Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 04/2001  
April 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Serie für den Natur- und Gartenfreund

Ein echter Osterhase

Kuschelweich und streichelzahm, mit kleinen Stehohren und immer muppender Nase, so recht für kleine Kinder? Kuscheltiere sind von Kindern oft heiß gewünscht, egal ob Hund, Katze, Zwergkaninchen, Meerschweinchen oder Hamster.

Die Entscheidung müssen die Eltern sorgsam klären. Tiere sind keine Barbi-Puppen oder Blechautos. Tiere brauchen artgerechte Versorgung und Unterbringung. Das auch Kaninchen Bedürfnisse haben, wird den Eltern erst klar, wenn der Fachverkäufer in der Zoohandlung erzählt, dass auch das aller kleinste Zwergkaninchen extrem gesellig ist und Gesellschaft braucht, um nicht depressiv zu werden.

Im besten Fall geht man dann mit einem Kaninchen und einem Meerschweinchen und einem glücklichen Kind aus der Zoohandlung. Problematisch können zwei kleine Langohren, verschiedenen Geschlechts werden, denn die Folgen können jedes Jahr, drei bis vier Würfe mit bis zu sieben Kaninchenkindern sein. Wer seinen Kindern und sich die Freude am neuen Mitbewohner nicht verderben will, sollte einige praktische Ratschläge beherzigen.

Wichtig ist es, das Tier zweimal im Jahr impfen zu lassen. 1. Gegen Müxomatose (Kaninchenpest) und 2. gegen Chinaseuche. Sie brauchen einen winddichten Stall (kein Zug) mit einer stabilen Tür und festem Draht, sowie sicherem Riegel.

Hier in unserem Gebiet, wo meistens ein Garten zum Haus gehört, kann der Stall gut im Garten stehen, an einer schattigen Stelle. Sicher und stabil auf Ständern. Auch auf einem Balkon kann das Ställchen gut stehen. Einsträu soll aus Stroh oder Wiesenheu bestehen. Einmal in der Woche müsste das Kind unter Anleitung den Stall sauber machen und neues, trockenes Einstreu einbringen.

Die Ernährung kann aus Kaninchen Pellets und Wasser als Grundnahrung bestehen. Zur Ergänzung Möhren, Löwenzahnblätter, Wiesenkräuter. Ohne Pellets und Wasser kann man sie mit Kartoffelschalen und Gemüseabfällen aus der Küche ernähren. Im Sommer als Ergänzung Löwenzahn, Wegerich und andere Kräuter. Heu, täglich eine gute Hand voll, sollte pro Tier und Tag immer dazu gehören. Vielleicht bastelt der Vati einen Kaninchen-Laufstall für den Garten. An sonnigen Tagen kann man dann so richtig sehen, was so alles in dem kleinen Mümmelmann steckt. Er kann Haken schlagen, mit allen vier Pfötchen gleichzeitig hoch hopsen. Tiefe Löcher buddeln (Achtung Fluchtgefahr) und wie irre flitzen. Obwohl Kaninchen zahm sind, für kleine Kinder ist so ein Tierchen nicht ungefährlich, denn sie haben scharfe Krallen. Kinder wollen das Kuscheltier festhalten, an sich drücken und oft wollen die Mümmelchen das nicht. Es ist ihnen zu warm und zu eng. Sie zappeln und strampeln sich frei, können dabei runter fallen.

Zwei fellige kleine Freunde zusammen zu halten, wie ein Zwergkaninchen und ein Meerschweinchen, ist eine gute Lösung für Mensch und Tier. Will das Kind mit Spielkameraden spielen, oder ist im Kindergarten, können die zwei Nager miteinander kuscheln und das tun sie auch. Beide Tierarten haben die gleichen Bedürfnisse, fressen auch das gleiche Futter.

Ein Kaninchen ist nahezu stumm. Nur in Angst oder Notsituationen kann es laut schreien. Beunruhigt sie irgend etwas, klopfen sie mit beiden Hinterpfoten warnend. Ein Meerschweinchen ist ein putziger, fröhlicher Geselle. Er kann grummeln, warnend mit den Zähnen klappern und bei leerem Fressnapf laut pfeifend quieken.

Unsere Haustiere sind Abkömmlinge wild lebender Tiere, die der Mensch gezähmt hat und die im Laufe der Jahrtausende ihren heutigen Nutzwert erhalten haben.

Kaninchen wurden erst Jahrtausende später zum Haustier. Unser Hauskaninchen ist aus dem Wildkaninchen hervorgegangen. Wenn auch das Wildkaninchen mit dem Feldhasen nahe verwand ist, so bestehen doch zwischen ihnen tiefgreifende Unterschiede. Ihre Lebensweise, die Fortpflanzung, auch im anatomischen Bau ihres Körpers gibt es Unterschiede. Jungtiere werden bei den Feldhasen in einer flachen Grube, behaart und sehend geboren. Nach einer Woche werden die Jungtiere vom Muttertier schon sich selbst überlassen. Hasen haben längere Ohren und Hinterläufe. Sie leben nicht in Rudeln.

Wildkaninchen dagegen graben einen unterirdischen Bau mit einer Kammer, die mehrere Ausgänge hat. Das Kaninchenweibchen kann jährlich sechs- bis siebenmal, etwa acht nackte und blinde Junge werfen, die erst in der dritten Lebenswoche ans Tageslicht kommen. Das Wildkaninchen hat sich dank seiner schnellen Fortpflanzung über Südwest und Mitteleuropa verbreitet.

Hase und Wildkaninchen können nicht miteinander gekreuzt werden. Wenn Kaninchenhalter von ihre „Hasen” sprechen, so ist das falsch, es sind immer „Kaninchen”.

Schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung hat man Wildkaninchen in Gehegen gepflegt. Eingeführte und ausgesetzte Wildkaninchen wurden bald zu Schädlingen. Dennoch wollte man auf das wohlschmeckende Fleisch nicht verzichten. Im Mittelalter wurde der Wildling vor allem in Klöstern und in den Hausgärten von Fürsten in Gefangenschaft gehalten. Im Jahr 1407 richtete man z.B. eine Insel im Schweriner See für die Jagd auf Wildkaninchen ein (Kaninchenwerder).

Je enger der Raum wurde, auf dem man das Wildtier hielt und fütterte, um so eher gelang es, seine Scheu einzudämmen. Damit begann die Domestikation (domesticus, lat. = zum Hause und zur Familie gehörig). Zutraulich wurden die Tiere erst, als man sie in Ställen unterbrachte. Ihre Wildheit und ihre Schutzfarbe verloren sie erst danach. Es begannen Scheckungen und Blaufärbungen aufzutreten. Auch Größe und Gewicht nahmen zu. Von Frankreich und Belgien aus kam das gezähmte Kaninchen nach Deutschland. Hier wurde aber erst um 1760 das Seidenkaninchen (Angora) gezüchtet. Da war in Frankreich schon das hängeohrige Kaninchen, der französische Widder, gezüchtet.

Langsam kam die Einzelkäfig-Haltung in Anwendung und damit die gezielte Rassezucht. Heutzutage gibt es Zwerg-, Klein-, Groß-, und Riesenkaninchen, Rassen mit einer großen Farb- und Gestalten-Vielfalt.

Für viele Menschen ist die Haltung und Zucht von Rassekaninchen ein beliebtes Hobby. Wer mal ein guter Kaninchenzüchter werden will, der fängt eben früh an!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterfest. MS

Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten!

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