Die Windpocken der Erwachsenen

Neuer Impfstoff verhindert schmerzhafte Infektion einer Gürtelrose

Von Dr. Rolf Förster

Herpes zoster, auch als „Gürtelrose“ bekannt, wird durch Reaktivierung des Varizellen-Zoster-Virus verursacht. Mit Shingrix steht nun ein Totimpfstoff gegen Gürtelrose und damit auch gegen die Qual der Post-Zoster-Neuralgie zur Verfügung.  

Wer in seiner Kindheit keine Windpocken durchgemacht hat, kann sich allerdings entspannt zurücklehnen. Doch das sind die wenigsten. 99,5 Prozent aller Erwachsenen hierzulande sind in jungen Jahren an Windpocken erkrankt und tragen seither das verursachender Varizella- Zoster-Virus in sich. Denn nach der Erstinfektion zieht es sich in die sensorischen Ganglien des Zentralnervensystems zurück und bleibt dort lebenslang. Solange es vom Immunsystem in Schach gehalten wird, droht keine Gefahr. Lässt die Immunabwehr aber nach, etwa im höheren Lebensalter, durch permanenten Stress oder unter einer immunsuppressiven Therapie, steigt das Risiko der Reaktivierung dieses Virus.

Es entzündet und schädigt die Nervenbahnen und verursacht in dem betreffenden Hautareal den typischen, meist einseitig auftretenden, äußerst schmerzhaften, juckend-brennenden Hautausschlag – ein Schmerz, den Patienten oft als qualvoll und unerträglich beschreiben. Auch wenn er meist gürtelförmig am Rücken und Bauch auftritt, was der Infektion auch den Namen Gürtelrose gab, können leider auch alle anderen Körperteile betroffen sein, wobei eine Augenbeteiligung besonders gefährlich ist. Die Wahrscheinlichkeit für einen Herpes zoster steigt mit zunehmendem Alter deutlich an, bereits ab dem 50. Lebensjahr. Häufigste Komplikation ist die Post-Zoster-Neuralgie, die mit starken Schmerzen, oft über Monate oder Jahre hinweg, einhergeht. Eine antivirale Therapie kommt häufig zu spät, weil die Diagnose nicht früh genug erfolgt.

Seit Mai 2019 steht nun erstmals ein Totimpfstoff zur Verfügung, der als Regelleistung von den Kassen für Menschen ab 50 Jahren mit einer Immunschwäche oder einer Krankheit, wie z.B. Rheuma, Diabetes oder einer chronischen Atemwegserkrankung sowie für alle Bürger ab 60 Jahren getragen wird. Verabreicht wird der Impfstoff mit zwei intramuskulär zu applizierenden Dosen im Abstand von zwei, maximal sechs Monaten. Nur so lässt sich eine hohe und anhaltende Immunantwort aufbauen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber und seien Sie kein Impfmuffel!

Der Gemeinschaftsschutz gegen Infektionskrankheiten, die sogenannte Herdenimmunität, ist nach Angaben des Robert Koch-Institutes ein sehr wichtiger Vorteil beim Impfen. Ein Mensch schützt mit der Impfung nicht nur sich selbst, sondern indirekt auch die anderen. Wenn ausreichend viele Menschen geimpft sind (80-94 Prozent, je nach Virus), kann sich ein Erreger kaum noch in der Bevölkerung ausbreiten. Erst dann sind auch Säuglinge oder Schwangere geschützt, die zum Beispiel nicht gegen Masern geimpft werden können.     

Kleine Irrtümer

  • Schlanke Menschen sind gesünder und haben eine höhere Lebenserwartung Irrtum: Fitte Dicke mit einem BMI von 26-30 leben am längsten und überstehen schwere Erkrankungen, wie auch Herzinfarkte und Schlaganfälle besser als schlanke „schlappe” Menschen.
  • Abends essen setzt mehr an. Nein, wir haben durchschnittlich einen täglichen Bedarf von 2000 Kcal und wann die aufgenommen werden, ist dem Organismus egal.
  • Das Frühstück ist die gesündeste Mahlzeit des Tages. Bis heute gibt es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass das Frühstück wichtiger sei als andere Mahlzeiten. Die amerikanische Cornflakesindustrie hat diese Behauptung in den 40er-Jahren in die Welt gesetzt. RF