Müggelheimer Bote
7. Jahrgang, Ausgabe 08/2001  
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Neues vom Müggeclub

Sprayer vom Mügge-Club verschönern Wand an der Grünstraße

„Die Jugendlichen sollen Respekt lernen. Vor der Leistung von Handwerkern und Architekten, die ein Haus neu gebaut oder mit viel Liebe zum Detail aufwändig saniert haben. Gleichzeitig sollen sie aber auch erfahren, wie viel Mühe es macht, eine Fassade wieder zu reinigen, die von einem, der gerade mal seine drei Buchstaben an die Wand sprayen kann, verunstaltet wurde.” Jugendbetreuer David Friedrich (31) vom Jugendclub Mügge hat sich mit seinen Jungen viel vorgenommen. Zurzeit sind sie dabei, die Hausfassade vom Optikergeschäft Wittstock an der Grünstraße ganz legal zu verschönern.

Farben für über 700 Mark hat Wolf Wittstock spendiert, der mit dieser Aktion einen Hingucker für die Altstadt schaffen möchte. Die Aktion von Kubi, Stephan, Tobi, Robbi, Franz und Tino (alle 14), Andi und Sven (beide 15), René (17) und Nesthäkchen Mad Mäxchen (11) kommt an. Ein graumelierter Herr im modischen Anzug stoppt. „Toll, was ihr hier macht. Gefällt mir echt gut.”

„Man muss schon gut zeichnen können, wenn man so etwas machen will”, sagt David Friedrich. Er hat die Graffiti-Kunstaktion an der Grünstraße gut vorbereitet. Zusammen mit den Jungen wurde ein Entwurf angefertigt, Folien beschriftet und Schablonen geschnitten. Die Jugendlichen lernen Farben- und Formenlehre, perspektivisches Zeichnen und die Wirkung von Licht und Schatten.

An der Altstadt-Wand ist jeder für ein Detail des Gesamtkunstwerkes zuständig. Kubis Spezialität sind Schriftzüge, Andi und Tobi zeichnen für den Zeppelin auf dem Wandbild verantwortlich. Heinz Rühmann als Hauptmann, der über dem Querschnitt Treptower und Köpenicker Sehenswürdigkeiten wie Schloss und Rathaus, Riesenrad und Molecule Man thront, ist umrahmt von viel Wasser und surreal vergrößerten Tieren wie Heuschrecke und Fisch.

So wie die Jungen bei ihm etwas über den Umgang mit „Cans” (Spraydosen) und „Caps” (Spraydüsen) erfahren, lernen sie auch den Umgang mit Hochdruckreinigern und den verschiedenen Spezialreinigungsmitteln. „Eine Flasche Graffiti-Entferner kostet um die 80 Mark”, macht David Friedrich den Jungen deutlich, welche Kosten durch sinnloses Sprayen entstehen. Mit dem Bürgerverein haben die Sprayer eine Absprache über die Reinigung von Hausfassaden und Schildern getroffen. Welch wichtige Arbeit David Friedrich vom Müggelheimer Jugendclub leistet, zeigt die Zahl, die allein die Wohnungsbaugesellschaft KöWoGe im vergangenen Jahr für das Entfernen von Wandschmierereien ausgegeben hat: 68 000 Mark.

„Eine spezielle Versiegelung der Fassade, mit der sich die Wandschmierereien leicht entfernen lassen, kostet sehr viel Geld.” Wie Pressesprecher Jens-Jürgen Strauch sagt, würde man die auch nur auf Fassaden aufbringen, an denen sich immer wieder Sprayer verewigen. Bei der KöWoGe bemühe man sich, die illegalen Wandbilder schnell wieder zu entfernen. Strauch: „Das sind wir unseren Mietern schuldig. Das scheint auch die Sprayer abzuschrecken.”

Bei der Berliner Polizei und dem Bundesgrenzschutz gibt es eine gemeinsame Ermittlungsgruppe Graffiti, die GE GiB. Stadtweit wurden dort im Jahr 1999 2756 Fälle von Sachbeschädigungen durch Graffiti bearbeitet, im vergangenen Jahr ging die Zahl auf 2353 zurück. Auch die von der BVG gemeldeten Sachbeschädigungen durch Graffiti sind rückläufig, 3493 Fälle im Jahr 1999 gegenüber 2999 im vergangenen Jahr. Die GE Gib führen den Rückgang um mehr als 14 Prozent auf den starken Überwachungsdruck zurück. cf

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