Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 10/2001  
Oktober 2001 Home  |  Archiv  |  Impressum


Gefühlvolle Klänge zur Abendstunde

Wer am 22. September mit der Erwartung typisch russische Lieder zu hören in die fast ausverkaufte Dorfkirche kam, wurde nicht enttäuscht. Den Abend eröffneten die acht stimmgewaltigen Schwarzmeer Kosaken mit einem russisch-orthodoxen Kirchengesang, den sie in original alt-slawischer Sprache vortrugen.

Ihr stimmliches Repertoire reichte vom gefühlvoll getragenen hingebungsvollen Singen bis zur Steigerung in einen kraft- und ausdrucksvollen Gesang. Wer bereit war, sich darauf einzulassen, konnte seinen Gedanken an diesem Abend Flügel verleihen und sie mit den Klängen des Chores davontragen lassen. Die Stimmen gingen so manchem unter die Haut und weckten ein Gefühl von Sehnsucht in die Ferne. Beim „Ersten Psalm Davids” verzauberten die vielstimmigen Kosaken die Gefühle in eine verträumte Melancholie ins Weite. Einige Augenblicke später präsentierten die gewaltig-kraftvollen, den gesamten Raum ausfüllenden Stimmen einen Gruß der Kosaken an das Publikum. Ein festliches Lied, der russisch-orthodoxen Liturgie.

Überzeugten mit ihrem gefühlvollen Gesang: die Schwarzmeerkosaken.
Den Abschluss des ersten Teiles bildete das zum Teil auch in deutscher Sprache vorgetragene Lied „Ich bete an die Macht der Liebe”. Durch die flehende Verliebtheit der Stimme des Sängers schien sich zumindest für einige Augenblicke der Raum zu öffnen.

Mit wohlwollendem Raunen im Publikum wurden die Ankündigungen bekannter russischer Volksweisen für den zweiten Teil des Abends aufgenommen. Die Hörerschaft begab sich auf einen Ausflug durch die weite russische Steppe. Bei dem Lied „Das Glöckchen” schien es, als würde der alt-russisch gefühlvolle Gesang mit dem Dämmerlicht des Abends verschmelzen.

Beim Vortragen lustiger russischer Volksweisen schwang die Mentalität der Schwarzmeer Kosaken förmlich mit. Lieder wie „Eine Birke im Feld” wurden von den sonst so ernsten Gesichtern auf eine lustig-verschmitzte Weise vorgetragen, die Haltung der durch die im Gürtel eingehakten Hände konnte typischer nicht sein. Der Chor übermittelte den Zuhörern durch seine flott vorgetragenen alten Kosakenlieder ein erfrischend unverbrauchtes Lebensgefühl. Und auch die Zugabe-Lieder, die nach langem Applaus fröhlich und ausdrucksvoll vorgetragen wurden, deuteten eine gewitzte Frechheit an, die ansteckend wirkte.

Den Höhepunkt des Abends bildete zweifelsohne das Lied „Abendglocken”. Als wäre die Zeit eingefroren, so spürte so mancher im Publikum die Erinnerungen der Kosaken an Zuhause. Eine innere Zufriedenheit breitete sich unter der Gänsehaut der ergriffenen Zuhörerschaft aus und tobender Beifall bekundete einen sehr gelungenen Abend. -dt

Diese Seite drucken  |  Seitenanfang