Traditionslokal ist abgebrannt

Auf dem Areal des Waldrestaurants Müggelhort entstehen jetzt Wohnungen 

Von Simone Jacobius

PRIVAT (1), SIMONE JACOBIUS (1)

Hell loderten die Flammen und versetzten die Nachbarn in Angst und Schrecken. Jetzt steht nur noch eine Ruine dort. 

Die besten Zeiten des Waldrestaurants Müggelhort waren schon lange gezählt. Der Brand am Abend des 10. Januar war da nur noch das i-Tüpfelchen. Seit vier Jahren steht das 120 Jahre alte Ausflugsrestaurant leer. Wechselnde Eigentümer mit wechselnden Plänen scheiterten. Im vergangenen November ist jetzt ein Bauantrag beim Bezirksamt eingereicht worden: sieben Mehrfamilienhäuser mit 26 Wohneinheiten direkt am Wasser sollen entstehen.

„Der Brand hat keinen Einfluss auf das bestehende Baurecht. Aufgrund des jahrelangen Leerstands der ehemaligen Gaststätte ist der Bestandsschutz für die Nutzungsart zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin erloschen”, erläutert Baustadtrat Rainer Hölmer. Nach derzeitiger Rechtslage sei aus planungsrechtlicher Sicht eine ortsübliche Wohnbebauung auf der dem unbeplanten Innenbereich zugehörigen Fläche grundsätzlich möglich. „Die Restfläche liegt im Außenbereich, in dem ein generelles Bauverbot besteht”, erläutert der Stadtrat weiter. Ausschlaggebend sei die Wohnbebauung in der Siedlung Müggelhort mit 49 festen Bewohnern, die direkt an das Grundstück des ehemaligen Ausflugsrestaurant anschließt. Ein Abriss des Gebäudes war also schon vor dem Brand besiegelt, wie aus dem Bauantrag hervorgeht.

Also nix mehr mit Molle oder Eisbecher am Wasser, nichts mehr mit Bowling und Übernachtung im Grünen. Die Messen waren schon vor dem verheerenden Brand, der im Dachstuhl ausbrach, gesungen.

Rund 400 Quadratmeter des Gebäudes standen in Flammen. Das Feuer bedrohte auch die beiden angrenzenden Einfamilienhäuser, deren Bewohner bereits anfingen, Unterlagen, Computer und Fahrzeuge zu evakuieren. Sie mussten mit dem Schlimmsten rechnen. und bedrohte. Vor allem der große Saal war betroffen. Rund 85 Einsatzkräfte waren unter anderem mit einem Mehrzweckboot und einer Drohne vor Ort. Die Löscharbeiten dauerten die ganze Nacht. Erschwert wurden sie durch eine schwierige Wasserversorgung und der Einsturzgefahr des Daches, die das Löschen nur von außen erlaubte. Da sich immer wieder mal Personen in dem leerstehenden Gebäude herumtrieben, veranlasste die Feuerwehr zunächst eine Personensuche, die aber negativ verlief. Verletzt wurde daher niemand. 

Es dauerte eine ganze Zeit, bis die Feuerwehr eintraf. Denn kurioserweise wurde die Müggelheimer Freiwillige Feuerwehr nicht von der Leitstelle alarmiert, sondern erfuhr von Anwohnern von dem Feuer. Auf Nachfrage antwortete die Feuerwehr uns nur: „Nach hiesiger Kenntnis war die Freiwillige Feuerwehr Müggelheim mit insgesamt 3 Fahrzeugen vor Ort im Einsatz.” Tja, weil unsere Jungs und Mädels halt pfiffig sind und von den Müggelheimern informiert wurden! Das ist wohl klärungsbedürftig und sollte nicht wieder vorkommen.

Schon am nächsten Tag strömten die Schaulustigen zu dem einst beliebten Ausflugsrestaurant mit Hotel und Bowlingbahn. Nun ragen nur noch verkohlte Dachbalken in den Himmel. Von besseren Zeiten zeugt noch der Auszug einer alten Speisekarte neben dem schmiedeeisernen Tor. Doch Crêpes, Eisbecher und anderes wurden dort schon seit Jahren nicht mehr kredenzt. Dabei kann das Haus auf eine lange, durchaus wechselnde Geschichte zurückblicken, die 1901 durch Carl Hecht aus Rahnsdorf begann. 

Die Ausflugsgaststätte befand sich dann viele Jahrzehnte im Besitz der Familie Böhm (seit 1919) und ging Ende der 60er-Jahre in der zweiten Böhm-Generation an die HO. Christa Böhm, die heute noch in der Siedlung Müggelhort lebt, erinnert sich nur sehr ungerne an die Zeit der Umwandlung in eine HO-Gaststätte. Erst nach der Wende gelangte die Ausflugsgaststätte wieder in den Familienbesitz, als es ihr Sohn Lutz Böhm 1992 nebst Grund und Boden von der Treuhand zurückkaufte. Unter seiner Regie wurde das ganze Gebäude saniert, Hotel und Bowlingbahn angeschlossen.  

Nachdem Böhm das Areal 2016 an einen vietnamesischen Geschäftsmann verkauft hatte, wechselte es noch mehrfach den Eigentümer. Seitdem verfällt alles. 

Viele Müggelheimer sind der Meinung, dass es sich um einen warmen Abriss handelte. Aber macht das Sinn? Bezirksbürgermeister Oliver Igel sagt ganz klar: Nein! Es gäbe niemandem, dem ein warmer Abriss nutzen könnte. 

Übrigens: Ein Straßenausbau sei nicht geplant, meint Hölmer. Die Straße sei für die Anwohner in einem ausreichend guten Zustand. Das prüfen die vielen Sensationstouristen, die mit Wehmut in den Augen der alten Müggelhort-Zeit nachtrauern, derweil schon kräftig…