Achtung, Frischlinge!

Im Frühling können Wildschweine besonders aggressiv sein

Von Simone Jacobius

Wer in Müggelheim wohnt, kann sicherlich schon auf die eine oder andere Begegnung mit unseren im Wald lebenden Borstenviechern zurückblicken. Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der die eigentlich friedlichen Wildschweine besonders gefährlich sein können. Denn zwischen März und Mai bekommen sie ihren Nachwuchs.

Wenn die Bachen mit ihren Frischlingen unterwegs sind, sind sie automatisch im Verteidigungsmodus: Sieht die Mutter ihren Nachwuchs bedroht, greift sie an und verteidigt ihn mit dem Leben.  Dann gilt es besonnen zu reagieren:

  • Ruhe bewahren und gelassen bleiben.
  • Stehenbleiben und sich dann langsam zurückziehen
  • Ausreichend Abstand halten, Tier nicht einengen.
  • Dem Wildschwein eine Rückzugsmöglichkeit geben.
  • Nur langsame Bewegungen machen.
  • Falls vorhanden, auf einen Hochsitz klettern.
  • Auf keinen Fall hektisch werden und wegrennen.

Welche Warnsignale gibt es für einen Angriff?

Wenn das Wildschwein lautstark durch die Nase schnaubt und bläst, das Schwänzchen aufgestellt ist, es den Kopf hin und her wirft und die Zähne klappern, steht ein Angriff kurz bevor. Und nun? Laut Torsten Reinwald, Biologe und Pressesprecher des Deutschen Jagdverbandes, ist es dann am besten sich groß zu machen und laut in die Hände zu klatschen. Normalerweise verzieht sich das Borstenvieh dann. Wenn nicht, drohen teils schwere Verletzungen. Denn Wildschweine haben neben ihrer schieren Masse von bis zu 200 Kilogramm auch messerscharfe Zähne zu bieten, die große Schäden anrichten können.

Wenn sie angreifen, gehen die Wildschweine den Menschen in den meisten Fällen frontal zwischen die Beine und werfen sie um. Die scharfen Zähne können nicht nur die Hose zerfetzen, sondern auch die Schlagadern an den Innenseiten der Oberschenkel. Und ja, Wildschweine beißen auch zu. In der Regel attackieren die Tiere nur einmal und laufen dann weg. Verletzte Keiler sind besonders aggressiv und greifen immer wieder an. Wer einen entdeckt, ruft am besten die Polizei.

Besonders gefährdet sind im Frühjahr übrigens auch Hunde.  Sie sollten vor allem jetzt in der Wurfzeit immer an der Leine geführt werden (zur Erinnerung: Es besteht das ganze Jahr über Leinenpflicht)

Grundsätzlich sind Wildschweine friedliche Tiere. Sie haben Angst vor dem Menschen und sind nicht aggressiv. Sie verstecken sich und kommen erst heraus, wenn sich die Menschen in ihre Häuser und Wohnungen zurückgezogen haben. Daher ist es auch so wichtig, dass die Tiere ihre Scheu vor dem Menschen behalten. Das Füttern der Wildtiere ist daher generell verboten und kann mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro bestraft werden.

Einige Wildschweine leben wegen des üppigen Nahrungsangebots inzwischen das ganze Jahr über in der Stadt und bekommen auch das ganze Jahr über Junge. Diese sogenannten Stadtschweine haben oft keine natürliche Angst mehr vor dem Menschen.

Die borstigen Paarhufer drängen auf der Suche nach Nahrung in den Ort, manche Müggelheimer füttern sie sogar – verbotenerweise wohlgemerkt. Die Folge: Die Schweine verlieren ihre Scheu vor dem Menschen. Das kann schnell gefährlich werden.

Zu welcher Tageszeit sind Wildschweine aktiv?

Die Schweine passen ihren Lebensrhythmus an die Umstände an. Sie können also nachtaktiv und tagaktiv sein: Fühlen sie sich tagsüber gestört, verlagern sie die Nahrungssuche in die Dämmerung und in die Nacht. Das ist vor allem in dicht besiedelten Gebieten der Fall. Eine wildschweinfreie Tageszeit gibt es in Siedlungsnähe dementsprechend nicht. Sind sie ungestört, suchen Wildschweine in der Regel tagsüber nach Futter.

 Da Wildschweine auch vor Essensresten und Mülleimern in öffentlichen Parks und auf Spielplätzen keinen Halt machen, besteht vor allem für Kinder große Gefahr. Sie können die Situation nicht richtig einschätzen und halten zu wenig Abstand von den niedlichen Tierbabys. Und während „echte” Wildschweine schon flüchten, wenn sich ein Mensch auf 150 Meter nähert, kann die Fluchtdistanz bei Stadtschweinen bei mickrigen fünf Metern liegen. Das bedeutet eben auch, dass die Angriffsdistanz bei fünf Metern liegt.           

Quelle: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz/BerlinOnline

Nützliches Wissen zu Borstenviechern

  • Um das Eindringen in den Garten zu   verhindern, hilft ein hoher Zaun mit Betonsockel, den die Schweine nicht einfach ausgraben oder umstemmen können.
  • Keiler sind meist wesentlich größer als Bachen, zudem sind sie Einzelgänger. Bachen sind im Familienverband unetrwegs. Sie können gefährlich werden, wenn sie ihre Frischlinge verteidigen.
  • Wildschweine greifen nur selten Menschen an. Ruhe bewahren und keinesfalls das Tier bedrängen.
  • Wer Wildschweine füttert, nimmt ihnen die Scheu vor den Menschen und ist Schuld daran, dass es immer mehr Stadtschweine gibt.            sip