest auf der Grillwiese hinter dem Haus. Trotz des traurigen Anlasses soll die Stimmung der etwa 200 Gäste grandios gewesen sein.
Für den geplanten Aldi-Markt ist die Baugenehmigung inzwischen da. Einige Nachbesserungen im Antrag waren erforderlich, doch alle Angaben sind ordnungsgemäß nachgereicht worden. Noch im September werde der Startschuss für den Bau des Discounters fallen, für den Herbert Windorfer etwa ein halbes Jahr Zeit einplant. Wenn der Rohbau vor dem Winter steht, kann über die kalte Jahreszeit der Innenausbau erfolgen. Bei einem frühen Wintereinbruch würde der Rohbau nicht rechtzeitig fertig und stagniert dann über den Winter. Übrigens soll nach den Plänen in den Neubau nur der Discounter einziehen, kein weiteres Geschäft. Weil es sich allerdings um einen Riesenmarkt mit 1400 Quadratmetern handelt, werden auch entsprechend viele Parkplätze benötigt.