Neues auf leeren Sockeln

Geklaute Kunst im öffentlichen Raum ist ärgerlich und teuer, bietet aber auch Chancen auf etwas Neues. So sind im Treptower Park gerade im Rahmen des Wettbewerbs „Leere Sockel“ zwei neue Objekte zu sehen. Am Rosengarten hat der Berliner Künstler Jens Reichert die „Offene Bühne Treptow“ errichtet, eine hölzerne Plattform, die derzeit besonders für die Leere in der darstellenden Kunst steht, für die geschlossenen Theater und Konzerthäuser. Die zweite Diebstahl-Intervention ist „BLOB“ von Gabriele Künne. Sie hat den stufenartigen Sockel der gestohlenen „Heinzelmännchen“ von Werner Richter wie eine Glasur aus Zuckerguss überzogen, ein gelb leuchtender Aufruf, hinzusehen auf diese verwundete Stätte. Beide Sockel-Inszenierungen sind temporär gedacht, sie sollen bis Mai gezeigt werden.

Neuer Kunst-Standort in Oberschöneweide

Das Drehstromkraftwerk Oberschönweide, das älteste seiner Art in Deutschland, soll ab dem Frühjahr 2021 zu einem Kunst- und Veranstaltungszentrum ausgebaut werden. Ein Künstlerkollektiv um den Berliner Filmemacher und Fotografen Ralf Schmerberg hat die Halle vom Unternehmer Johann Wilms langfristig (20 Jahre) angemietet. Unter dem Label MaHalla Berlin gibt es inzwischen eine Internetseite, die beeindruckende Fotos aus dem ehemaligen Kraftwerk versammelt.

Derzeit werde der Bauantrag für die Einrichtung von Ateliers, Ausstellungsräumen und einer Versammlungsstätte vorbereitet, sagt Schmerberg. Es gehe besonders um neue Leitungen für Strom, Wasser, IT und den Brandschutz, „Dach und Fenster fassen wir nicht an.“ Die Kraftwerkshalle könne als „White Box“ für verschiedenste Projekte und Installationen genutzt werden, für Musik-Performances oder Videofilm-Projektionen. Es sei aber definitiv nicht geplant, einen Club einzurichten oder Konzerte zu veranstalten.

Die Halle biete ein sehr gutes Licht, findet Schmerberg, eröffne ihren Nutzern „gigantische Momente, macht den Menschen aber nicht klein“. Er sei sehr glücklich, demnächst in Oberschöneweide arbeiten zu können. Schmerberg hat sein Atelier derzeit in der Swinemünder Straße in Mitte. Für ihn breche nun eine neue Ära an: „Wie Fritz Lang zu seiner Zeit kam auch Ralf Schmerberg nach Oberschöneweide und sah dort eine neue Zukunft“, heißt es auf der Mahalla-Seite.